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#Wie ein Lehrstück in Sachen Renntaktik

„Wie ein Lehrstück in Sachen Renntaktik“

Lieber Fußball-Weltmeister? Oder lieber die Flandern-Rundfahrt gewinnen? Für einen kleinen Flandrien, einen belgischen Jungen, ist das eine gemeine Frage, nur schwer zu beantworten. Wer in Flandern geboren wird, im Norden Belgiens, so heißt es, der brauche keine Wiege, der brauche ein Rennrad und sein größtes Ziel sei nicht die Tour de France, sondern die Ronde van Vlaanderen.

Deren 106. Auflage haben die Flamen am Sonntag entlang der 273 Kilometer langen Strecke zwischen Antwerpen und Oudenaarde wieder als Nationalfeiertag begangen. Nachdem der belgische Favorit in diesem Jahr, Wout van Aert, am Freitag wegen einer Corona-Infektion hatte passen müssen, war der Weg frei für ein erbittertes Duell zwischen dem Niederländer Mathieu van der Poel (Team Alpecin-Fenix) und dem slowenischen Tour-de-France-Sieger Tadej Pogacar (Team UAE).

Ein Duell, das bis 100 Meter vor dem Ziel offen war, ehe van der Poel mit einem verzögerten Sprint Pogacar verwirrte, indem er zwei Fahrer, die 30 Sekunden zurückgelegen hatten, auffahren ließ und dann mit einem kurzen Antritt das Rennen gewann, während sich der Slowene mit Platz vier begnügen musste.

Van der Poel, der seit Januar mit einer Rückenverletzung pausiert hatte, war erst vor zwei Wochen beim Klassiker Mailand-Sanremo in die Saison eingestiegen und hatte dort auf Anhieb Platz drei belegt. „Am Anfang war es nicht einmal sicher, ob ich es zu den Klassikern schaffen würde“, sagte er jetzt im Ziel in Oudenaarde. „Nun zu gewinnen, ist unglaublich.“

Die „Ronde“ ist eines der fünf bedeutendsten Eintagesrennen im internationalen Rennkalender. Ob es das schwerste ist, oder ob dieses Schmerzenssiegel Paris-Roubaix gebührt, ist Ansichtssache. Kommt darauf an, welche Kapriolen das Wetter spielt, woher der Wind weht, wie schnell die Fahrer das Rennen machen.

Was die Flandern-Rundfahrt unvergleichlich macht, sind neben diversen Kopfsteinpflaster-Passagen 18 kurze, steile Anstiege, die teils mehrmals überwunden werden müssen. Die sogenannten Hellinge sind auf der Strecke verteilt wie kleine üble Gemeinheiten, dazu da, den Rennfahrern die Energie aus den Körpern zu saugen, sie nach und nach zu entkräften und auf der letzten Schleife des Tages schließlich die Allerbesten aus dem Feld der 165 Fahrer herauszufiltern, auf dass sie die Entscheidung unter sich ausmachen.

Spektakel auf Kopfsteinpflaster: die Flandern-Rundfahrt


Spektakel auf Kopfsteinpflaster: die Flandern-Rundfahrt
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Bild: dpa

Am Sonntag ging das Rennen nach rund 220 Kilometern in seine entscheidende Phase. Drei Hellinge warteten da auf das Feld: zum zweiten Mal der Oude Kwaremont, der Paterberg, der Koppenberg. Am Kwaremont holte das Feld der Favoriten die letzten Ausreißer ein, darunter den famos fahrenden Cottbusser Max Kanter vom Team Movistar. Das Tempo diktierte Tour-Sieger Pogacar, der den giftigen Anstieg für eine erste Demonstration seiner Stärke nutzte. Schaut her, trommelten seine Beine, heute werde ich nicht wie vergangene Woche beim Vorbereitungsrennen Dwars door Vlaanderen den Anschluss verlieren. Heute werde ich gewinnen!

Ausscheidungsfahrt über Hellinge

Dann kam der Paterberg, ein Anstieg der übelsten Sorte: 400 Meter lang, 360 Meter Kopfsteinpflaster, bis zu 20 Prozent steil. Oben waren es immer noch fünfzig Kilometer bis zum Ziel. Nächste Station: Koppenberg. 600 Meter, 22 Prozent steil. Zwei Fahrer an der Spitze. Dylan van Baarle (Team Ineos) und Fred Wright (Bahrain Victorious) 25 Sekunden vor der Gruppe mit den Favoriten. Wieder attackierte Pogacar. Und wieder hielt van der Poel dagegen. Vorjahressieger Kasper Asgreen (Quick-Step) verlor aber den Anschluss, ein Defekt an der Rennmaschine, das war’s für ihn.

Noch 37 Kilometer. Pogacar, van der Poel und der Franzose Valentin Madouas (Team Groupama-FDJ) hatten die beiden Ausreißer eingeholt, das Feld fuhr eine Minute zurück, das Ausscheidungsfahren ging weiter. Jetzt noch zwei Gemeinheiten, und noch einmal die übelsten: der Oude Kwaremont und zum schmerzhaften Abschluss der Paterberg. Am Kwaremont, 18 Kilometer vor dem Ziel, stieg wieder Pogacar aufs Gaspedal, und da waren es nur noch zwei: der Tour-Sieger und van der Poel schossen Rad an Rad über die Kuppe. Paterberg. Noch 13 Kilometer: Pogacar kam trotz aller Anstrengung nicht weg. Die Beine trommelten nicht mehr so laut.

Der Sieger schreit sein Glück heraus: Mathieu van der Poel nach der Ziellinie


Der Sieger schreit sein Glück heraus: Mathieu van der Poel nach der Ziellinie
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Bild: AFP

Van der Poel ging mit ihm auf die letzten, flachen Kilometer. Und im Sprint, so war zu erwarten, würde er die besseren Karten haben. Zumindest auf dem Papier. Das Pokern begann. Startnummer 91, Pogacar, gegen Startnummer 81, van der Poel. Noch zwei Kilometer, beide noch immer Rad an Rad. Noch einen Kilometer, noch 500 Meter, van der Poel vorn, aber er blieb fast stehen. Wollte Pogacar nicht lange im Windschatten mitziehen. Er ließ die 30 Sekunden verrinnen, die Dvlan van Baarle und Valentin Madouas (Groupama-FDJ) hinten lagen, ließ sie hundert Meter vor dem Ziel auffahren, und zog dann im perfekten Augenblick den Sprint an. Pogacar fand sich eingeklemmt von den aufschließenden Fahrern und wurde am Ende nur Vierter. Der Tour-Sieger zahlte Lehrgeld. Van der Poel hatte ihn im Finale vorgeführt.

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