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#Wo stecken die Corona-Milliarden in der Pharmabranche?

„Wo stecken die Corona-Milliarden in der Pharmabranche?“

In der deutschen Pharma- und Gesundheitsbranche gibt es Manager, die wollen nur noch eines: raus aus Deutschland. Zumindest weit weg vom deutschen Gesundheitssystem. Ein Konzernvorstand ist seit vielen Jahren hierzulande tätig, er kennt die Details wie kaum ein Zweiter, doch längst ist für ihn das Maß voll. Im Hintergrundgespräch nimmt der gebürtige Schwabe kein Blatt vor den Mund: Jeder profitiere vom System, mit Ausnahme der Patienten, so lässt sich seine Suada zusammenfassen. Von der Politik, mit der er bislang beständig zu tun hatte, erwartet der Wirtschaftsmann nicht mehr viel, am allerwenigsten von Karl Lauterbach. Geht es darum, den Bundesgesundheitsminister einzuschätzen, fallen Begriffe, die Zartbesaitete unter „Beleidigung“ einsortieren würden.

Dabei versucht Lauterbach gerade, ein paar der vielen Milliarden im Gesundheitswesen besser zu lenken. Sein Ministerium spricht von einer umfassenden Struktur- und Finanzreform, die gerade angegangen werde. Mit ihr wolle man das 17-Milliarden-Euro-Defizit der gesetzlichen Krankenkassen (GKV) im kommenden Jahr ausgleichen. Aus Lauterbachs Mund klang das am vergangenen Freitag bestens durchdacht und wohlgeplant: „Wir machen Vorgaben zur Preisbildung patentgeschützter Arzneien, korrigieren die Regeln für die Vergabe von Arztterminen und präzisieren die Bezahlung der Pflege in den Krankenhäusern. Dabei bleibt die gesetzliche Krankenversicherung erstklassig.“

In der Pharmaindustrie bleibt der Applaus aus, vielmehr herrscht Frust, und zwar fast überall. Zum einen vermisst man den großen Wurf in Sachen Reform. Gerne wird auch hier auf die Digitalisierung verwiesen, die im Gesundheitssektor noch allzu schleppend vorangehe. Der Chef des Schweizer Pharmariesen Roche, Severin Schwan, verweist auf eine kürzlich veröffentlichte Studie der Beratungsgesellschaft McKinsey. Ihr zufolge eröffnet digitale Technik wie die elektronische Patientenakte, Onlinesprechstunden oder Krankenfernüberwachung dem deutschen Gesundheitssystem einen jährlichen Einspareffekt von 42 Milliarden Euro. „Man kann sagen, es sind ungefähr 10 Prozent der Gesundheitskosten“, rechnet Schwan vor. „Das scheint mir plausibel zu sein, wenn man weiß, wie es in den Spitälern zugeht und wie ineffizient dort Abläufe sein können.“

„Was für ein Chaos!“

Statt dieses Potential zu heben, habe es die Politik auf die Arzneimittelhersteller abgesehen, klagt man in der Branche. Sie sieht sich als Opfer, dessen Geschäftsmodell nicht verstanden wird. Während kaum jemand auf die häufig in den Sand gesetzten Milliardeninvestitionen in der Medizinentwicklung blicke, würden die Milliardengewinne im Erfolgsfall skandalisiert – so die generelle Klage der Industrie, die noch immer mit Reputationsproblemen hadert. Und in Deutschland stehe gerade sogar der Standort auf dem Spiel. Der öffentlich grundsätzlich umgänglich auftretende Roche-Chef Schwan sieht sich „im falschen Film“, wenn die Ampelkoalition Preissenkungen für Medikamente durchsetzen wolle. Denn die Inflation belaste die Unternehmen gerade heftig, und Pillen und Co. machten nur einen vergleichsweise kleinen Teil der GKV-Ausgaben aus. In der Branche ist von weniger als 17 Prozent die Rede.

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