#Wiederaufbau im Irak: Mossul im Aufschwung

Das Treffen ist keine zehn Minuten alt, da hat der Gouverneur eine bessere Idee. Er sitzt zurückgelehnt in seinem Schreibtischstuhl, verengt die Augen und sagt: „Ich würde lieber etwas herumfahren.“ Und ein Mann wie Najem al-Jubouri, früherer General und jetzt Gouverneur der Provinz Nineveh, ist es gewohnt, dass er in seinem Büro in der Provinzhauptstadt Mossul das Kommando hat. Also steht er auf, ohne eine Antwort abzuwarten, und schreitet aus dem Raum. Eine Traube von Assistenten und Beratern eilt hinterher, gefolgt von zwei beflissenen Kameraleuten, die wie aus dem Nichts erschienen sind. In der Tiefgarage steht schon ein schwarz glänzender Geländewagen bereit, in dem er hinaus in die Dämmerung rollt.

Der Gouverneur weist den Fahrer an, die tiefschwarz getönten Scheiben herunterzulassen. Dann kann man besser sehen, was er alles erreicht hat. Heiße Abendluft umweht Jubouri, der sich zurücklehnt und aus dem Fenster blickt. Die Straßen von Mossul, die vorbeiziehen, strahlen, als hätte man sie für einen Staatsbesuch herausgeputzt. Neonreklamen über vollbesuchten Restaurants tauchen sie in buntes Zwielicht. „Sauberer als in Bagdad ist es hier“, sagt Jubouri. Er wirkt müde und rastlos zugleich, schläft wenig, arbeitet bis spät in die Nacht. Den einen Moment sitzt er teilnahmslos da, als wäre er mit offenen Augen eingeschlafen. Dann entfährt ihm ein tiefes Brummen, als wäre er tief in Gedanken. Im nächsten Moment weist er unvermittelt auf eine frisch asphaltierte Straße, eine neu errichtete Brücke oder den von Gerüsten umrankten Rohbau eines Einkaufszentrums. „Das habe ich auch gebaut“, sagt er dann. Irgendwann soll auch der Traum von einem neuen internationalen Flughafen Realität sein. Das Rollfeld ist schon weitgehend wiederhergestellt.