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#Standortvorteil: Was in Amerika wirtschaftlich besser läuft

Die USA werden als robust, dynamisch und generell „pro business“ empfunden, anders als Deutschland. Kein Wunder, dass viele deutsche Unternehmen lieber in Amerika investieren.

Die Chefs deutscher Unternehmen lenken Investitionen zunehmend in die Vereinigten Staaten. Im vergangenen Jahr steckten sie mehr Geld in US-Projekte als je zuvor. Eine Umfrage der Deutsch-Amerikanischen Handelskammer unter deutschen Niederlassungen in den USA offenbarte, dass 95 Prozent der teilnehmenden Firmen binnen den nächsten drei Jahren ihre Investitionen ausweiten wollen. Fast drei Viertel wollen ihre US-Belegschaft noch dieses Jahr vergrößern.

Die Vorliebe für die USA hat mehrere Gründe. China, einer der wichtigsten Standorte für Investitionen und Absatz der deutschen Wirtschaft, verliert an Attraktivität. Die Wachstumsraten schrumpfen, während der Staat weiter lokale Konkurrenz heranzüchtet und Märkte abschottet. Dazu kommen geopolitisch motivierte Beschränkungen: Der Westen und allen voran die Vereinigten Staaten wollen verhindern, dass sich China mit westlicher Technologie zu einem unbesiegbaren Hegemon entwickelt. Die Vereinigten Staaten drängen deshalb darauf, dass Hightechhalbleiter und spezielle Produktionstechnik nicht nach China geliefert werden.

Die USA sind ein attraktiver Standort für Unternehmen

De facto übernehmen sie damit die Exportkontrolle von Hightechprodukten nach China und beeinflussen Investitionsentscheidungen dort. Länder und Unternehmen lassen sich das gefallen, weil sie sonst sogenannte Sekundärsanktionen der USA und das Risiko in Kauf zu nehmen hätten, vom amerikanischen Markt abgeschnitten zu werden. Dafür aber sind die Vereinigten Staaten viel zu attraktiv als Standort. Deutsche Unternehmen finden die Vereinigten Staaten anziehend, weil sich das Land als ungewöhnlich robust, dynamisch und innovativ erweist, anders als die alte Heimat empfunden wird. Die USA haben die Pandemiekrise schneller überwunden als jedes andere Industrieland. Im Vorjahr verzeichnete das Land trotz hoher Zinsen sogar einen Boom, auf den deutsche Wirtschaftspolitiker nur mit Neid gucken konnten.

Berechtigte Klagen über wachsenden Protektionismus verstellen den Blick auf die Tatsache, dass die Vereinigten Staaten zusammen mit Kanada und Mexiko eine der größten Freihandelszonen der Welt bilden, an der man als deutsches Unternehmen mit internationalen Ambitionen teilhaben möchte. Die unter Präsident Joe Biden beschlossenen gewaltigen Subventionsprogramme für Infrastruktur, Chipfertigung und den klimagerechten Umbau von Industrie und Verkehr haben ihre fragwürdigen Aspekte. Denn sie begünstigen die heimische Produktion auch zulasten freundlich gesonnener Handelspartner. Sie beflügeln aber zugleich einen Trend, der schon seit Jahren im Gang ist. Unternehmen diversifizieren ihre internationale Produktion, um näher an ihren Kunden zu sein, um von niedrigen Energiekosten zu profitieren und um geopolitische oder handelspolitische Risiken zu minimieren.

Schneller und weniger bürokratisch

Europa scheut selbst ebenfalls nicht vor einer mit Subventionen gespeisten Industriepolitik zurück. Der amerikanische Weg ist aber offenkundig schneller und weniger bürokratisch. Unternehmer, die vor der Standortwahl etwa für neue Batteriefabriken standen, entschieden sich zuletzt für die Vereinigten Staaten. Eine Rolle spielt die politische Willkommenskultur. In der Regel versuchen Gouverneure und Lokalpolitiker in den USA, es Investoren so leicht wie möglich zu machen, eine Fabrik, ein Forschungslabor oder ein Warenlager zu errichten. Bundesstaaten haben Spielraum in der Steuerpolitik und können deshalb über fiskalische Anreize Investoren locken, während es – anders als in Deutschland – keinen Länderfinanzausgleich gibt, der fiskalische „Underperformance“ belohnen würde.

Damit sind US-Politiker motiviert, freundlich zu Investoren zu sein. Auf Unternehmer, die in Deutschland Fabriken errichten wollen, warten generelle Skepsis und regelmäßig ein zäher Kampf gegen Bürgerinitiativen, einige Lokalpolitiker und eine komplexe Genehmigungsbürokratie. Das gibt es in den Vereinigten Staaten nur in abgeschwächter Form. Hier überwiegt die Freude auf jemanden, der investieren will.

Zugegeben, das Land hat eigene Standortprobleme. Es fehlen Fachkräfte, und das Rechtssystem begünstigt eine Klageindustrie, die Geschäfte erschweren mag. Doch generell ist die Haltung „pro business“. Die Vorstellung, der „Faktor Trump“ könnte deutsche Investitionen bremsen, ist vermutlich falsch. Ein Präsident Donald Trump im Weißen Haus wäre nur ein Faktor von vielen und bei allen verachtenswerten Eigenschaften nicht unbedingt schlecht fürs Geschäft.

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