Wissenschaft

#Wiederauferstehung der Tiere

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Als Tierarten wie Mammut und Beutelwolf ausstarben, hinterließen sie Lücken im Ökosystem. Mit moderner Genchirurgie könnten Forscher Nachbildungen erschaffen – und sie in die Natur entlassen.

von MARTIN ANGLER

Benjamins letzte Tage waren nicht besonders abwechslungsreich. Mal lief er in seinem wenigen Quadratmeter großen Käfig auf und ab, mal sonnte sich der Beutelwolf auf dem kargen Zementboden. Zwischendurch rüttelten Zoowächter am Maschendraht, um das Tier aufzuschrecken. Das zeigen spät aufgetauchte Filmaufnahmen von 1935 aus dem Zoo von Hobart. Das hundeähnliche Raubtier galt lange Zeit als Endling, der letzte seiner Art. Als Benjamin ein Jahr später starb, war das Ende dieser einmaligen Säugetierart besiegelt.

Daran konnte auch ein Erlass der australischen Regierung nichts ändern, der die Beutelwölfe zwei Monate zuvor unter Schutz gestellt hatte. Der halbherzige Rettungsversuch kam Jahrzehnte zu spät. Beutelwölfe hatten lange unter Verdacht gestanden, die Schafe der europäischen Einwanderer zu reißen. Deshalb lobte die Regierung für jeden getöteten Beutelwolf ein Kopfgeld von einem Australischen Pfund aus. Für erlegte Welpen gab es die Hälfte. So endeten Tausende der Beuteltiere als ausgestopfte Trophäen. Jungtiere wurden in Gläser voller Ethanol eingelegt und in Museen gebunkert.

Kompakt

  • Genetiker versuchen anhand von DNA-Schnipseln ausgestorbener Tiere, etwa das Mammut, den Beutelwolf und die Maclear-Ratte wiederauferstehen zu lassen.
  • Doch manche Erbinformationen sind unwiederbringlich verloren. Wenn überhaupt, kann es deshalb höchstens gelingen, eine annähernd ähnliche Art zu erschaffen.

Das hat sich nun als Glücksfall für die Wissenschaft herausgestellt. Denn aus einem der konservierten Welpen gewannen Forscher der University of Melbourne Erbgut, mit dessen Hilfe sie den Beutelwolf wiederauferstehen lassen wollen. Unter der Leitung des Genetikers Andrew Pask will das Team des TIGRR-Labors mit Gentechnik aus dem alten Erbgut ein Tier erschaffen, das dem Beutelwolf möglichst nahe kommt. Es ist der derzeit modernste Versuch, das Aussterben einer Tierart rückgängig zu machen. Die Abkürzung TIGRR steht für „Thylacine Integrated Genomic Restoration Research“ und ist eine Anspielung auf den Zweitnamen des Beutelwolfs (Thylacinus cynocephalus): Tasmanischer Tiger. Grund dafür sind die markanten schwarzen Querstreifen am Hinterteil des Tieres.

Gen-Puzzle mit 30 Millionen Teilen

Um einen neuen Beutelwolf zu erschaffen, benötigen die Forscher zuerst einen vollständigen DNA-Strang. Dieser ließe sich dann in eine Eizelle einpflanzen und von einer Leihmutter einer verwandten Tierart austragen. Aus dem konservierten Welpen konnte Pasks Team zwar Erbgut gewinnen, aber nur Bruchstücke. Tote Zellen enthalten keine vollständigen DNA-Stränge mehr, weil körpereigene Enzyme, Bakterien und Umwelteinflüsse wie Sonneneinstrahlung und saure Böden die Doppelstränge in Millionen kleinste Schnipsel zerstückeln. Je länger eine Probe brachliegt, desto kleiner die Schnipsel.

Das Zusammensetzen dieser Schnipsel vergleicht Pask mit einem Puzzle aus 30 Millionen Teilen. „Sie haben zwar die Schachtel mit allen Teilen, aber ohne das aufgedruckte Bild, das zeigt, wie das fertige DNA-Puzzle aussehen soll“, sagt der Genetiker. Deshalb legten er und sein australisch-deutsches Forscherteam die 108 Jahre alten Beutelwolf-Schnipsel über das bereits entschlüsselte Erbgut des verwandten Tasmanischen Teufels. Wie auf einer Blaupause konnten sie so sehen, wo sich das Erbgut der beiden Tierarten überschneidet und wo es Unterschiede gibt. Dieses entschlüsselte Beutelwolf-Erbgut stimmt mit jenem des Tasmanischen Teufels zu fast 90 Prozent überein.

Die hohe Übereinstimmung täuscht, denn jeder Unterschied in der Erbinformation bedeutet den Verlust spezifischer Gene der Original-Spezies. Das können optische Unterschiede wie die Fellfarbe sein, aber genauso gut funktionale wie beispielsweise das Riech- oder Sehvermögen. Ein Nachbau wäre ohne diese fehlenden Gene nicht vollständig. Mittlerweile hat sich glücklicherweise gezeigt, dass der Beutelwolf einen weiteren Verwandten hat, dessen Blaupause besser passt als jene des Tasmanischen Teufels. Es ist die dickschwänzige Schmalfußbeutelmaus, „Dunnart“ genannt. Auf den ersten Blick ist der Unterschied zu dem bis zu 30 Kilogramm schweren Beutelwolf groß: Der Dunnart wiegt gerade einmal 25 Gramm und gleicht mit seinen großen Augen und Ohren eher einer Wüstenmaus als einem Raubtier. Doch weil der Kleinsträuber näher mit dem Beutelwolf verwandt ist als der Tasmanische Teufel, lassen sich die DNA-Schnipsel des Beutelwolfs besser auf dessen Erbgut aufbringen.

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