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#„Wir müssen mutig vorangehen“

„Wir müssen mutig vorangehen“

Frau Byanyima, was ist die größte gesundheitliche Bedrohung für die Welt?

Peter-Philipp Schmitt

Zurzeit richtet sich die ganze Aufmerksamkeit auf Covid-19, mit mehr als 40 Millionen Infektionen und mehr als einer Million Toten. Die Pandemie ist aber mehr als nur eine Gesundheitskrise, sie ist auch eine Sozial-, Wirtschafts- und Gerechtigkeitskrise. Zu viele Menschen sind schon gestorben, viele weitere haben ihre Arbeit verloren. Die sozioökonomischen Auswirkungen unterwandern Aids- und viele weitere Gesundheitsprogramme auf der ganzen Welt.

Werden Gelder von der Aids-Forschung abgezogen und für die Corona-Forschung eingesetzt?

HIV und Covid-19 sind zwei aufeinanderprallende Epidemien, die wir gemeinsam angehen müssen. Man kann nicht Gelder im Kampf gegen eine der beiden Epidemien zugunsten der anderen abziehen – wir müssen parallel daran arbeiten. Glücklicherweise laufen die Aids-Programme mit wenigen Unterbrechungen weiter. Wir verfolgen das aber sehr genau und würden sofort Alarm schlagen, wenn es nicht so wäre.

Millionen von Menschen sind an Aids gestorben. Es gibt bis heute keinen Impfstoff. Und plötzlich scheint es ganz einfach zu sein, einen Impfstoff gegen Covid-19 zu entwickeln.

Um die Ziele für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen verfolgen zu können, müssen wir Covid-19 schnellstmöglich in den Griff bekommen. Wir bei UN-Aids sind sehr besorgt, weil wir es hier mit zwei Pandemien gleichzeitig zu tun haben. Aber wir dürfen im Kampf auch gegen jede andere Seuche, wie Tuberkulose und Malaria, nicht nachlassen. Das Thema Gesundheit steht ganz oben auf der politischen Agenda. Wir dürfen jetzt nicht zurückfallen in eine Vor-Covid-19-Zeit.

Gibt es mehr Anstrengungen beim Kampf gegen Sars-CoV-2, weil das Virus wirklich jeden bedroht?

Ja. Covid-19 bedroht jeden von uns. Unser aller Leben ist aus den Fugen geraten, diese Pandemie hat uns zudem daran erinnert, wie stark unsere Welt und wir alle miteinander verbunden sind. Wie es UN-Generalsekretär António Guterres schon sagte: „Niemand ist sicher, bevor nicht alle sicher sind.“ Das Virus kennt keine Grenzen, diese globale Pandemie erfordert globale Solidarität und globale Lösungen.

Sie fordern einen „Volksimpfstoff“. Was genau meinen Sie damit?

Damit meine ich das Gegenteil von einem Impfstoff, der auf Profit aus ist. Ein Impfstoff, der für alle gleichermaßen und unentgeltlich zur Verfügung steht, wenn er gebraucht wird. Gesundheit ist ein Menschenrecht, da darf deine Hautfarbe, dein Geldbeutel oder deine Geburtsurkunde nicht zum Maßstab genommen werden, ob du geimpft wirst oder nicht. Ein Volksimpfstoff richtet sich auch gegen den Impfstoff-Nationalismus, wie wir ihn seit Monaten erleben mussten. Die reichen Nationen repräsentieren nur 13Prozent der Weltbevölkerung, und dennoch haben sie sich den Zugriff auf die Hälfte aller Impfstoffdosen der derzeit führenden Covid-19-Impfstoffkandidaten gesichert. Unsere Volksimpfstoff-Allianz wächst allerdings, zu ihr gehört unter vielen anderen auch der ehemalige deutsche Bundespräsident Horst Köhler.

Winnie Byanyima fordert „das Gegenteil von einem Impfstoff, der auf Profit aus ist.“


Winnie Byanyima fordert „das Gegenteil von einem Impfstoff, der auf Profit aus ist.“
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Bild: AFP

Es gibt viele Verschwörungstheorien rund um Aids. Einige glauben noch immer, HIV gebe es gar nicht. Wie gehen Sie mit Verschwörungstheorien um?

Das Leugnen von Aids kostet Leben. Die einzige Möglichkeit, eine Pandemie zu beherrschen, ist, der Wissenschaft zu folgen. Auf der ganzen Welt leben 38 Millionen HIV-Infizierte, sie alle brauchen eine antiretrovirale Therapie, um zu überleben, aber auch, damit sie andere nicht infizieren. Wir bei UN-Aids kümmern uns um Fakten, wir beobachten das Infektionsgeschehen genau und geben Empfehlungen ab, die auf wissenschaftlichen Erkenntnissen beruhen, nur so lassen sich Leben retten. Das gilt natürlich auch für Covid-19.

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