#Wie Merck die Energiewende schaffen will
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„Wie Merck die Energiewende schaffen will“
Drei Dachflächen für Photovoltaik auf dem Merck-Campus in Darmstadt, das klingt gut, aber auch nicht nach allzu viel. Und selbst mit dem mehr als zehn Mal so großen, 7000 Megawatt starken Solarpark, den der Chemie- und Pharmahersteller an seinem Standort in Gernsheim plant, und den Sonnenkollektoren, die an allen Neubauten installiert werden: Mehr als ein Zehntel des jährlichen Strombedarfs des weltweit größten Standorts des Unternehmens wird sich aus der klimafreundlichen Energiequelle nicht gewinnen lassen.
Und trotzdem sieht Kai Beckmann, in der Merck-Geschäftsführung unter anderem zuständig für die Sparte Electronics und den Standort Darmstadt, in der gerade präsentierten Solaroffensive einen wichtigen Schritt hin zu Mercks großem Ziel: Von 2040 an will der Konzern, der weltweit mehr als 60.000 Menschen beschäftigt, klimaneutral wirtschaften.
„Und jeder Teil trägt dazu bei“, sagt Beckmann. Immerhin sind die neuen Photovoltaikanlagen so groß, dass der Gernsheimer Park an sonnigen Tagen mehr Strom produziert als dort gebraucht wird. Er wird dann nach Darmstadt weitergeleitet, und auch dort könne die Energie vom Dach zu einzelnen Zeitpunkten einen hohen Anteil des Strombedarfs abdecken, ergänzt Mercks Energiemanager Stefan Müller.
Günstige und sichere Energieversorgung
Ohnehin geht es dem Unternehmen nicht nur darum, sich im Sinne des Klimaschutzes neu aufzustellen. Mindestens genauso wichtig sei es, für die Energieversorgung Verlässlichkeit und Bezahlbarkeit sicherzustellen, heben alle Verantwortlichen hervor. Für alle drei Ziele geht man bei Merck davon aus, dass die Energieversorgung kleinteiliger und von der jetzigen Hauptquelle Erdgas auf verschiedene Technologien und Primärenergie umgestellt werden muss. Wobei die Rechnung nur aufgehen könne, wenn zugleich der Bedarf deutlich sinkt.
Bereits in den Jahren 2007 bis 2020 sei es im Rahmen eines Effizienzprogramms gelungen, den Energieverbrauch in den hessischen Werken um ein Viertel zu reduzieren, sagt Matthias Bürk, Leiter des weltweit größten Standorts Darmstadt, der 12.500 Menschen Arbeit gibt. 2022, nach dem Energieschock infolge von Russlands Krieg gegen die Ukraine, seien die Kennzahlen noch intensiver studiert und 78 mehr oder minder große Maßnahmen umgesetzt worden, um den Sparaufrufen zu folgen und die gestiegenen Energiekosten im Rahmen zu halten.
Flexible Arbeitsplätze
So verzichten 3500 Merck-Angestellte auf feste Schreibtische und eigene Büros und sind näher mit den Kollegen zusammengerückt. Ganze Gebäude und etliche Etagen müssten deshalb in diesem Winter nicht geheizt werden, führt Bürk aus. „Energieeinsparungen bleiben das zentrale Element.“ Potenzial gebe es noch. Gerade werden Lüftungsintervalle in den Produktionsräumen überprüft und die Abwärme-Ströme verfolgt, es laufen Versuche, auch kältere Abluft wieder in den Kreislauf einzufügen.
Vorbildlich sparsam sind die neuen Gebäude, die Merck errichtet hat oder gerade noch baut,wie etwa das neue Ausbildungszentrum. Hier werden alle Technologien genutzt, die der nachhaltige Markt gerade hergibt: Geothermie, Wärmepumpe, Photovoltaik. Insgesamt 1,5 Milliarden Euro investiert der Konzern in die Modernisierung seines Standorts. Die Umstellung der Energieversorgung ist Teil des Investitionsprogramms, zu dem auch die drei Photovoltaik-Anlagen und der Solarpark gehören. Für deren Planung hat Merck mit dem Energieversorger Entega zusammengearbeitet.
„Wir träumen noch vom Wasserstoff“
Diese Partnerschaft soll fortgeführt werden. Laut Energiemanager Stefan Müller wird der gesamte Gebäudebestand gerade auf seine Eignung für Solaranlagen überprüft. Es kommt auf die Statik an, zudem stehen auf manchen Dächern bereits Kühlaggregate oder ähnliche Anlagen, auch eine gewisse Mindestgröße scheint sinnvoll. Aber es sei recht wahrscheinlich, dass weitere Anlagen hinzu kommen. Zumal der Strombedarf steigt, wenn etwa kühlere Abwärme über Wärmepumpen erhitzt werden muss, um sie nutzen zu können.
Trotzdem bleibt die rechnerische Energielücke von 90 Prozent und die Tatsache, dass Erdgas der wichtigste Energieträger für den Hersteller ist, weil er für die Produktion von Arzneimitteln oder Materialien für die Halbleiterindustrie viel Prozesswärme braucht. Daran lässt sich nicht sparen und dafür fällt den Verantwortlichen auch nur eine Lösung ein: Wasserstoff. Den es noch lange nicht in großem Maßstab gibt. „Wir träumen noch vom Wasserstoff“, sagt Beckmann und wird etwas konkreter: Auch mit der Entega entwickle man Pläne für Pipelines, diskutiere den Bedarf und die Frage, ob Merck den grünen Energieträger zukaufen oder selbst produzieren könne.
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