Nachrichten

#„Wir müssen vorbereitet sein“

„Wir müssen vorbereitet sein“

Herr Bürkle, eine Autorengruppe um Matthias Schrappe wirft der Interdisziplinären Vereinigung der Intensivmediziner (DIVI) vor, während der Pandemie Panikmache betrieben zu haben. In keinem anderen Land seien so viele Infizierte hospitalisiert und auf Intensivstationen behandelt worden. Bei Twitter ist schon von „DiviGate“ die Rede. Das Universitätsklinikum Freiburg ist ein Schwerpunktkrankenhaus für Covid-Behandlungen. Was sagen Sie zu den Vorwürfen?

Die Autorengruppe erhebt mehrere nicht belegte Vorwürfe zur intensivmedizinischen Versorgung. Die Autoren mussten sich schon bei der ersten Veröffentlichung korrigieren. Ich habe Zweifel an der wissenschaftlichen Qualität dieses Thesenpapiers sowie der Verlässlichkeit der Daten. Aus meiner Sicht soll hier mit Pseudowissenschaftlichkeit eine bestimmte politische Wirkung erzielt werden.

Wie war denn in der dritten Welle die Belegung auf Ihren Intensivstationen?

Für Baden-Württemberg stellen wir fest, dass in der dritten Periode auf mehr als 33 Prozent der täglich belegbaren Intensivtherapiebehandlungsplätze Covid-19- Patienten intensivmedizinisch behandelt wurden. Ohne diese Behandlung hätten die meisten dieser Patienten die Erkrankung nicht oder nur mit erheblichen Folgen für ihre Gesundheit überlebt. Und ja, diese Patienten waren in Baden-Württemberg etwa zehn bis 15 Jahre jünger als in der ersten und zweiten Periode.

Die dritte Welle scheint am Abflauen zu sein. Wie sollte die Pandemie jetzt aufgearbeitet werden?

Ich halte es für voreilig, wenn jetzt von manchen Politikern suggeriert wird, die Pandemie sei überwunden und das Management der Krise im Großen und Ganzen gelungen. Es sollte schnell einen parlamentarischen Untersuchungsausschuss oder eine externe Kommission aus Fachleuten geben. Dieses Gremium müsste mit höchster Priorität im bundesweiten Vergleich klären, welche Vorgehensweisen sich bei der Verteilung der Corona-Patienten und welche sich bei ihrer Versorgung in den Kliniken logistisch und intensivmedizinisch bewährt haben. Wir sollten auch einen Diskurs über Alarmismus, Panikmache oder falsche Annahmen bei der Belegung von Intensivbetten führen. Außerdem müssen wir spätestens bis zum dritten Quartal auf eine vierte Welle und auf weitere flächendeckende Impfungen vorbereitet sein. Dazu gehören in jedem Fall auch Impfungen mit neuen Vakzinen zur Abwehr neuer Virusmutanten. Je anspruchsvoller und komplizierter das Impfen wird, desto dringlicher wird die Notwendigkeit einer digitalisierten Impfverfolgung.

Ärztlicher Direktor: Hartmut Bürkle


Ärztlicher Direktor: Hartmut Bürkle
:


Bild: Uniklinik Freiburg

Wie ist die Situation für das Pflegepersonal nach mehr als einem Jahr?

Das Belastende ist: Unsere Patienten sind junge Menschen, berufstätig, sie sichern die Existenzen ihrer Familien, sie stehen voll im Leben. Sie sind in einer ähnlichen Lebenssituation wie unsere Intensivpfleger und Intensivpflegerinnen und unsere Ärzte. Der Tod dieser Patienten belastet mehr. Wir behandelten kürzlich einen 50 Jahre alten Vater und seine 20 Jahre alte Tochter, bei beiden entwickelte sich ein hochdramatischer Verlauf, beide starben auf der Intensivstation. Noch vor wenigen Tagen kämpften wir erfolgreich um das Leben einer 28 Jahre alten Frau, die in der 24. Woche schwanger war. Solche Fälle sind selbst für erfahrene Pfleger sehr belastend, sie haben dann im Behandlungsteam eine unglaubliche Resilienzproblematik. Die Pfleger befinden sich somit in einer sehr schwierigen Lebenssituation. Das ist eine völlig andere Dramaturgie, als wir sie in der ersten Welle erlebt haben. Wir hatten in der dritten Welle auf den Intensivstationen fast nur Patienten, um die sie sich jede Sekunde kümmern mussten. Wenn sich keine eklatanten Veränderungen der SARS-CoV-2-Typen ergeben, dann werden wir die Hauptbelastung Ende Mai, Anfang Juni überwunden haben.

Wenn Ihnen der Artikel gefallen hat, vergessen Sie nicht, ihn mit Ihren Freunden zu teilen. Folgen Sie uns auch in Google News, klicken Sie auf den Stern und wählen Sie uns aus Ihren Favoriten aus.

Wenn Sie an Foren interessiert sind, können Sie Forum.BuradaBiliyorum.Com besuchen.

Wenn Sie weitere Nachrichten lesen möchten, können Sie unsere Nachrichten kategorie besuchen.

Quelle

Ähnliche Artikel

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Schaltfläche "Zurück zum Anfang"
Schließen

Please allow ads on our site

Please consider supporting us by disabling your ad blocker!