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#„Wir lassen das nicht mit uns machen“

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„Wir lassen das nicht mit uns machen“

Am Montag sitzen Alexandra Popp, Almuth Schult und DFB-Präsident Fritz Keller vor ihren Laptops. Popp ist Kapitänin der Nationalmannschaft, Schult deren Torhüterin, beide spielen für den VfL Wolfsburg. Sie sprechen mit dem Präsidenten über die strukturelle Benachteiligung von Frauen im Fußball. „Es war wichtig, dass Herr Keller unsere Einstellung mitbekommen hat und gemerkt hat: So läuft es derzeit, aber so kann es nicht weitergehen“, sagt Schult am Donnerstag am Telefon, drei Tage nach dem Gespräch. Dass die drei sich persönlich kennenlernten, liegt an einem Mann und seiner sexistischen Aussage.

Stefanie Sippel

„Frauen haben auf dem Fußballplatz absolut nichts zu suchen“, hatte Heiko Vogel, Trainer der zweiten Mannschaft von Borussia Mönchengladbach, am 30. Januar zur Schiedsrichter-Assistentin Vanessa Arlt gesagt. Am 9. März urteilte das Sportgericht des Westdeutschen Fußball-Verbandes: 1500 Euro Geldstrafe, Sperre für zwei Spiele. Außerdem kam Vogel selbst die charmante Idee, zusätzlich sechsmal das Frauenteam von Mönchengladbach zu trainieren, als Annäherung. Der Verband stimmte zu – und gab dem Sexismus eine zusätzliche Ebene.

Nur noch schlimmer

„Es ist eine Frechheit, dass das als Strafe auferlegt wurde“, sagt Schult.„Die Frauen wurden nicht einmal gefragt, ob sie das überhaupt wollen.“ Seit das Urteil bekannt wurde, ist einiges passiert. Zuerst versuchte Sportdirektor Max Eberl, die Sache zu entschärfen: Vogel habe damit seine Wertschätzung für den Frauen- und Mädchenfußball ausdrücken wollen. „Die Reaktion hat das nicht entkräftet, sondern nur noch schlimmer gemacht“, sagt Schult. Lea Schüller, Stürmerin vom FC Bayern und der Nationalmannschaft, äußerte sich in der „Stuttgarter Zeitung“: „Wie man so etwas heutzutage noch als Strafe ansetzen kann – da fehlen mir ein bisschen die Worte. Wer auch immer dafür verantwortlich ist, es ist ja lächerlich“, sagte sie. Sie machte das am Verein vorbei, wie ein Pressesprecher des FC Bayern andeutete. Das „schwierige“ Thema sei nun „zu“, weil Schüller sich schon geäußert habe.

Am Dienstag entschuldigte Vogel sich für seine diskriminierende Aussage. Er habe nicht gewollt, dass sein Vorschlag als Teil der Strafe verstanden werde. Der Druck war hoch, am Samstag veröffentlichte Alexandra Popp auf Instagram einen offenen Brief, im Namen von allen Spielerinnen der ersten und zweiten Frauen-Bundesliga. „Dieses Urteil diskriminiert alle Frauen im Sport und speziell im Fußball“, heißt es darin. Sie forderten den DFB auf, aktiv zu werden. Hannelore Ratzeburg, die einzige Frau im DFB-Vorstand, pflichtete den Spielerinnen bei.

Längst geht es nicht mehr nur um den Vorfall, sondern um die Anerkennung von Frauen im Sport allgemein. „Wir haben ein Zeichen gesetzt. Wir lassen das nicht mit uns machen. Wir wollen Respekt und Anerkennung für Frauen im Sport“, sagt Schult. Für die Torhüterin ist Teil des Problems, dass Frauen und Männer an verschiedenen Orten trainieren. „In vielen Vereinen ist es so, dass nicht auf dem gleichen Gelände trainiert wird. In Mönchengladbach zum Beispiel sieht vermutlich niemand eine Frau im Training. Die wenigsten Männer sehen, dass Frauen Fußball spielen.“ Häufig gebe es nicht einmal einen gemeinsamen Kraftraum. Einen Ort, an dem Austausch stattfinden könnte.

Schult erlebt immer wieder, dass sie als Fußballspielerin nicht ernst genommen wird. „Ich würde mir mehr Empathie von manchen Männern wünschen. Wenn du immer belächelt wirst, bei einem Sport, den du liebst, ist das nicht schön.“ Schult denkt dabei auch an die gesellschaftliche Verantwortung des Fußballs. Joe Biden hat diese Woche zwei Spielerinnen der Nationalmannschaft eingeladen und seine Unterstützung für ihren Kampf um Lohngleichheit zugesagt. „Von einer gleichwertigen Konferenz mit Herrn Steinmeier können wir nur träumen“, sagt Schult. „Wir wollen ja nicht mal die Hälfte, sondern nur, dass der Mädchenfußball mehr gefördert wird“, sagt Schult.

Und Vogel? Der hält an seinem Plan fest, die Frauen zu trainieren. „Natürlich nur, wenn die Frauen das auch wollen.“

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