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#Wie sich Blüten öffnen

Wie sich Blüten öffnen

Bevor sich Blüten öffnen, sind sie in Knospen versteckt. Eingepackt in die äußeren, schützenden Blätter, die Kelchblätter, sind alle Bestandteile der Blüte schon angelegt – also Blütenblätter, Staubgefäße und Stempel. Manche Blüten sind von einer festen Schale aus Kelchblättern eingehüllt, die sie erstmal öffnen müssen, bevor sie sich frei entfalten können. Das geht für Pflanzen oft erstaunlich schnell, zumal diese Lebewesen, anders als Menschen und Tiere, keine Muskeln zur Bewegung haben. Stattdessen nutzen Pflanzen gleich mehrere verschiedene Bewegungsweisen, zum Beispiel über Wasserdruck und unterschiedlich starkes Wachstum. Natürlich haben diese beiden Arten unter Wissenschaftlern komplizierte Bezeichnungen, sie heißen Turgorveränderungen und differentielles Wachstum. Wie funktionieren sie genau? 

Madeleine Brühl

Alle Lebewesen bestehen aus Zellen, manche, die allerkleinsten, aus einer einzigen, erwachsene Menschen aus unvorstellbar vielen, nämlich dreißig Billionen Zellen. Alle dieser Zellen sind mit Flüssigkeit gefüllt, und sie können unterschiedlich prall gefüllt sein. Turgor nennt man den Druck, den Flüssigkeit in den Zellen auf die Zellwände ausübt. Je mehr Flüssigkeit sich in einer Zelle befindet, umso größer ist der Druck in dieser Zelle. Das kann man sich ähnlich vorstellen wie bei einer Wasserbombe. Je mehr Wasser in eine Zelle eindringt, umso mehr dehnt sie sich aus und wird größer. Dabei schiebt sie benachbarte Zellen, in denen sich weniger Wasser befindet, zur Seite. 


Bild: F.A.Z.

Wenn sich nun bei Pflanzen viele Zellen in den Blütenblättern gleichzeitig mit Wasser füllen, werden die Blütenblätter größer und schieben die Kelchblätter zur Seite. Die Blüte öffnet sich. Übrigens funktioniert das auch andersherum: Sinkt der Turgor in den Zellen der Blütenblätter, schließt sich die Blüte. Manche Pflanzen, zum Beispiel Gänseblümchen, schließen ihre Blüten jede Nacht.

Der zweite viel genutzte Bewegungsmechanismus bei Pflanzen ist differentielles Wachstum. Differenz heißt Unterschied, es bedeutet also, dass die Blüte in verschiedenen Bereichen unterschiedlich schnell wächst. Wenn die innen liegende Seite eines Blütenblattes schneller wächst als die Außenseite, krümmt sich das Blatt irgendwann. So öffnen zum Beispiel Tulpen ihre Blüten.

Das wussten Wissenschaftler nicht etwa schon seit Ewigkeiten, sondern es wird auch in unserer Zeit noch erforscht. Vor zehn Jahren zum Beispiel haben die amerikanischen Wissenschaftler Lakshminarayanan Mahadevan und Haiyi Liang dieses Phänomen bei Lilien beobachtet. In einem Experiment haben sie die Knospen vier Tage lang jede Minute fotografiert, bis die Blüten vollständig geöffnet waren, und in manche Knospen feinste Schnitte gemacht, um zu schauen, wie das die Blütenöffnung beeinträchtigt. So fanden sie heraus, dass die Blütenblätter an den Rändern doppelt so schnell wachsen wie in der Mitte der Blütenblätter. Das sorgt dafür, dass der Druck in der Knospe immer größer wird, bis diese schließlich aufbricht und sich die Blätter entfalten. 

Das ist übrigens nicht nur für Wissenschaftler interessant, die sich mit Pflanzen beschäftigen. Auch Forscher, die Dinge entwickeln wollen, die sich selbst entfalten können sollen, schauen ganz genau hin, was die Natur ihnen vormacht.

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