#Wladimir Putins Auftrag an Russlands Eiskunstlauf
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„Wladimir Putins Auftrag an Russlands Eiskunstlauf“
Am Dienstag, dem 15. Februar 2022, sitzt der Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland, Olaf Scholz, im Kreml in Moskau dem Präsidenten der Russischen Föderation, Wladimir Wladimirowitsch Putin, an einem sehr langen Tisch gegenüber, um mit ihm über das imperialistische Powerplay zu sprechen, das Putin seit Monaten an der Grenze zur Ukraine von seinen Truppen aufführen lässt. Am selben Tag reist die Richterin Margarita Kotowa aus Moskau ins 100 Kilometer entfernte Pokrow in die Strafkolonie Nummer 2, wo der Häftling Alexej Nawalnyj vorgeführt wird. Ihm drohen bis zu fünfzehn weitere Jahre Haft.
Und in Peking tritt die fünfzehn Jahre alte Kamila Walerjewna Walijewa zum Eiskunstlaufwettbewerb an, trotz einer positiven Dopingprobe keine acht Wochen zuvor. Ans Eis wird sie von ihrer Trainerin Eteri Tutberidse und vom Mannschaftsarzt der russischen Eiskunstläuferinnen, Filipp Schwezkij, geführt. Vor den Sommerspielen 2008 hat der Mediziner Ruderern verbotene Infusionen gelegt, wurde wegen Verstoßes gegen die Dopingregeln vier Jahre gesperrt, 2010 begnadigt. In Peking begleitet er die beste Eiskunstläuferin der Welt, Russlands sicherste Wette auf Gold, bis an die Bande.
Nur laufen muss Kamila Walijewa noch selbst. Das geht zwei Tage später, wieder ist Schwezkij in nächster Nähe, auf dramatische Art und Weise schief. Doch als den fünfzehn Jahre alten Teenager Kamila Walijewa die Nerven im Stich lassen, sind die 17 Jahre alten Teenager Anna Stanislawowna Schtscherbakowa und Alexandra Wjatscheslawowna Trusowa zur Stelle und gewinnen Gold und Silber. Sie erfüllen in Peking einen Auftrag im nationalen Interesse, einen Auftrag, der Bestandteil der Politik Putins ist, wie der Krieg gegen die Ukraine, wie die Demütigung Alexej Nawalnyjs, der die Macht des Herrschers herauszufordern gewagt hatte.
Ein Erbe, das zum Erfolg verpflichtet
Eiskunstlauf sei die „Personifizierung der Nation“, schreibt Andrej Wolkow von der Moskauer Lomonossow-Universität in seinem Aufsatz über die Bedeutung des Eiskunstlaufens der Frauen als Werkzeug russischer „soft power“ für das „Journal of Political Science and International Relations“ aus dem Januar 2021. Eiskunstläuferinnen wie Walijewa, Schtscherbakowa und Trusowa bezeichnet Wolkow als „Teil der russischen Kultur und des nationalen Erbes“. Eines Erbes, das zum Erfolg verpflichtet.
Das formuliert Putin selbst, zitiert von Wolkow: „Ein solch strahlender, schöner, eleganter Sport wie der Eiskunstlauf weckt die Aufmerksamkeit der Weltgemeinschaft, vor allem jetzt, da unsere Sportlerinnen, vor allem unsere jüngeren Sportlerinnen, solche atemraubenden Ergebnisse erreichen. Millionen Menschen beachten dies stets – und das ist kein Witz. Es ist wichtig, wenn Menschen, die sich mit etwas beschäftigen, was die Aufmerksamkeit von Millionen anzieht, Positives leisten. Das macht ihre Arbeit noch effektiver.“
Die Effektivität ist niedergeschrieben in den Siegerlisten. Achtmal hintereinander wurden russische Eiskunstläuferinnen Europameisterinnen. Bei fünf der letzten sechs Weltmeisterschaften kamen die Siegerinnen aus Putins Reich. Bei den Olympischen Spielen von Sotschi, Pyeongchang und Peking haben Adelina Sotnikowa, Alina Sagitowa und Anna Schtscherbakowa gewonnen, in Pyeongchang und Peking gewannen Jewgenija Medwedewa und Alexandra Trusowa zudem Silber.
Für Siege schenkt Putin Aufmerksamkeit. Als Alina Ilnasowna Sagitowa, 2018 im Alter von 15 Jahren Olympiasiegerin von Pyeongchang, im Mai 2020 18 Jahre alt wurde, schickte Putin ein Telegramm. Sagitowa habe „unsere legendäre Tradition des nationalen Eiskunstlaufs weiter getragen. Trotz Ihres zarten Alters haben Sie herausragende Ergebnisse erreicht, große Preise gewonnen, einschließlich olympischen Golds. Ich bin zuversichtlich, dass Ihr Talent, Ihre phantastische Schaffenskraft und Ihr Siegeswille Ihnen im Sport und im Leben stets helfen werden. Ich wünsche Ihnen neue Siege und Erfolge.“
Schreckensregime von Eteri Tutberidse
Sagitowa veröffentlichte die Post aus dem Kreml auf ihrem Instagram-Kanal. Den Auftrag aus dem Kreml konnte sie nicht mehr erfüllen. Seit den Glückwünschen ist sie zu keinem Wettkampf mehr angetreten. Offiziell befindet sich Sagitowa noch immer in einer Pause. Mit einer Rückkehr aufs Eis rechnet niemand, schon gar nicht ihre Trainerin.
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