#„Wir rechnen in den nächsten Stunden weiter mit Dauereinsatz“
„„Wir rechnen in den nächsten Stunden weiter mit Dauereinsatz““
Herr Bertelsmann, Sie sind Fachberater beim Technischen Hilfswerk in Bielefeld und seit dem Wochenende bei der Bewältigung des Wintereinbruchs auf den Straßen im Einsatz. Wie haben Sie die vergangenen Tage erlebt?
Julia Anton
Redakteurin im Ressort Gesellschaft bei FAZ.NET
Wir haben uns im Vorfeld natürlich auf die Situation vorbereitet, also etwa unsere Fahrzeuge mit Gleitschutzketten – so heißen bei uns Schneeketten – ausgerüstet und die bereitstehenden Fahrzeuge an Feuerwehren und Polizei gemeldet. Die Feuerwehren in der Region haben das auch genutzt. Da gibt es ein großes Einsatzspektrum, im wesentlichen zum Freiräumen von Feuerwehrgerätehäusern, Rettungswachen, Krankenhauszufahrten. Wir haben ganze Landstraßen geräumt, um Ortsteile erreichbar zu machen, und waren in der letzten Nacht natürlich auf der A2 im Einsatz.
Wegen heftiger Schneefälle ist es dort zu insgesamt 70 Kilometern Stau gekommen: Schon am Montagmittag waren Lastwagen in Schneeverwehungen stecken geblieben, fehlende Rettungsgassen erschwerten die Räumung. Viele Fahrer mussten die Nacht auf der Autobahn verbringen. Wie gehen Sie bei so einem Einsatz vor?
Den Stau so schnell wie möglich auflösen, das ist Punkt 1. Die Staudauer wie auf der A2 ist für uns eine Extremsituation. Punkt 2 ist die Versorgung der Menschen auf dem Rastplatz oder der Autobahn selbst. Das übernehmen die Sanitätsorganisationen, da haben wir eine gute Aufgabenteilung.
Waren Sie selbst vor Ort?
Nein. Als Fachberater koordiniere ich die Einsätze mit den jeweiligen Leitstellen: Wir können nicht an jeder Stelle gleichzeitig sein. Nach unserem Gespräch werde ich in den Führungsstab bei der Polizei wechseln, das ist bei so großen Lagen durchaus sinnvoll. An der Lagetafel entscheiden wir dann, wo es die größten Gefahrenpunkte und Einsatznotwendigkeiten gibt, erstellen eine Prioritätenliste und arbeiten sie ab bis eine neue Lage entsteht. Im Moment überschlagen sich die Ereignisse.
Hätte man aus Ihrer Sicht die Situation auf der A2 durch mehr Fahrverbote oder Sperrungen verhindern können?
Das mag sein, aber die Frage nach Sperrungen und Fahrverboten muss man sehr sorgsam beantworten, weil sie ja den Verkehrsfluss betrifft. Man muss auch den Ausweichverkehr miteinbeziehen und die Frage, wo die Lastwagen stattdessen hin sollen. Bei den Lkw-Fahrern kommt hinzu, dass viele von ihnen aus Osteuropa kommen. Die bekommen entsprechende Warnungen auf Deutsch dann nicht mit. Das soll kein Vorwurf sein, das ist einfach so.
Insgesamt ist das Problem ja: Wenn man davon ausgeht, dass nur Wenige unterwegs sind, die noch dazu gut ausgerüstet sind und ihr Fahrzeug gut beherrschen, dann mag der Verkehrsfluss funktionieren. Aber dazwischen sind immer ein paar, bei denen entweder die Ausrüstung oder das Fahrkönnen nicht passen. Da reichen ein bis zwei solcher Fahrzeuge, um den Verkehrsfluss ins Stocken zu bringen. Bei dem hohen Verkehrsaufkommen, das wir in unserem Bereich haben, hat das schnell erhebliche Ausmaße.
Was empfehlen Sie Autofahrern in der aktuellen Situation?
Das Beste ist natürlich, Fahrten in diese Region komplett zu meiden. Wer bei solchen Temperaturen trotzdem auf Landstraßen und Autobahnen unterwegs ist, hat bitte immer feste Schuhe im Auto, eine warme Jacke, Mütze und Handschuhe – egal, wie kurz oder lang die Strecke ist. Das ist angesichts der Kälte auch für uns die größte Herausforderung, dass unsere Einsatzkräfte draußen richtig angezogen sind.
Womit rechnen Sie in den nächsten Stunden?
Dauereinsatz. Alle verfügbaren Kräfte, die etwas tun können, sind jetzt im Schichtbetrieb tätig. Die meisten, die Sie jetzt draußen sehen – mit Ausnahme der Polizei – sind übrigens ehrenamtlich unterwegs, können also gerade ihrer eigentlichen Arbeit oder anderen Verpflichtungen nicht nachgehen. Die sind Feuer und Flamme und schonen sich nicht. Das ist schon ein erhebliches Maß an ehrenamtlichem Engagement – das bitte ich alle zu bedenken, denen es gerade nicht schnell genug vorwärts geht. Wie gesagt: Am besten ist es, Fahrten in die betroffenen Regionen zu meiden.
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