#Wie Hongkongs Schüler indoktriniert werden sollen
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„Wie Hongkongs Schüler indoktriniert werden sollen“
Grundschulen in Hongkong sollen ihren Schülern künftig schon von der ersten Klasse an erklären, dass eine geheime Zusammenarbeit mit dem Ausland die nationale Sicherheit gefährden kann. Die Hongkonger Bildungsbehörde veröffentlichte am Freitag entsprechende Comics, in dem eine Eule vor Terrorismus, Untergrabung der Staatsgewalt, Sezession und dem Gebaren ausländischer Mächte warnt. Kinder in den Klassenstufen eins bis drei sollen zudem lernen, wie sie sich zu verhalten haben, wenn die chinesische Nationalflagge gehisst wird. Sie sollen die Hymne auswendig lernen und erklärt bekommen, dass Soldaten zu ihrem Schutz da sind.
Die neuen Bildungsinhalte sind Teil einer Lehrplanreform, die zum Ziel hat, „den Schutz der nationalen Sicherheit“ als Querschnittsthema in unterschiedlichen Fächern zu verankern. Die Hongkonger Behörde kommt damit einer Vorgabe aus dem „Sicherheitsgesetz“ nach, das im vergangenen Juni in Kraft getreten ist. Damals hatte die Regierung versichert, dass sich das Gesetz gegen einige „wenige“ radikale Kräfte richte. Die neuen Lehrpläne zeigen nun, dass es vielmehr ein Instrument für eine grundlegende gesellschaftliche Transformation ist.
Die Reform hat zwei Stoßrichtungen: Zum einen sollen die Schüler zu „gesetzestreuen“ Bürgern erzogen werden, wobei bestimmte Formen des Protests kriminalisiert werden. China reagiert damit auf die Tatsache, dass Schüler einen erheblichen Anteil an der Protestbewegung von 2019 hatten. Zum anderen zielen die Lehrinhalte darauf ab, den Schülern eine nationale Identität und ein gesamtchinesisches Heimatgefühl zu vermitteln. Genau das ist China seit der Rückgabe Hongkongs durch die Briten im Jahr 1997 bisher nicht gelungen.
Suspendierte Lehrer
Im Gegenteil. Sogenannte Lokalisten, die eine spezifische Hongkonger Identität mit teils antichinesischen Untertönen propagieren, bekamen in den vergangenen Jahren immer mehr Zuspruch. Ihren Höhepunkt erreichte diese Entwicklung 2019, als Zehntausende auf den Straßen eine eigene Hongkong-Hymne sangen.
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Nach dem Willen der Schulbehörde soll das neue Heimatgefühl unter anderem im Fach Erdkunde durch Ausflüge auf das chinesische Festland gefördert werden. Sie schlägt zum Beispiel einen Besuch des Drei-Schluchten-Staudamms vor oder die Besichtigung von Maßnahmen gegen das Vordringen der Wüste in der Provinz Ningxia. Viele jüngere Hongkonger waren noch nie oder nur selten auf dem Festland, das wenige Kilometer nördlich der Stadtmitte beginnt. Das gilt selbst für solche Bewohner, deren Eltern vom Festland stammen.
Für die höheren Klassenstufen ist zum Beispiel vorgesehen, Chinas territoriale Ansprüche auf weite Teile des Südchinesischen Meers zu vermitteln. Diese wurden von einem internationalen Schiedsgericht 2016 für rechtswidrig erklärt.
Ein Sprecher der Bildungsbehörde sagte, den Schulen komme eine zentrale Rolle bei der Prävention von Verstößen gegen das nationale Sicherheitsgesetz zu, „um die Notwendigkeit von Unterdrückung und Strafe zu minimieren“. Die Behörde rief die Schulen zudem auf, sicherzustellen, dass ihre Lehrer keine Inhalte vermitteln, die gegen das „Sicherheitsgesetz“ verstoßen. In den vergangenen Monaten wurden mehrere Lehrkräfte mit dieser Begründung suspendiert. Einige Peking-treue Abgeordnete setzen sich dafür ein, dass in den Klassenräumen Kameras installiert werden, um den Unterricht zu überwachen. Sie unterstellen Lehrern, ihre Schüler gegen die Regierung aufzuhetzen.
Sonst kommt die Polizei
In einem am Donnerstag verbreiteten Schreiben an alle Bildungseinrichtungen der Sonderverwaltungsregion werden auch internationale Schulen aufgefordert, ihren Schülern, „ein korrektes und objektives Verständnis“ der Inhalte des nationalen Sicherheitsgesetzes zu vermitteln. Außerdem sind Kindergärten angehalten, Grundlagen zu legen, um die Kinder in späteren Lernschritten „auf ein Verständnis ihrer eigenen Verantwortung zur Gewährleistung der nationalen Sicherheit vorzubereiten“.
In Festlandchina ist diese Art von patriotischer Erziehung von Grundschulkindern seit Jahrzehnten üblich. Erst am Freitag wurden neue Richtlinien für Jungpioniere (von sechs Jahren an) veröffentlicht, in denen es heißt, sie seien eine „Reservekraft für den Aufbau des Sozialismus“, und es sei nötig, ihr Ehrgefühl zu stärken. In Hongkong allerdings war es bisher üblich, an Schulen die Fähigkeit zum kritischen Denken zu vermitteln.
Der für Bildung zuständige Beamte Kevin Yeung sagte am Freitag, Schuldirektoren und Lehrer könnten zur Verantwortung gezogen werden, wenn sie ihre Schüler nicht daran hinderten, gegen das „Sicherheitsgesetz“ zu verstoßen. Laut der neuen Richtlinien sind sie angehalten, in solchen Fällen die Polizei zu rufen. Dabei geht es zum Beispiel um das Zeigen verbotener Protestsymbole oder das Rufen von verbotenen Parolen wie „Befreit Hongkong, Revolution unserer Zeit“.
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