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#Wie ein VW-Käfer, der 300 Leute transportiert

„Wie ein VW-Käfer, der 300 Leute transportiert“

Eine Sache will Christoph Witte unbedingt loswerden. Das, woran der Technische Leiter der Bodensee-Schiffsbetriebe mehrere Jahre lang gearbeitet hat, ist für die künftige Generation gedacht. „Wir müssen aufpassen, dass wir den Fokus nicht verlieren“, sagt Witte mit Blick auf die derzeitigen Weltkrisen, durch die in seinen Augen die Gefahren des Klimawandels im öffentlichen Bewusstsein in den Hintergrund geraten.

Schiffe mit Verbrennungsmotor gelten als Klimasünder. Die Bodensee-Schiffsbetriebe haben deshalb eine neue Ära im Wasser­verkehr eingeläutet: Seit dieser Woche ist die erste elektrisch betriebene Fähre im Einsatz. Laut Witte ist es das derzeit größte Elektroschiff Deutschlands. Als Zeichen dafür, dass das Team damit ein wichtiges Signal für die Zukunft setzen möchte, habe man Kinder die Fähre taufen lassen – nicht mit Sekt, sondern mit Wasser aus dem Bodensee.

Benannt nach der Insel Mainau, soll das Schiff künftig etwa 300 Menschen auf die Blumeninsel und ans Nordufer des Sees bringen können. Zwei Motoren leisten insgesamt 40 Kilowatt. „Das entspricht der Leistung eines VW Käfers“, sagt Witte. Die 1000 Kilowattstunden starke Batterie der Fähre wird nachts aufgeladen, es dauert mehrere Stunden.

Bislang nur kleine Schiffe ersetzbar

Um den alten Fahrplan beibehalten zu können, fährt das Schiff zwischen Unteruhldingen und der Insel Mainau zunächst nur nachmittags. In der kommenden Saison soll sich das ändern, Witte zufolge soll die Fähre dann eines der kleineren Dieselschiffe der Flotte vollständig ersetzen. Für die größeren Dieselfähren, die bis zu 1000 Menschen transportieren können, gebe es derzeit noch keine nachhaltige Lösung, so Witte, daran werde gearbeitet.

Sieht von innen nicht viel anders aus als gewöhnliche Passagierschiffe, fühlt sich aber anders an: Dir E-Fähre „Insel Mainau“


Sieht von innen nicht viel anders aus als gewöhnliche Passagierschiffe, fühlt sich aber anders an: Dir E-Fähre „Insel Mainau“
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Bild: dpa

Entspannung dürfte an Board nicht ­fehlen: Um möglichst wenig Energie zu verbrauchen, fährt das Schiff nur mit einer Geschwindigkeit von 15 Kilometern je Stunde. Das sei zwar langsamer als die Diesel-Fähren, so Witte, das Fahrerlebnis sei aber gänzlich anders: „Es ist mehr ein Gleiten über den See. Man hört nichts und das Schiff erzeugt nur sehr kleine Wellen.“ Der Spagat zwischen Natur- und Umweltschutz sei hier, etwa im Gegensatz zu Windrädern, „absolut gelungen“. Auch die Fahrgäste seien begeistert, würden das Schiffsteam auf die neue Technik ansprechen.

Probleme gab es zur Genüge

Wittes Lieblingsplatz auf der fünfzehnminütigen Überfahrt befindet sich unterhalb der Solarzellen auf dem Dach, die bei Sonne etwa ein Fünftel des Strombedarfs des Schiffes decken können. „Das ist im Halbschatten, von der Seite kommt Luft. Das Licht wird gebrochen, wie unter einem Laubbaum.“

Weniger idyllisch war es in den Wochen zuvor zugegangen, Probleme gab es zur Genüge. Eigentlich hätte die E-Fähre seit Mitte Juli ihren Dienst verrichten sollen. Im Juni aber wurde sie beschädigt, als sie für weitere Arbeiten an Land geholt wurde. Auch mit Lieferproblemen durch den Ukrainekrieg hatten die Schiffs­bauer zu kämpfen.

Bald ein Streckenrekord?

Getauft wurde das Passagierschiff schon im Juli. Funktioniert die E-Fähre wie gedacht, wollen Witte und sein Team schon 2025 ein zweites, baugleiches Schiff einsetzen. Im kommenden Jahr wollen die Bodensee-Schiffsbetriebe zudem eine Fähre testen, die mit Bio-Flüssiggas betrieben wird. Bis 2035 soll die gesamte Flotte klimafreundlich sein.

Auch bei der Bauweise der „Insel Mainau“ wurde auf Energiesparsamkeit geachtet. Viele Teile des Schiffs sind aus Aluminium, um es so leicht wie möglich machen. Die Fähre ist ein Katamaran, die zwei Kufen müssen weniger Energie aufwenden, um gegen den Wasserwiderstand anzukommen.

„Technisch gesehen hat das Schiff unsere Erwartungen voll übertroffen“, sagt Witte. Die Fähre habe eine Reichweite von etwa 180 Kilometern. Er habe sich bereits auf der Webseite der Guinness-World-Records angemeldet, um zu schauen, welche Höchstleistungen E-Schiffe bislang schon geschafft haben. 210 Kilometer etwa habe er schon gesehen, das sei nicht unmöglich zu knacken. „Mal gucken, ob wir nächstes Jahr eine Rekordfahrt aufstellen.“

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