Wissenschaft

#Zum Datensalat der AfD – Gesundheits-Check

„Zum Datensalat der AfD – Gesundheits-Check“

Welch eine Aufregung in der vergangenen Woche um die Sterbefall-Daten, die die AfD nach einer Anfrage von Abrechnungsdaten bei der Kassenärztlichen Bundesvereinigung am Montag auf einer Pressekonferenz präsentiert hat. Von einem gewaltigen Sprung bei ausgewählten Todesursachen 2021 gegenüber den Vorjahren 2016 bis 2019 war die Rede, und davon, dass das eigentlich nur durch die Coronaimpfung zu erklären sei.

Die querdenkenden Foren sahen ihre immer wieder vorgebrachte Behauptung vom massenhaften Impftod einmal mehr belegt, Leute mit Erfahrung im Umgang mit Gesundheitsdaten haben umgehend widersprochen, Grundlage zahlreicher Fakten-Check-Artikel in großen und kleinen „Mainstream-Medien“.

Gestern hat das Statistische Bundesamt die Todesursachenstatistik 2021 veröffentlicht. Kurz bin ich schon darauf eingegangen. Hier noch mal zum Selber-Anschauen die Verläufe der von der AfD für ihre Pressekonferenz ausgewählten Todesursachen seit 1998. Das Zeitfenster, das die AfD in den KBV-Daten angeschaut hat – mit dafür völlig ungeeigneten Daten – ist das rot umrandete.

Es gibt bei den ausgewählten ICD-Ziffern keine Sprünge. Die größten Fallzahlen bringt die ICD-Ziffer R99 in den ICD-Korb der AfD ein – eine Sammelkategorie, in der alles Mögliche enthalten ist, darüber könnte man einen eigenen Blogbeitrag schreiben. Legt man durch den langfristen Trend der R99-Fälle eine Trendkurve, so liegt die Zahl 2021 genau im Trend. Die zweitgrößte Zahl bringt die ICD-Ziffer R98 ein, sie ging entgegen dem langjährigen Trend 2020 und 2021 sogar etwas zurück. Der Rest ist Kleinmist und zeigt auch keinen dramatisch ansteigenden Trend.

Wenn die AfD und ihr „Datenanalyst“ Tom Lausten jetzt sagen, sie konnten doch nicht wissen, dass ihnen die KBV einen auf Arztbesuche 2021 selektierten Datensatz geschickt habe, sie seien davon ausgegangen, hier seien die Sterbefälle aller gesetzlich Versicherter enthalten, so zeugt das von multipler Fahrlässigkeit im Umgang mit den angefragten Daten. Weder haben sie darüber nachgedacht, ob die KBV überhaupt repräsentative Daten zu Sterbefällen haben kann, noch, ob die Fallzahlen der Jahre vor 2021 halbwegs zu denen der Todesursachenstatistik passen – bis 2020 lag die Todesursachenstatistik ja zur Pressekonferenz vor. Auch die Krankenhausstatistik übrigens, die stationäre Sterbefälle dokumentiert, anders als die KBV-Daten sogar unter Einschluss der Privatversicherten.

Was bleibt, ist die Frage nach den Toten der Jahre 2016-2019 in den KBV-Daten, für die 2021 noch Leistungen niedergelassener Ärzte dokumentiert wurden. Seitens des ZI heißt es, es handle sich ggf. um seltene Eingabefehler bei händischer Codierung (man verarbeite jährlich Milliarden ICD-Codes) oder Fehler bei den Abrechnungen selbst, letztere seien dann im Abrechnungsverfahren korrigiert worden, nicht mehr im Datensatz der KBV. Wenn dem so ist, hätte die KBV das bei der Datenübergabe an die AfD besser idiotensicher dazugeschrieben. Und für Eingabefehler sollten vielleicht künftig sensiblere Plausibilitätsroutinen programmiert werden.

Wenn Ihnen der Artikel gefallen hat, vergessen Sie nicht, ihn mit Ihren Freunden zu teilen. Folgen Sie uns auch in Google News, klicken Sie auf den Stern und wählen Sie uns aus Ihren Favoriten aus.

Wenn Sie an Foren interessiert sind, können Sie Forum.BuradaBiliyorum.Com besuchen.

Wenn Sie weitere Nachrichten lesen möchten, können Sie unsere Wissenschaft kategorie besuchen.

Quelle

Ähnliche Artikel

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Schaltfläche "Zurück zum Anfang"
Schließen

Please allow ads on our site

Please consider supporting us by disabling your ad blocker!