Nachrichten

#Wie kann das denn sein?

Die zweimalige Pannenlandung ei­nes hochbetagten Regierungsflugzeugs in der Wüste passt zu dem Bild, das man inzwischen von Deutschland und seiner „Flugbereitschaft“ haben kann. Ein betagtes, gebraucht gekauftes und vor einem Jahrzehnt aufgefrischtes Passagierflugzeug soll Deutschlands Staatsspitzen und Toppolitiker in alle Welt fliegen und dabei auch deutsche Ingenieurskunst re­präsentieren. Oft wurden die Ziele erreicht. Wenn es nach mitunter schwierigen diplomatischen Missionen in fernen Metropolen oder wüsten Gegenden wieder auf die Rückreise ging, empfing Politiker und De­legation an Bord der Flug­zeuge mit liebenswürdiger Crew und nüchtern-nobler Atmosphäre auch ein Stück Heimat.

Doch immer wieder kam es bei der „Konrad Adenauer“ oder der „Theodor Heuss“, so die gewichtigen Namen der beiden A340-300-Flugzeuge, zu haarsträubenden Pannen. Das ging bis hin zu einer Notlandung mit Kanzlerin und Finanzminister an Bord, als einmal alle Funkgeräte ausfielen. Während damals 19 Staats- und Regierungschefs das G-20-Treffen in Südamerika schon einmal begannen, war Deutschlands Kanzlerin mit dem Ersatzverkehr per Linienflugzeug un­terwegs.

Spätestens damals, vor fünf Jahren, hätte sie handeln müssen, hätte aber auch die Verteidigungsministerin sagen sollen: So geht’s nicht weiter. Immerhin bequemte der damalige Finanzminister Olaf Scholz (SPD) sich zu einigen Ersatzbestellungen. Leider viel zu spät. Der Abbruch einer lange geplanten Asien-Pazifik-Reise von Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) mit dem Altflugzeug macht das Land und seine Repräsentanten zum Gespött.

Viel Improvisationskunst

Auch das Ansehen der Flugbereitschaft leidet weiter. Dabei wird dort mit viel Improvisationskunst daran gearbeitet, die Aufträge der Politik zu erfüllen, derweil Regierung und Parlament der Luftwaffe gleichzeitig das Material vorenthalten, das für einen soliden Betrieb nötig wäre. Das gilt im Übrigen für die gesamte Bundeswehr. Auch gemeinsam hat man sich etwas vorgemacht, wie immer öfter in Deutschland.

Der havarierte A340 von Abu Dhabi soll nämlich noch am Dienstag das „Flaggschiff“ der Flugbereitschaft gewesen sein. So schrieb es jedenfalls das Reklameteam des Verteidigungsministeriums auf der aktuellen Homepage. Noch am Montag schwärmten Sprecher der Bundes­regierung vom phantastischen Wartungszustand – natürlich Weltklasse.

Fluguntaugliche Flaggschiffe

Dann fand sich mit dem Inspekteur der Luftwaffe, Ingo Gerhartz, immerhin einer, der die beiden Flaggschiff-Flieger zu dem erklärt, was sie offenkundig sind: fluguntauglich. Keine zwölf Stunden nach dem abermaligen Reiseabbruch über dem Emirat ließ er die betroffene Maschine und ihr Schwesterflugzeug zur unverzüglichen Ausmusterung bestimmen. Kapitän, Ko-Pilot und übrige Crew packten ihre Sachen und mussten mit ei­nem Linienflugzeug nach Hause zu­rückkehren. Möglicherweise wird Abu Dhabi nun zur letzten Ruhestätte für das Flugzeug mit der Kennung 16+1, oder jemand kauft es billig. Auch ein trauriges Schicksal.

Der Entschluss der Luftwaffen-Chefs, getroffen in Abstimmung mit dem Verteidigungsministerium, bringt jetzt für diejenigen Unannehmlichkeiten, die zuvor jahrelang die Zustände in der „Weißen Flotte“ der Luftwaffe hingenommen haben: Regierung und Parlament. Denn für die beiden ausgemusterten Großraumflugzeuge gibt es vorläufig keinen Ersatz. Das wird spürbare Auswirkungen auf den Flugbetrieb mit größeren Delegationen haben. Am Rande der Süffisanz teilte die Luftwaffe am Dienstagabend mit: „Der Regierungsflugbetrieb der Anforderungsberechtigten ist im Rahmen der festgelegten Priorisierung weiterhin gewährleistet.“ Diese Priorisierung orientiert sich an der protokollarischen Bedeutung der Ämter und Ressorts. Ganz oben etwa steht der Bundespräsident, ziemlich weit hinten auf Platz 23 das Entwicklungshilfeministerium.

Pech gehabt

Übersetzt bedeutet das für die meisten: Pech gehabt. Nur wenn sie richtig wichtig sind, können sie mit der Luftwaffe fliegen. Für den Bundespräsidenten und den Bundeskanzler dürfte es noch reichen, aber bei Ministerreisen wird es schon eng. Es könnte also etwas länger dauern, ehe Annalena Baerbock wieder mit großer Begleitung nach Sydney, Auckland oder Fidschi reisen kann.

Zwar verfügt die Flugbereitschaft über drei moderne A350 mit großer Reichweite. Doch einer davon befindet sich noch für Monate im VIP-Umbau der Kabine, der andere wird gewartet. Das nächste neue Flugzeug soll erst im Spätsommer 2024 eintreffen. So bleibt also dank einer Mischung aus Geiz und Überheblichkeit nur ein einziges Flugzeug, das die Regierung in einer Welt voller Kriege und Krisen und Umbrüche für größere Delegationsreisen nutzen kann. Nicht gerade ein Ausdruck von Industrienation und Mittelmacht, eher von Abstieg und Verzwergung.

Wenn Ihnen der Artikel gefallen hat, vergessen Sie nicht, ihn mit Ihren Freunden zu teilen. Folgen Sie uns auch in Google News, klicken Sie auf den Stern und wählen Sie uns aus Ihren Favoriten aus.

Wenn Sie an Foren interessiert sind, können Sie Forum.BuradaBiliyorum.Com besuchen.

Wenn Sie weitere Nachrichten lesen möchten, können Sie unsere Nachrichten kategorie besuchen.

Quelle

Ähnliche Artikel

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Schaltfläche "Zurück zum Anfang"
Schließen

Please allow ads on our site

Please consider supporting us by disabling your ad blocker!