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#Wie ein Pferderennen Australien still stehen ließ

Wie ein Pferderennen Australien still stehen ließ

Die gefederten Hüte blieben im Schrank, der Champagner ungeöffnet, und auch sonst war alles anders als sonst. Der Melbourne Cup ist eigentlich „the race that stops a nation“, doch diesmal war die Nation schon vor dem berühmtesten Pferderennen Australiens mehrfach zum Stillstand gekommen. Aber selbst die Pandemie konnte am Dienstag Millionen Australier nicht davon abhalten, gut drei Minuten lang den Atem anzuhalten. Am Ende siegte das irische Pferd Twighlight Payment vor Tiger Moth und Prince of Arran. Im höchstdotierten Handicaprennen der Welt gab es 4,4 Millionen australische Dollar (2.7 Mio Euro) allein für den Sieger.

Die Online-Flatrate: F+


Zum ersten Mal in seiner 160-jährigen Geschichte aber waren keine Zuschauer auf der Rennbahn im Stadtteil Flemington, normalerweise versammeln sich 80.000 bis 100.000 Besucher im grünen Oval. Melbourne Cup ist der Tag, um im sonst eher formlosen Australien Mode mäßig mal so richtig in die Vollen zu gehen. Hochhackige Schuhe bei den Damen, feine Anzüge bei den Herren gehören zur Ausstattung, der Wettbewerb um die feinsten Outfits ist vielen erheblich wichtiger als die edlen Vierbeiner. Der spätere Verlauf des Tages ist häufig der Beweis, dass Pumps mit hohen Absätzen und in Strömen fließender Schaumwein eine gefährliche Kombination darstellen.

Diesmal war das alles mangels Zuschauer anders, auch wenn nach Schätzungen trotzdem umgerechnet rund 180 Millionen Euro verwettet wurden. Das bedeutet, dass jeder Australier im Durchschnitt mehr als sieben Euro auf den Melbourne Cup setzt, in diesem Jahr besonders viel online, etwas weniger in den Wettbüros, die es in Metropolen in fast jedem Stadtteil und auf dem Land in jeder Kleinstadt gibt. Das Rennen hat eine dermaßen große Bedeutung, dass in Melbourne der erste Dienstag im November sogar ein offizieller Feiertag ist.

Wie in der Kolonialzeit

In diesem Jahr war den fünf Millionen Bewohnern von Australiens zweitgrößter Stadt besonders zum Feiern zumute, nach einem zweiten, Wochen langen drakonischen Lockdown scheinen sie das Coronavirus gebremst zu haben, in den vergangenen Tagen hatte es keinen einzigen Fall mehr gegeben. Trotzdem erlaubte die Regierung keine Zuschauer, es durfte nur in Kleingruppen gefeiert werden. Glücklicherweise spielte das Wetter mit, bei fast 30 Grad und Sonnenschein trafen sich viele im Freien, um den besonderen Tag zu genießen, nachdem sie wochenlang kaum ihre Wohnungen verlassen durften. Außerhalb ihrer eigenen vier Wände dürfen sich in Melbourne derzeit zehn Menschen versammeln.

Seit Ausbruch der Pandemie haben in Australien die Bundesstaaten weitgehend ihre Grenzen geschlossen, manch einer fühlt sich an koloniale Zeiten vor der Vereinigung zum Staat Australien 1901 erinnert, vor allem für Bewohner des Bundesstaates Victoria blieben die einheimischen Schlagbäume geschlossen, weil in einer zweiten Virus-Welle Tausende erkrankten und Hunderte starben. Zum großen Verdruss der „Melbournians“ wurde der zweite Höhepunkt ihres Sportjahres in Queensland ausgetragen. Das Endspiel im Australian Rules Football fand in Brisbane statt – mit einer Mannschaft aus Melbourne und einer aus dem benachbarten Geelong.

Ein totes Pferd in Perth

Immerhin musste der Melbourne Cup nicht in Brisbane Cup oder – der ultimative Albtraum für jeden Einwohner Melbourns – in Sydney Cup umbenannt werden, die Austragung auf der Rennbahn in Flemington stand nie in Zweifel. Das war aber nicht weiter verwunderlich, schließlich hatte es die Pferderenn-Industrie geschafft, als einzige Sportart, während der gesamten Coronavirus-Krise keine einzige Pause einzulegen. Ein Spötter aus der Szene witzelte, dass Wetter in aller Welt zeitweise nur auf australische Pferderennen oder Fußball in Belarus setzen konnten. Nach Schätzungen arbeiten auf dem fünften Kontinent rund 70.000 Menschen in der Renn-Industrie.

Normalerweise finden auf den anderen großen Rennbahnen im Land am Melbourne Cup Day ebenfalls Renntage mit mehreren zehntausend Zuschauern statt, die pünktlich um 15.00 Uhr zum Rennen in Melbourne zugeschaltet werden. Diesmal war dies nur in Perth der Fall, der ohnehin schon geographisch isolierte Bundesstaat Westaustralien ist seit Monaten für alle anderen Australier tabu und hat seit Wochen keine Corona-Fälle. 20.000 feierten aus der Rennbahn in Perth, als wäre nie etwas gewesen.

Die gute Stimmung trübte allerdings die Verletzung des Mitfavoriten Anthony Van Dyck. Das Pferd brach sich 350 vor dem Ziel die Fessel und musste eingeschläfert werden. Es war bereits das siebte Pferd in den vergangenen acht Jahren, das das 3200 Meter lange Ausdauerrennen nicht überlebte. In Australien hat sich in den letzten Jahren mehr und mehr Widerstand gegen das berühmte Rennen unter dem Motto formiert, „nup to the cup“ (Nein zum Cup) formiert.

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