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#Wie Geld Kriege gewinnt

Wer im Krieg reichlich finanzielle Mittel zur Verfügung hat, hat gute Chancen auf den Sieg. Diese informelle Annahme hat eine Studie nun empirisch bestätigt. Analysen von mehr als 700 zwischenstaatlichen Konflikten zeigen, dass höhere Militärausgaben die Siegeschancen deutlich erhöhen. Insbesondere zusätzliche Einnahmen aus Rohstoffexporten können dadurch über Sieg oder Niederlage entscheiden, berichtet das Forschungsteam. Das hat auch Relevanz für aktuelle Konflikte wie in der Ukraine.

Seit Jahrhunderten ist bekannt, dass finanzielle Ressourcen einen erheblichen Einfluss darauf haben, wer einen Krieg gewinnt. So konnte sich das Römische Reich vor allem dank seiner wirtschaftlichen Überlegenheit auch militärisch zur Großmacht entwickeln. Bis heute spielt Geld in zwischenstaatlichen Konflikten eine bedeutende Rolle. Im aktuellen Konflikt zwischen Russland und der Ukraine sorgen steigende Rohstoffpreise dafür, dass Russland trotz Sanktionen zusätzliche Einnahmen aus Öl und Gas erwirtschaftet und so mehr Geld ins Militär stecken kann. Die Erfolgschancen der Ukraine hängen dagegen in hohem Maß von der finanziellen Unterstützung aus dem Westen ab.

Über 700 Konflikte analysiert

Doch lässt sich ein Zusammenhang zwischen Geld und militärischem Erfolg tatsächlich über anekdotische Berichte hinaus nachweisen? Und wenn ja, wie stark ist der Einfluss? Um diese Fragen zu beantworten, hat ein Team um Jonathan Federle vom Kiel Institut für Weltwirtschaft (IfW) nun mehr als 700 reale zwischenstaatliche Konflikte analysiert, die zwischen 1977 und 2013 stattfanden. Dabei teilten sie den Ausgang jeweils in Sieg, Unentschieden oder Niederlage ein und werteten aus, inwieweit ein Zusammenhang zu Militärausgaben und Einnahmen aus Rohstoffverkäufen bestand.

„Unsere Studie zeigt, wie Geldströme die Machtverhältnisse in zwischenstaatlichen Konflikten verschieben können“, erklärt Federles Kollege Moritz Schularick. Eine plötzliche Steigerung der Staatseinnahmen etwa aus Rohstoffverkäufen ermöglicht es Staaten, ihre Militärausgaben zu steigern und somit ihre Chancen auf einen Sieg deutlich zu erhöhen. Damit lässt sich erstmals kausal sagen: Länder gewinnen Kriege aufgrund ihrer finanziellen Mittel.“

Rohstoff-Profite fördern Kriegserfolg

Insbesondere betrachteten die Forschenden sogenannte Windfall-Profite, also unerwartete Zusatzeinnahmen durch eine veränderte Marktlage, beispielsweise für Rohstoffe. Als Fallbeispiel für die enge Beziehung zwischen Rohstoffverkäufen und militärischem Erfolg nennen Federle und seine Kollegen den Konflikt zwischen Libyen und dem Tschad in den 1980er Jahren. Hohe Ölpreise sicherten dabei lange Libyens Überlegenheit. Doch als die Preise 1986 einbrachen, weil Saudi-Arabien dem Weltmarkt billiges Öl zur Verfügung stellte, musste Libyen seine Truppen aus den besetzten Gebieten im Tschad zurückziehen.

Den Forschenden zufolge ist der Einfluss zusätzlicher Einnahmen auf den militärischen Erfolg erheblich: „Unsere Analysen zeigen, dass ein Windfall-Profit in Höhe von zehn Prozent des Brutto-Inland-Produkts die Wahrscheinlichkeit eines Unentschieden anstelle einer Niederlage oder aber die eines Sieges anstelle eines Unentschiedens um etwa 3,2 Prozentpunkte erhöht“, berichten sie. Davon ausgehend, dass nur etwa zehn Prozent der zusätzlichen Einnahmen ins Militär fließen, kommen Federle und sein Team zu dem Ergebnis, dass um zehn Prozent höhere Militärausgaben die Erfolgsaussichten um 32 Prozent erhöhen. Ob die zusätzlichen Mittel aus Rohstoffverkäufen oder anderen Quellen wie finanziellen Hilfen stammen, sei dabei zweitrangig.

„Wirtschaftliche Stärke ist ein entscheidender Faktor in der Geschichte vergangener Konflikte und in der internationalen Sicherheitspolitik der Gegenwart“, sagt Federle. „Positive Zuflüsse können die militärische Leistungsfähigkeit in demselben Maße erhöhen, wie negative sie herabsetzen. Damit zeigt unsere Studie wie eng wirtschaftliche Stärke und militärische Leistungsfähigkeit miteinander verknüpft sind.“

Quelle: Jonathan Federle (IfW Kiel) et al., Kieler Arbeitspapiere, 2280

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