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#Wie sieht ein Leben in Freiheit aus?

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Wie sieht ein Leben in Freiheit aus?

Frithjof Bergmann hat früher als andere erkannt, wohin sich die Arbeitswelt entwickeln könnte und sollte. Als er schon an der Stanford-Universität über „New Work“ dozierte, waren die Gründer-Generation von Google noch im Studierendenalter. Später griffen sie Ansätze des Philosophen auf und schufen mit Hilfe seiner Ideen den größten Konzern der Welt, in dem man sich auch noch wohl fühlte. Denn die Konzernspitze räumte ihnen ein, während ihrer Arbeitszeit teilweise auch Dinge zu tun, die nicht unmittelbar mit der Produktivität zu tun hatten und ihnen Spaß machten.

Philipp Krohn

Redakteur in der Wirtschaft, zuständig für „Menschen und Wirtschaft“.

Gespräche mit Bergmann, der 1930 im heutigen Sachsen-Anhalt geboren, in Österreich aufgewachsen und in den Vereinigten Staaten zu einem gefragten Arbeitsphilosophen wurde, beinhalteten eine Formel, die immer wieder auftauchte: „Ist das deutlich geworden? Es geht um etwas, das sie wirklich, wirklich wollen“, wiederholte er ein halbes Dutzend Mal, als die F.A.Z. ihn interviewte, um zu klären, ob die heutige Form der „New Work“ seiner eigentlichen Intention entsprach. „Der Ausdruck ‚Neue Arbeit‘ wird heute in vielen Betrieben angepriesen. Aber um das ‚Wollen‘ geht es nicht“, sagte er.

In der Digitalisierung setzten viele Unternehmen auf Freiräume und auf kreative Teamarbeit. Design Thinking oder Scrum sind Methoden, in denen man das Umfeld eine Zeitlang weglässt, um neue Ideen zu entwickeln. Diese neue Philosophie hat auch eine neue Form von Arbeitsstätten hervorgebracht: mit gemütlichen Sofas, mit gesunden Snacks zu jeder Zeit und mit dem Kicker-Tisch zum Abreagieren. Doch das meinte Bergmann nicht mit neuer Arbeit. 

„Die Welt, in der wir leben wollen“

Seine Idee fand in den siebziger Jahren Anklang in der Autoindustrie. Damals verschärfte sich die Krise der nordamerikanischen Hersteller. General Motors suchte nach Auswegen und ließ sich von Bergmann beraten. „Bei General Motors haben sie versucht, aus der ‚Neuen Arbeit‘ etwas zu machen, das beinahe militärisch organisiert war. Was wir im Sinn hatten, war mehr verknüpft mit den Begriffen von Improvisation, Erfindung, Innovation“, sagte er in unserem Interview. 

Zu seinem Thema war er gekommen, weil er als junger Erwachsener an einem Wettbewerb teilnahm. In einem Aufsatz beschrieb er Ende der vierziger Jahre „die Welt, in der wir leben wollen“. Seine Ausführungen überzeugten die Jury, er gewann ein Studienjahr an der amerikanischen Westküste. Nachdem er eine Vielzahl an Tätigkeiten ausgefüllt hatte, studierte er in Princeton Philosophie und erhielt er Lehraufträge an den besten Universitäten der Vereinigten Staaten. Seit Ende der fünfziger Jahre lehrte er sein Fach an der Universität von Michigan von Ann Arbor. Unweit vom Campus hatte General Motors seine Produktionsstätte. 

In seinen Büchern hat Bergmann grundlegende Fragen zur Arbeitswelt gestellt: Ist das Lohnarbeitssystem zukunftsgemäß? Wie sieht ein Leben in Freiheit aus? Wie kann eine humanere Zukunft gestaltet werden? Unternehmen, Lehrerverbände, Jugendliche und Institutionen der Wirtschaft fragten Bergmann um Rat – und bekamen nicht immer die naheliegendsten Antworten. Fehler, so sagte er in unserem Gespräch, sollten regelrecht zum Zentrum der Überlegungen gemacht werden. „Dass man regelrecht auf Fehler aus ist. Dass man Fehler haben will, weil das nötig ist, um gewisse Ziele zu erreichen“, sagte er. Am Pfingstmontag ist Bergmann im Alter von 90 Jahren gestorben.

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