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#Wie klingt ein Vogelkonzert in Helsinki?

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Wie klingt ein Vogelkonzert in Helsinki?

Im Frühling 2020 erlebte der apokalyptische Begriff des „stummen Frühlings“, wie ihn Rachel Carson in ihrem gleichnamigen Umwelt-Bestseller aus dem Jahr 1962 beschwört, plötzlich eine unerwartete neue Bedeutung: Das Herunterfahren menschlichen Treibens im ersten Corona-Lockdown ließ der Vogelwelt auf einmal mehr Raum, sich akustisch in Szene zu setzen. Von wegen „Silent Spring“! Was es da zu hören gab, sobald Autos und Flugzeuge verstummt waren, ließ viele Menschen staunen. Einer von ihnen: Michael John Gorman, Gründungsdirektor des neuen Museums für Biowissenschaften und Umwelt, Biotopia in München. „Das war wirklich beeindruckend“, schwärmt der gebürtige Dubliner am Telefon.

Gerade der morgendliche Gesang, wenn die Vögel besonders aktiv seien, sei ein starker Indikator für die Gesundheit eines Ökosystems. „Ich dachte mir: Wenn man immer im Mai die Morgenkonzerte aufnehmen würde, zur selben Zeit von denselben Orten, könnte man sehen, wie sich die akustische Landschaft über die Jahre verändert.“ Er habe daraufhin mit der Stiftung Kunst und Kultur sowie dem Förderkreis Biotopia gesprochen, und gemeinsam sei es ganz schnell gegangen: Innerhalb von drei Wochen entwickelten er und sein Team die Bürgerwissenschafts-Plattform „Dawn Chorus“. Mehr als 5000 Vogelkonzerte aus fünfzig Ländern wurden auf dieser globalen Klang-Landkarte inzwischen hochgeladen.

Zilpzalp und Zaunkönig im Wettstreit

Die knappe Entwicklungszeit damals brachte es mit sich, dass manches noch verbesserungswürdig war, etwa die Benutzerfreundlichkeit. Eine App musste her, und die gibt es seit Mai 2021 dank der Förderung durch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien im Rahmen des Programms „Neustart Kultur“. Die „Dawn Chorus“-App ist kostenlos und erleichtert den Aufnahme- und Hochladeprozess, außerdem wurde die Qualität der Uploads standardisiert, was deren wissenschaftliche Auswertung verbessern soll. Und weil sich das Naturkundemuseum Biotopia als Schnittstelle zwischen Wissenschaft, Kunst und Gesellschaft versteht – wissenschaftlich unterstützt und beraten vom Max-Planck-Institut für Ornithologie in Seewiesen und dem Bio-Akustik-Pionier Bernie Krause, der beispielsweise in seinem Buch „Das große Orchester der Tiere“ vom Ursprung der Musik in der Natur erzählt –, haben die Multimedia-Künstler Mika Johnson und Marcel Karnapke ein zusätzliches Schmankerl für die App entwickelt. Ihr Art-Feature namens „Sonic Feather“ lässt zu, dass man durch Berühren des Bildschirms eine Aufnahme Vogelgesangs in eine bunte, sich verwirbelnde Grafik verwandelt. Eine hübsche Spielerei.

Ein Schmankerl der neuen Dawn-Chorus-App: Auf Wunsch tanzen „Sonic Feathers“ durchs Bild.


Ein Schmankerl der neuen Dawn-Chorus-App: Auf Wunsch tanzen „Sonic Feathers“ durchs Bild.
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Bild: Mika Johnson & Marcel Karnapke; Biotopia

Die App soll natürlich nicht nur eine Beschäftigungstherapie für gelangweilte Großstädter sein, sondern vor allem der Wissenschaft dienen. Gorman erklärt, Ziel sei eine Datenbank, die künftigen Algorithmen erlaube, in einem komplexen Vogelkonzert einzelne Arten zu erkennen. Zwar gebe es schon ganz gute Apps, wie etwa „Zwitschomat“, die einzelne Vogellaute zuordnen könnten. Aber im Herausfiltern aus vielkehligen Chören kämen sie an ihre Grenzen. „Bisher ist die menschliche Intelligenz darin immer noch besser als die künstliche“, sagt Gorman. Nur bleiben manchmal auch die Angaben der Nutzer etwas unscharf, wenn sie etwa „Meise“ und „Krähe“ nicht näher bestimmen. Wissenschaftlich belastbare Erkenntnisse zur Verbreitung der Vogelarten auf Basis der akustischen Daten sind vorerst zwar noch Zukunftsmusik, doch eine, an der auch mithilfe der App weiter komponiert werden soll.

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