Wissenschaft

Wie geht es den Bienen in Deutschland?

Am 20. Mai ist Weltbienentag. Aus diesem Anlass berichten Experten, wie es den Wild- und Honigbienen in Deutschland und weltweit geht und wie sich ihre Bestände entwickeln. Was wird in Deutschland für die Erholung der Bienenbestände getan und was kann jeder Einzelne von uns tun, um Lebensräume für Bienen zu schaffen?

Neben den vom Menschen als Nutztier gehaltenen Honigbienen (Apis mellifera) sind auch Wildbienen (Apoidea) für uns und die Natur wichtig. Denn sie bestäuben Pflanzen und tragen so zu deren Verbreitung und zur Artenvielfalt bei. Zudem sichern sie unsere Ernährung, indem sie Obst und Gemüse bestäuben und damit Menge und Qualität der Früchte verbessern. „Rund 75 Prozent unserer Obst-, Gemüse- und Ölsaatenkulturen sind zumindest teilweise auf Bestäuber angewiesen – dabei spielen Wildbienen eine besonders wichtige Rolle“, sagt Alexandra-Maria Klein von der Universität Freiburg.

Die zahlreichen Wildbienenarten sind an jeweils unterschiedliche Umweltbedingungen angepasst und ergänzen die Arbeit der Honigbienen. „So fliegen etwa Hummeln auch bei kühlem, windigem oder leicht regnerischem Wetter, wenn Honigbienen ihre Aktivität einschränken. Langrüsselige Hummelarten wiederum können tiefe Blüten wie die der Gartenbohne bestäuben – eine Aufgabe, an der Honigbienen oft scheitern“, erklärt Klein.

Wildbienen auf Nahrungssuche

Doch im Gegensatz zu den Honigbienen sind Wildbienen äußerst wählerisch. „Häufig sammeln sie Nektar nur an wenigen oder sogar nur an einer einzigen Pflanze. Fehlt diese Pflanzenart, gibt es auch die auf sie spezialisierte Wildbienenart nicht“, erklärt die Veterinärmedizinerin Ilka Emmerich von der Universität Leipzig.

Diese selektive Futterwahl bedroht die Wildbienen weltweit. Von den rund 600 bekannten in Deutschland heimischen Bienenarten sind bereits 40 ausgestorben und mehr als die Hälfte gefährdet, wie Emmerich berichtet. Von den rund 2.000 Wildbienenarten in Europa und mehr als 20.000 weltweit stehen ebenfalls immer mehr auf der roten Liste der gefährdeten Tierarten. „Viele haben den Status bedroht“, sagt Emmerichs Kollegin Julia Dittes. „Ursachen dafür sind vielfältig und menschgemacht.“

Bedrohung durch den Menschen

So führen vor allem eine intensive Landwirtschaft mit Monokulturen und Pestizide dazu, dass das Angebot an naturnahen Lebensräumen mit Blühpflanzen und Nistplätzen für Wildbienen schwindet. „Die Rodung von Wäldern und die Verstädterung in vielen Ländern der Erde vernichten zusätzlich Lebensräume und führen zum Insektensterben, von dem nicht nur die Wildbienen betroffen sind“, so Dittes. Die Honigbienen haben mit denselben Problemen zu kämpfen. Sie sind jedoch zusätzlich durch unsachgemäße Haltung bedroht.

Foto von den Bienenexpertinnen Julia Dittes und Ilka Emmerich in Imkerkleidung
Die Bienenexpertinnen Julia Dittes (links) und Ilka Emmerich (rechts) pflegen die Bienenvölker der Veterinärmedizinischen Fakultät der Universität Leipzig. © Jens Emmerich, Privat

„Imkern erfreut sich nach wie vor großer Beliebtheit und findet als naturnahes Hobby immer wieder neue Begeisterte“, sagt Emmerich. So gibt es in Deutschland zwar mit circa einer Million sehr viele Honigbienenvölker, es komme aber vor, dass Halter diese nicht beim Veterinäramt oder der Tierseuchenkasse melden und sich nicht richtig um die Insekten kümmern. „Erkranken die Völker dann an übertragbaren Krankheiten, sind auch umliegende Imkereien gefährdet, und gezielte Bekämpfungsmaßnahmen werden erschwert“, so Emmerich.

Wie kann man Bienen schützen?

Um die Zahl der Wildbienen wieder zu erhöhen, muss vor allem deren Nahrungs- und Nistplatzangebot wieder steigen. „Wir müssen als Menschen endlich beginnen, nicht nur Lebensräume zu erhalten, sondern auch wieder zurückzugeben. Dazu kann jeder einzelne mit einfachen Maßnahmen einen Beitrag leisten – zum Beispiel indem er Blühflächen anlegt, Nistmöglichkeiten mit vielseitig durchdachten Insektenhotels schafft, weniger Flächen versiegelt oder eine wilde Ecke im Garten zulässt“, erklärt Dittes.

In einem bienenfreundlichen Garten oder neben einem Feldweg blühen im Idealfall über das Jahr hinweg jederzeit eine oder mehrere Pflanzensorten. „Wildbienen brauchen Nahrung, Nistplätze und vielfältige Landschaftsstrukturen – idealerweise alles möglichst nah beieinander. Deshalb ist ein Mosaik aus Blühflächen, Hecken, offenen Bodenstellen und Totholz entscheidend“, ergänzt Klein. „Solche Maßnahmen lassen sich mit relativ geringem Aufwand umsetzen – und bringen oft mehr als viele denken.“

Wer keinen Garten hat, kann sich auch in lokalen Mitmachaktionen zum Schutz der Bienen engagieren. Der „Bienenwald Sachsens“ schafft beispielsweise neue Lebensräume für Bienen und andere bedrohte Insektenarten, die auch den Herausforderungen des Klimawandels statthalten. „Die Initiative ‚Deutschland summt‘ greift den Gedanken des Bienenschutzes deutschlandweit auf und fördert verschiedene Projekte zum Anlegen von Blühwiesen“, so Emmerich.

Quellen: Universität Leipzig, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg im Breisgau




Das FISCHER Raum-Klimamesser aus Edelstahl misst präzise Temperatur und Luftfeuchtigkeit. Autark, umweltfreundlich und made in Germany – ein Design-Klassiker!

€ 84,99

Wenn Ihnen der Artikel gefallen hat, vergessen Sie nicht, ihn mit Ihren Freunden zu teilen. Folgen Sie uns auch in Google News, klicken Sie auf den Stern und wählen Sie uns aus Ihren Favoriten aus.

Wenn Sie weitere Nachrichten lesen möchten, können Sie unsere Wissenschaft kategorie besuchen.

Quelle

Ähnliche Artikel

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Schaltfläche "Zurück zum Anfang"
Schließen

Please allow ads on our site

Please consider supporting us by disabling your ad blocker!