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#Geht Berlin das Trinkwasser aus?

Wird Berlin mit seinen bald vier Millionen Einwohnern in Zukunft das Trinkwasser ausgehen? Wird der beliebte Tourismus im Biosphärenreservat Spreewald in eine heftige Krise geraten, weil die Seen und Kanäle austrocknen?

Zwar macht der Klimawandel mit seinen trockenen Sommern vielen deutschen Regionen zu schaffen. Doch in Berlin, Brandenburg und Teilen von Sachsen könnte es in Zukunft noch schlimmer kommen. Und zwar aus Gründen, die mit der Bekämpfung des Klimawandels zu tun haben.

Alarm schlägt jetzt eine neue Studie, die für das Umweltbundesamt in Dessau erstellt wurde. Die Spree, ein 400 Kilometer langer Nebenfluss der Havel, der durch Sachsen, Brandenburg und Berlin fließt, könnte demnach in den trockenen Sommermonaten örtlich bis zu 75 Prozent weniger Wasser führen, ja stellenweise ganz trockenfallen, heißt es darin.

Dann könnte es bald ausgetrocknete Fluss­betten geben, wie sie heute im Sommer schon in Spanien oder Frankreich zu sehen sind. Der Wassermangel hätte verheerende Folgen für die Region, heißt es in der gut 250 Seiten dicken Studie. „In Berlin und Brandenburg könnte das Wasser empfindlich knapp werden, wenn nicht geschlossen gegengesteuert wird“, warnt Dirk Messner, Präsident des Umweltbundesamtes.

Was die Braunkohleförderung mit dem Grundwasserspiegel zu tun hat

Der Grund dafür hat ausgerechnet mit dem Kampf gegen den Klimawandel zu tun, nämlich mit dem Aus für die Braunkohle in der Lausitz. Denn mit dem Ende der Braunkohleförderung kommt erheblich weniger Grundwasser in die Spree. Dieses Grundwasser wurde bisher abgepumpt, es macht rund die Hälfte des Wassers aus, das die Spree heute führt. Ökosysteme, Wasserkunden und die wirtschaftliche Infrastruktur sind auf diesen hohen Wasserstand eingestellt. Die derzeitige Versorgung Berlins mit Trinkwasser baut zu rund 70 Prozent auf dem Wasser von Spree, Dahme und Havel auf. Mit dem Ende der Braunkohleförderung, das gesetzlich auf das Jahr 2038 festgelegt ist, möglicherweise aber auch schon früher kommt, ändert sich der Wasserhaushalt der gesamten Region.

So ist gut die Hälfte des Wassers, das die Spree bei Cottbus führt, abgepumptes Grundwasser. In den Sommermonaten steigt dieser Anteil bis auf 75 Prozent. Im Unterlauf der Spree in Brandenburg werden voraussichtlich pro Jahr rund 126 Millionen Kubikmeter Wasser fehlen. In trockenen Jahren drohen deshalb immer häufigere und längere Engpässe in der Wasserversorgung.

Dieser Wassermangel führt auch dazu, dass weniger Rohwasser für Berlins größtes Trinkwasserwerk in Friedrichshagen bereitsteht. Zudem wird es problematisch, das gereinigte Berliner Abwasser mit Spreewasser – bisher rund 220 Millionen Kubikmeter im Jahr – zu verdünnen. Darüber hinaus werden sechs Milliarden Kubikmeter Wasser benötigt, um die Tagebau-Restlöcher zu füllen, damit sie nicht instabil werden. In Zeiten des Klimawandels droht also ein großes Wasserdefizit.

Was kann man gegen Wasserknappheit tun?

Wie kann eine solche Notlage abgewendet werden? Die Wasserknappheit sei natürlich kein Grund, auf den Kohleausstieg zu verzichten, befindet das Um­weltbundesamt, schließlich ist der Kohleabbau schädlich für Umwelt und Klima.

Als Gegenmaßnahmen schlägt die Studie vier Ansätze vor. Zum einen müsse Wasser gespart werden, doch das allein werde nicht ausreichen. Für die Flussgebiete der Lausitz sollte Wasser aus benachbarten Flüssen wie Elbe, Lausitzer Neiße und Oder durch Rohre in die Spree geleitet werden, was Zeit in Anspruch nimmt, weil eine Infrastruktur errichtet werden muss.

Zudem sollten Wasserspeicher ausgebaut werden, um im Winter Wasser zu speichern. Bisher gibt es eine Speicherkapazität von 99 Millionen Kubikmeter Wasser, die laut der Studie um weitere 27 Millionen Kubikmeter erhöht werden könnte. Dafür könnten der Cottbuser Ostsee und der Schwielochsee zu Speichern ausgebaut werden. Der Wassermangel in den trockenen Sommermonaten könnte so zumindest teilweise aufgefangen werden. Allerdings müssten bestehende Speicher saniert werden. Auch Bergbaufolgeseen könnten als Wasserspeicher genutzt werden.

Als Notlösung wird auch erwogen, das Pumpen des Grundwassers aus dem Bergbau fortzusetzen und in die Spree zu leiten. Das würde aber bedeuten, dass die Belastung des Flusses mit Sulfat, Eisen und Säuren weiter ansteigen würde. Zudem wäre das die wohl teuerste Lösung, um den Wassermangel auszugleichen, denn das Wasser müsste gereinigt werden. Derzeit werden die Kosten noch vom Stromerzeuger LEAG übernommen, der den Braunkohleabbau betreibt.

Das Umweltbundesamt empfiehlt den Ländern Berlin, Brandenburg und Sachsen, einen gemeinsamen Masterplan für die Wasserwirtschaft der Region nach dem Ende des Braunkohleabbaus zu entwickeln. Besonders Berlin muss die Wasserversorgung neu ausrichten, denn die Bevölkerung der Hauptstadt wird nach aller Wahrscheinlichkeit weiter wachsen. Dafür wird schon an einem Masterplan Wasser 2050 gearbeitet. Er sieht unter anderem vor, Flächen zu entsiegeln, Klärwerke aufzurüsten und zu erweitern, Wasserschutzgebiete zu sichern und Standorte stillgelegter Wasserwerke wieder in Betrieb zu nehmen.

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