#Wirtschaftswissenschaft muss auf den Menschen ausgerichtet sein
Inhaltsverzeichnis
Die Wirtschaft betrifft alle Menschen; viele Menschen interessieren sich für und äußern sich zu Wirtschaftsthemen. Gleichwohl sind grundlegende ökonomische Kenntnisse in der Bevölkerung ein knappes Gut geblieben. Ein aktuelles Beispiel liefert die Klimadebatte, in der die fundamentale Rolle des Preismechanismus in einer Wirtschaft bei vielen Diskutanten unverstanden bleibt; ebenso hält sich hartnäckig das Missverständnis, aus den Annahmen von Ökonomen über menschliches Verhalten in ihren Modellen lasse sich ein konkretes Bild vom Menschen her leiten.
Seit der Gründung der F.A.Z. im Herbst 1949 engagiert sich die Wirtschaftsredaktion in der Verbreitung ökonomischer Kenntnisse auf der Grundlage eigener Arbeiten, aber auch durch die Hinzuziehung akademischer Expertise. Daher hat die F.A.Z. in den wichtigen wirtschaftspolitischen Debatten seit der Gründung der Bundesrepublik Deutschland, angefangen mit den schweren Auseinandersetzungen um das 1957 verabschiedete Gesetz gegen Wettbewerbsbeschränkungen und die ersten Aufwertungen der D-Mark im Wechselkurssystem von Bretton Woods, stets viel Aufmerksamkeit erfahren.
Schon viel länger hat sich der Verein für Socialpolitik dieser Aufgabe verschrieben. Im Jahre 1873 gegründet, zählt die wichtigste Vereinigung von Ökonomen im deutschen Sprachraum rund 4000 Mitglieder. In diesem Jahr feiert der traditionsreiche Verein seinen 150. Geburtstag. Er bildet den Anlass für eine Kooperation mit der F.A.Z. im Jubiläumsjahr: In unregelmäßigen Abständen werden Mitglieder des Vereins auf der jeden zweiten Montag im Wirtschaftsteil erscheinenden Seite „Der Volkswirt“ Beiträge zu aktuellen und relevanten ökonomischen Themen veröffentlichen.
Gegen hohe Mieten in der Stadt hilft schnelles Internet auf dem Land
Den Anfang macht Gabriel Ahlfeldt (London School of Economics) in seinem hier angefügten Beitrag, der als ein Mittel gegen hohe Mieten in Metropolen den Ausbau des schnellen Internets auf dem Land anführt. Und dies aus der Perspektive eines auf die Ökonomik von Stadt und Land spezialisierten Experten begründet.
Wirtschaftswissenschaft nicht um der reinen Theorie willen, sondern im Dienste des Menschen, war das Motto der Gründer des Vereins für Socialpolitik. Ihre Ziele waren anfangs sehr politisch, weil sie nicht zuletzt im nationalen Interesse einen Beitrag zur friedlichen Überwindung der sich im Kaiserreich aufbauenden Klassengegensätze leisten wollten.
Sie wandten sich, gestützt vornehmlich auf wirtschaftsgeschichtliche Analysen, gegen den Marxismus und plädierten für soziale Reformen etwa die von Otto von Bismarck eingeführte Sozialversicherung. Doch schon vor dem Ersten Weltkrieg stellten jüngere Gelehrte wie Max Weber im berühmten Werturteilsstreit das politische Wollen der Altvorderen in Frage.
Nach dem Zweiten Weltkrieg suchte der Verein für Socialpolitik den Anschluss an die internationalen Entwicklung in Theorie und der sich allmählich entfaltenden Empirie. Einen Höhepunkt jener Zeit bildete die Jahrestagung des Jahres 1928 in Zürich zum Thema „Wandlungen des Kapitalismus“. Im Jahre 1933 fand der Aufschwung ein brüskes Ende.
Die Jahrzehnte nach dem Zweiten Weltkrieg standen im Zeichen der Ausdifferenzierung der Wirtschaftswissenschaften in zahlreiche Teilgebiete und der wachsenden Integration der deutschsprachigen Ökonomen in die internationale Forschergemeinschaft. Ein erheblicher Teil der Forschungstätigkeit des Vereins findet in 24 Fachausschüssen statt, die, in alphabetischer Reihung, von „Außenwirtschaftstheorie und -politik“ bis „Wirtschaftswissenschaften und Ethik“ reicht.
F.A.Z. lässt junge Wissenschaftler zu Wort kommen
Die Ausdifferenzierung in zahlreiche Teilgebiete und die Heranziehung hervorragender, darunter jüngerer Ökonomen auch aus dem Ausland, kennzeichnen auch das Angebot der F.A.Z. auf ökonomischem Gebiet. Im Internet sind wir dabei, neuere wie ältere Beiträge in der Rubrik „Wirtschaftswissen“ (www.faz.net/aktuell/wirtschaft/wirtschaftswissen/) zu bündeln.
Die Wirtschaftswissenschaften bestehen ebenso wenig wie andere Wissenschaften aus einem festen Block unverrückbarer und abgeschlossener Erkenntnisse. Wissenschaft ist vielmehr ein Prozess, in dem laufend neues Wissen älteres Wissen ergänzt, verfeinert und ersetzt.
Daher tun Ökonomen gut daran, bescheiden aufzutreten; indes vermögen sie interessierten Laien jene Kenntnisse zu vermitteln, derer es in den Debatten unserer Zeit bedarf. Dies setzt die Bereitschaft zu einem Hinzulernen voraus. Die Beiträge aus der Kooperation mit dem Verein für Socialpolitik bieten hierfür eine hervorragende Möglichkeit.
Wenn Ihnen der Artikel gefallen hat, vergessen Sie nicht, ihn mit Ihren Freunden zu teilen. Folgen Sie uns auch in Google News, klicken Sie auf den Stern und wählen Sie uns aus Ihren Favoriten aus.
Wenn Sie an Foren interessiert sind, können Sie Forum.BuradaBiliyorum.Com besuchen.
Wenn Sie weitere Nachrichten lesen möchten, können Sie unsere Nachrichten kategorie besuchen.