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#Wie schafft man ein virales Meme?

Wie schafft man ein virales Meme?

Frau Ayele, wir haben gerade einen motivierenden Spruch auf ein Katzenfoto geschrieben, um unsere Kollegin aufzuheitern. Haben wir da ein Meme kreiert – also ein Bild, das kommentiert oder verfremdet im Netz Karriere macht?

Sam Ayele: War es lustig?

Ja, schon.

Ayele: Und Sie haben es an Ihre Kollegin geschickt?

Na klar.

Ayele: Dann war es ein Meme! Memes müssen vor allem eines sein – lustig. Die typischsten Memes bestehen aus einer Bild- und Textkombination. Gerade auf TikTok funktionieren Memes auch mit Videos.

Auch wenn es nur ein paar wenige Menschen sehen?

Ayele: Genau. Denn es gibt ja bei jedem Meme immer eine Ingroup und eine Outgroup, also eine Gruppe Menschen, die das Meme sehen und verstehen, und solche, die keine Ahnung haben.

Es muss also gar nicht – per definitionem – viral gegangen sein?

Ayele: Das lässt sich nicht klar beantworten. Meine Intuition ist aber, dass es sich immer um Memes handelt – egal, wer es versteht, und auch unabhängig davon, wer es erschaffen hat. Solange es als digitales Artefakt existiert und es weitergetragen wurde, ist es ein Meme.

Was ist das erste Meme der Geschichte?

Ayele: Wenn wir die ursprüngliche Definition des Evolutionsbiologen Richard Dawkins nehmen, dann ist ein Mem eine Idee oder ein Verhalten, das durch Nachahmung in einer Gemeinschaft verbreitet wird. Also wie Gene, die von Mensch zu Mensch durch Vererbung weitergegeben werden. Der altgriechische Wortursprung bedeutet „nachgeahmte Dinge“ beziehungsweise „imitieren“. Vermutlich entstand das erste Meme in der Stein- oder Bronzezeit, als die Menschen anfingen, Sprache und Werkzeuge zu verwenden. Das sind die Memes, die unserer Entwicklung wirklich geholfen haben. Was das konkret allererste Meme war, wissen wir leider nicht. Das könnte im Laufe der Zeit verloren gegangen sein.

Und das erste Online-Meme?

Ayele: Der Smiley 🙂 Der hat sich wie ein Lauffeuer verbreitet, und wir nutzen ihn bis heute, in der weiterentwickelten Form des Emoji.

Sind Memes wie eine universelle Sprache, die überall verstanden werden?

Ayele: Ich wünschte, sie wären es. Aber selbst die verständlichsten Memes erreichen Menschen ohne Internet nicht. Und je spezifischer das Meme dann noch ist, desto kleiner wird die Ingroup. Es ist wie bei einer Fremdsprache. Man kann die Syntax einer Sprache verstehen, aber nicht unbedingt die Bedeutung. Die Meme-Vorlage könnte dann etwas wie die Syntax sein, bei der man nach einer Weile versteht, wie sie funktioniert. Die Bedeutung ist dann eine weitere Schicht über dem Meme. Man muss jede Ebene verstehen, um die gesamte Bedeutung des Memes zu ­erfassen.

Yasmina Banaszczuk: Auf TikTok verbinden sich Subkulturen und Gruppen tatsächlich oft über Memes. Sie teilen vergleichbare Erfahrungen und zeigen das auf humoristische oder sarkastische Art und Weise.

Sind Memes ein Zeichen von Kreativität? Oder wird eine Idee einfach zigfach kopiert ohne große geistige Eigenleistung?

Ayele: Memes an sich entsprechen unserer Definition von Kreativität. Zwei völlig getrennte Bausteine werden in einer Art und Weise zusammengefügt, die es so noch nicht gab. Klar gibt es kreativere Memes als andere. Je komplexer ein Meme ist, desto befriedigender ist es für den Betrachter. Denn dann erfordert nicht nur das Erstellen einen gewissen Aufwand, sondern auch das Verstehen des Memes.

Die „Wipe it down Challenge“ war eines der erfolgreichsten Memes auf TikTok im vergangenen Jahr, hier von und mit Will Smith


Die „Wipe it down Challenge“ war eines der erfolgreichsten Memes auf TikTok im vergangenen Jahr, hier von und mit Will Smith
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Bild: @WillSmith/TikTok

Banaszczuk: Um ein Meme zu erstellen, muss man auch etwas von sich hineingeben – seine Meinung, Stimme oder die ganz eigene Sicht auf die Dinge.

Verraten Sie uns doch bitte das Geheimrezept für ein virales Meme.

Ayele: Das kann ich leider nicht. Aber was die Wissenschaft bisher herausgefunden hat: Memes, die viral gehen, vereinen in jedem Fall Unvorhersehbarkeit und Unbekanntes. Es muss glaubwürdig und skalierbar sein, die Nutzer ansprechen und einen Mehrwert haben. Dazu muss ein Meme teilbar sein. Die Leute müssen also denken: „Das wird meinen Freunden auch gefallen“ und es mit ihnen teilen.

Banaszczuk: Ein gutes Meme lässt Spielraum für Interpretationen. Der Nutzer muss das Meme auf sich selbst beziehen können.

Muss es dafür möglich niedrigschwellig sein?

Ayele: Ein gutes Meme lässt Lücken, die gefüllt werden müssen. Wie bei einem Puzzle. Es lässt Raum für den Betrachter zur Interaktionen, statt nur hundert Prozent von dem wiederzugeben, was man selbst denkt. Insgesamt etwa 75 Prozent Inhalt, die anderen 25 Prozent muss der Betrachter ausfüllen.

Sollten seriöse Parteien auf Memes im Wahlkampf setzen?

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