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#Wilde Hunde auf der Balkan-Route

Wilde Hunde auf der Balkan-Route

Im Wurzacher Ried im Kreis Ravensburg fühlt sich der Goldschakal offenbar schon heimisch. Im Mai 2020 gelang es einem Ornithologen erstmals, das Tier zu fotografieren. Seitdem läuft der Schakal bei seinen Streifzügen durch das Moorgebiet immer wieder vor die eigens für ihn aufgestellten Fotofallen. Auch im Nationalpark Hainich in Thüringen und im Landkreis Vogelsberg in Hessen wurden einzelne Goldschakale über längere Zeiträume hinweg immer wieder gesichtet. Dabei ist Canis aureus eigentlich in wärmeren Gefilden beheimatet: auf dem Balkan, im Nahen Osten, in Indien und Südasien. Nun breitet sich das scheue Raubtier jedoch immer weiter nach Norden aus. Über die genauen Gründe können Ökologen bisher nur Vermutungen aufstellen.

Rebecca Hahn

Rebecca Hahn

Freie Autorin in der Wissenschaft der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung.

„Deutschland ist eines der Länder, die aktuell an der Front des Ausbreitungsgeschehens zu stehen scheinen“, sagt Jörg Tillmann vom DBU Naturerbe, einer gemeinnützigen Tochtergesellschaft der Deutschen Bundesstiftung Umwelt. Seit 1997 habe es dreißig eindeutige Nachweise von Goldschakalen in Deutschland gegeben, neun davon allein im vergangenen Jahr. Wie viele der Wildhunde aktuell in Deutschland leben oder auf der Durchreise sind, lässt sich nicht genau sagen. Die Zahl der Goldschakale in Europa insgesamt wird auf 70.000 bis 117.000 Tiere geschätzt.

Zwischen Wolf und Fuchs

Für Laien ist der Goldschakal auf den ersten Blick nicht leicht als solcher zu erkennen. Mit einer Schulterhöhe von 44 bis 50 Zentimetern wird er etwas größer als ein Fuchs. Seine Rute ist im Vergleich zum Körper jedoch deutlich kürzer. Charakteristisch für den Goldschakal ist außerdem das namengebende gelblich-graue Fell. Damit erinnert er mitunter sogar an einen Wolf, auch wenn er längst nicht an dessen Körpermaße heranreicht.

In den 1960er Jahren wurden auf dem Balkan sowohl der Goldschakal als auch der Wolf gezielt verfolgt und mit Giftködern getötet. Außerdem verlor er in Süd- und Osteuropa weite Teile seines Lebensraums, unter anderem infolge der immer intensiveren Landnutzung durch den Menschen. In großen Gebieten war er daraufhin ganz ausgestorben. Erst durch Schutzmaßnahmen und ein Verbot von Giftködern erholte sich die Population wieder. „Mittlerweile geht es dem Goldschakal in den Balkan-Staaten wieder sehr gut“, sagt Tillmann. „Diese Populationserholung ist wahrscheinlich ein Hauptgrund dafür, dass sich der Goldschakal weiter ausbreiten kann.“

Schnee mag er nicht, aber den gibt es hier ja immer weniger

Auch der zeitweilige Rückgang des Wolfs könnte dazu beigetragen haben, dass der Goldschakal in neue Gebiete vordringen konnte. „Dadurch, dass der Wolf in manchen Gebieten ausgerottet war, ist Platz für kleinere Beutegreifer entstanden“, sagt die Wildtierökologin Jennifer Hatlauf, die an der Universität für Bodenkultur Wien ein Forschungsprojekt zu Goldschakalen leitet. Jetzt, da sich beide Arten vermehrt ausbreiten, sei es interessant zu beobachten, wie sich Wolf und Goldschakal in Zukunft ihren Lebensraum teilen werden. „In Kerngebieten von Wolfsrudeln werden sich kaum Goldschakale ansiedeln“, sagt Hatlauf. „In Randgebieten kann aber durchaus eine gemeinsame Nutzung des Lebensraums vorkommen.“

Viele Ökologen sehen auch in der Klimaerwärmung einen Faktor für die Ausbreitung der Tierart. Der Wildhund meidet normalerweise Regionen, die im Winter mit einer hohen Schneedecke bedeckt sind. „Der Goldschakal bevorzugt schneearme Winter und warme Sommer“, sagt Jörg Tillmann. Insofern profitiere er durchaus vom Klimawandel. In den letzten Jahren hätten außerdem zeitweilige Überflutungen und Dürren auf dem Balkan Wanderbewegungen ausgelöst. Andere Forscher sehen das skeptisch. „Der Goldschakal wurde auch schon in Skandinavien nachgewiesen. Das zeigt, dass er genauso gut unter extremen Bedingungen existieren kann“, sagt Felix Böcker von der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg. Eher vorstellbar sei, dass grundsätzliche Veränderungen in der Nutzung der Kulturlandschaft zu einer Ausbreitung des Goldschakals beitragen.

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