#Wodargs verwirrende Virennachrichten – Gesundheits-Check
„Wodargs verwirrende Virennachrichten – Gesundheits-Check“
Aber zurück zum Gegenstand meines Watch Blogger-Interesses. Wodarg schreibt:
„Eine Maske ist kaum ein Hindernis für Viren. Die kommen durch die Poren und werden mit der Atemluft trotzdem verteilt. Auch scheidet ein Infizierter wegen der Maske nicht weniger Viren aus. Lediglich die Ausbreitungsrichtung ändert sich. Möglicherweise verstärkt die Maske sogar die Virenabgabe, da sich im atemfeuchten Milieu der Maskeninnenseite die Viren länger halten als z.B. im Stoff des Ärmels, in den man ggf. husten oder niesen sollte. Auch bei der Masken-Entsorgung werden die Viren verbreitet.“
Wodarg weiß so etwas, daher gibt es keine Quellen. Außer einer: Er bemüht seit einiger Zeit gerne das RKI, als ob er damit den Teufel beim Kirchgang erwischt hätte. Diesmal zeigt er eine Grafik aus dem aktuellen Influenza-Monatsbericht, der gemeinsam von der Arbeitsgemeinschaft Influenza und dem RKI herausgegeben wird:
Dazu sein Gedankengang:
„Rhinoviren haben einen Sommergipfel, aber machen ähnliche Symptome wie Coronaviren. In diesem Sommer ist der Rhino-Gipfel viel höher als üblich. Raten Sie mal weshalb? Diese Viren werden genauso übertragen wie Coronaviren. Welchen Effekt können da die Masken haben? Coronaviren sind seit Mitte April laut RKI ja nicht mehr da…“
Was sieht man in der Grafik wirklich? Die Grafik gibt die Befunde aus Proben wieder, die Sentinel-Praxen, also Arztpraxen, die sich an einem speziellen Überwachungssystem für Atemwegserkrankungen beteiligen, ans RKI geschickt haben. Sie schicken Proben von Patient/innen mit Atemwegserkrankungen ein. Die blaue Linie in der Grafik zeigt also nicht die Häufigkeit von Rhinoviren in der Bevölkerung, sondern die Häufigkeit von Rhinoviren unter den eingesandten Proben von Patient/innen. Die sommerbedingt vergleichsweise wenigen Atemwegserkrankungen gehen jetzt vor allem auf Rhinoviren zurück. Sie haben keine sonderlich ausgeprägte Saisonalität, in der Literatur heißt es, dass sie vor allem im Herbst auftreten, aber eben auch im Sommer. Da hat Wodarg wohl den Anteil unter den Proben von Patient/innen mit dem Anteil in der Bevölkerung durcheinandergebracht.
Daher ist auch die Schlussfolgerung Wodargs vom Anstieg der blauen Kurve auf die Nichtwirksamkeit von Masken, gemeint ist sicher ein Mund-Nasen-Schutz, wie er im Alltag getragen wird, unzulässig. Man müsste dazu wissen, ob die Prävalenz von Rhinoviren-Erkrankungen in der Bevölkerung unverändert geblieben ist. Das mag sein, ich weiß es nicht, die Grafik zeigt das jedenfalls nicht. Aber seine Schlussfolgerung ist auch davon abgesehen problematisch, weil sie voraussetzt, dass die Filterwirkung eines Mund-Nasen-Schutzes für alle Viren gleich gut oder gleich schlecht ist. Das scheint aber nicht der Fall zu sein. Eine recht neue Studie von Leung et al. zeigt ausgerechnet, dass ein Mund-Nasen-Schutz gegen Influenza- und Coronaviren hilft, gegen Rhinoviren aber nicht.
Jetzt brauche ich nur noch etwas, was gegen das SIWOTI-Syndrom hilft, damit ich am Ende nicht wirklich noch zum Wodarg-Watchblogger werde.
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