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#Wo einst Oasenstädte florierten, stehen jetzt Internierungslager

„Wo einst Oasenstädte florierten, stehen jetzt Internierungslager“

Die „Seidenstraße“ ist seit einiger Zeit in aller Munde. Seit China vor zehn Jahren ein gigantisches Infrastrukturprogramm mit dem Namen „Neue Seidenstraße“ ins Leben gerufen hat, erscheint sie manchen als Symbol einer „neuen Weltordnung“, anderen liefert sie „den Gründungsmythos der Globalisierung“, pfiffige Unternehmer bieten Kurse in „New Silk Road Business Chinese“ an, und deutsche Städte reißen sich darum, „Knotenpunkte“ in der Seidenstraße zu werden.

Inmitten all dieser Aufregung kommt Thomas Höllmanns Buch wohltuend nüchtern daher. China und die Seidenstraße: Schon die Konjunktion im Titel drückt aus, dass die Seidenstraße nie mit China gleichzusetzen war. Nicht einmal ihr Name ist chinesisch. Er geht auf die deutschen Geographen Carl Ritter und Ferdinand von Richthofen zurück, spiegelt also eine eurozentrische Perspektive wider. Die „Seidenstraße“, so Höllmann, sei ein „Konstrukt (. . .), für das unterschiedliche Phänomene und Zeithorizonte zusammengeführt werden“. China war nie das Zentrum der verzweigten Handelswege, die sich in vielen Etappen von Europa nach Ostasien erstreckten. Chang’an, die Hauptstadt der Dynastie Tang (618–907), war nur ein Knotenpunkt in diesem Handelsnetz, wiewohl ein überaus wichtiger.

Die Pipa und der Drachentanz

Höllmann richtet den Blick auf diesen Knotenpunkt und damit auf einen Höhepunkt der chinesischen Geschichte. Nicht historisch, sondern nach Sachgebieten geordnet, liest sich das Buch fast wie eine Enzyklopädie der Seidenstraße. Sachkundig und detailreich beschreibt Höllmann die Routen und Regionen, Menschen und Tiere, die Religionen und Waren, Sprachen und Gebräuche der Seidenstraße. Achtzig Farbtafeln, viele davon Abbildungen archäologischer Funde, bieten dazu faszinierende Illustrationen. Man staunt, was da alles zu sehen ist: ein „in zentralasiatische Gewänder gekleideter Chinese“, ein „junger Mann mit dunkler Haut und krausem Haar“, das „Porträt einer kaiserlichen Konkubine in europäischer Rüstung“, eine „tangutische Inschrift“, ein persischer Glasteller, uigurische Damen, manichäische Priester, ein „jüdisches Bußgebet“ und vieles mehr.

Thomas O. Höllmann: „China und die Seidenstraße“. Kultur und Geschichte von der frühen Kaiserzeit bis zur Gegenwart.


Thomas O. Höllmann: „China und die Seidenstraße“. Kultur und Geschichte von der frühen Kaiserzeit bis zur Gegenwart.
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Bild: C.H. Beck Verlag

Das Reich der Tang war weniger chinesisch als kosmopolitisch: sogdische, persische, griechische, mongolische, chinesische, sanskritische, tibetische, alttürkische und andere Manuskripte zeugen von der Sprachenvielfalt, die am östlichen Ende der Seidenstraße herrschte. Gesandte, Händler und Mönche brachten ihre Religionen nach China: Zoroas­trismus, Manichäismus, den Islam, Christentum, Judentum und vor allem den Buddhismus. Klöster, Pagoden, Felsinschriften und Monumentalplastiken zeugen bis heute davon, wie stark der Buddhismus die Gesellschaft des chinesischen Mittelalters durchdrungen hat. Von der konfuzianischen Orthodoxie späterer Jahrhunderte war damals noch nichts zu spüren.

Die Seide hat dem Handelsnetz seinen Namen gegeben, doch sie war bloß das Tauschmittel für eine Fülle von exotischen Waren, die Händler und Gesandte nach Chang’an brachten: Robbenfelle aus Korea, Bernstein aus Japan, „goldene Pfirsiche“ aus Samarkand, Leoparden aus Buchara, Teppiche aus Persien, Gold aus Tibet, Elefanten aus Vietnam, Nashörner aus Kambodscha, Papageien aus Sumatra. Die Kultur der Seidenstraße prägte alle Bereiche des städtischen Lebens. Die chinesischen Eliten trugen Kaftan und Lederstiefel, uigurische Haarknoten waren der letzte Schrei, sie tranken gewürzten Traubenwein aus Mittelasien, richteten sich mongolischen Jurten ein, erfreuten sich an Musik aus Turfan, Kucha, Kashgar, Samarkand, Indien und Korea, ließen sich von ausländischen Gauklern, Akrobaten, Tänzerinnen und „Bettmädchen“ unterhalten.

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