#Wie in Frankfurt Obdachlose medizinisch behandelt werden
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„Wie in Frankfurt Obdachlose medizinisch behandelt werden“
Sprechstunde: Pfleger Mihály Ötvös führen ein Gespräch mit einem Diabetes-Patienten, der oft in ihre Ambulanz kommt. Die Ärztin Maria Goetzens und der
Bild: Ilkay Karakurt
Sepsis, gebrochene Nase, Psychose: Ein ganz normaler Tag in der Elisabeth-Straßenambulanz in Frankfurt. Ärzte und Pflegekräfte versorgen hier Menschen ohne Krankenversicherung.
Der Mann weint. „Nur eine Maus, eine Maus“, sagt er immer wieder auf Serbisch und starrt auf seinen Mittelfinger, der in einem dunklen Bad aus Braunol liegt, einem Desinfektionsmittel. Der Finger ist auf die doppelte Größe angeschwollen. Über das Handgelenk und den Unterarm zieht sich ein roter Strich bis zum Ellenbogen. Das ist die Infektion der Lymphbahn. Sie wandert den Körper immer weiter hinauf. Wenn sie sich ausbreitet, kann es zu einer Blutvergiftung kommen. Die Folge: Amputation. Oder Tod. Wenn die Infektion die Organe erreicht, geben sie auf. „Ein klassischer Fall“, kommentiert Maria Goetzens. Die Ärztin leitet seit 1989 die Elisabeth-Straßenambulanz, in die der Mann mit dem Rattenbiss gekommen ist. Ihr Grundsatz: „Ich muss in Beziehung zu den Menschen treten, ihr Vertrauen gewinnen, damit ich überhaupt behandeln kann.“ Und darum führt Goetzens Beziehungen mit Menschen, in deren Haaren Nissen kleben und die keinen einzigen sauberen Pulli im Schrank haben – weil sie keinen Schrank haben, meistens.
Goetzens weiß, was zu tun ist. Nach dem Braunolbad und einer Dosis Antibiotikum muss der Mann in die Klinik. Die Kollegen dort können überprüfen, ob der Knochen im Finger schon betroffen ist, ob im schlimmsten Fall schon eine Operation nötig ist. Die Ärztin fackelt darum nicht lange, ruft selbst in einem nahen Krankenhaus an und macht einen Termin aus. „Kannst du ihn bringen?“, fragt sie die Zahnarzthelferin Ivana Culjak. „Der kommt sonst nicht an.“ Kurzer Blickwechsel. Auf der Behandlungsliege ist der Patient etwas in sich zusammengesackt. Die fünf Bier, die er als Schmerzmittel getrunken hat, wirken. Ivana Culjak nickt. Zu ihrem Job gehört nicht nur, Speichelsauger zu halten oder Zähne mit einem Sandstrahler zu traktieren. Manchmal muss sie eben auch jemanden eskortieren.
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