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#Soll man sich in die Beziehung von Freunden einmischen?

Soll man sich in die Beziehung von Freunden einmischen?

Im Freundeskreis war es jetzt schon öfter Thema: Bei Paul und Nina, da haben wir irgendwie kein gutes Gefühl. Nina setzt Paul unter Druck, was die nächsten Schritte in ihrer Beziehung angeht, so ist zumindest unser Eindruck. Nina hat eine sehr klare zeitliche Vorstellung, was eine gemeinsame Wohnung, Hochzeit und Kinder angeht. Vorstellungen, die sie uns gegenüber regelmäßig erwähnt, und die sehr von dem abweichen, was Paul sich immer vorgestellt hatte, bevor er Nina kennengelernt hat.

Julia Anton

Julia Anton

Redakteurin im Ressort Gesellschaft bei FAZ.NET

Nina und Paul heißen eigentlich anders, und ich werde ihre Geschichte hier nur grob skizzieren. Mit ihren ständigen Anmerkungen scheint Nina Paul jedenfalls ihr Tempo aufzudrängen. In Sachen Wohnung hat sie sich schon durchgesetzt – Paul hat zumindest mal angedeutet, dass der Zusammenzug seinetwegen noch etwas Zeit gehabt hätte. Da war der gemeinsame Mietvertrag aber schon unterschrieben. Die Frage, die sich im Freundeskreis jetzt stellt, lautet: Sollte mal jemand mit Paul über unsere Eindrücke und Sorgen sprechen, bevor es noch zu anderen, vielleicht verfrühten Entscheidungen kommt?

Macht Liebe blind?

Zumindest mir fällt es nicht so leicht, eine Antwort darauf zu finden. Paul ist mir wichtig, unsere Absichten halte ich für gut – aber gibt unsere Freundschaft mir das Recht, mich in seine Beziehung einzumischen? Ist das nicht eine Sache zwischen den beiden, ob und wann sie heiraten und Kinder kriegen? Oder muss ich einen Freund schützen? Auf der Suche nach einer Antwort habe ich schon mit ein paar unbeteiligten Freunden darüber gesprochen, die Meinungen gingen auseinander. Sogar Google habe ich befragt: 733.000 Treffer lieferte meine Anfrage, und gefühlt genauso viele unterschiedliche Argumente dafür und dagegen scheint es zu geben.

Ein Blick von außen helfe doch oft, meinte etwa eine Freundin zu mir. Liebe mache ja bekanntlich blind. Da brauche es manchmal jemand anderen, um zu realisieren, was überhaupt Sache ist. Hinzu fügte sie: Zu einer guten Freundschaft gehöre es doch, dass man sich die Wahrheit sagen könne. Ich finde Ehrlichkeit auch wichtig – wenn ich um meine Meinung und meinen Rat gebeten werde, und das wurde ich in diesem Fall bislang nicht. Wenn ich ungefragt Ratschläge erteile, geht es dann wirklich um den anderen – oder nicht doch um mich?

Dazu kommt: Jemanden mit Zweifeln an dessen Beziehung zu konfrontieren, ist ziemlicher harter Tobak. Man stellt nicht nur den geliebten Partner des anderen in Frage, sondern auch die Entscheidungen des betroffenen Freundes oder der betroffenen Freundin selbst. Wenn ich Paul sage, dass ich das Gefühl habe, er lasse sich von Nina unter Druck setzen, spreche ich ihm ab, für sich selbst einzustehen und die für ihn richtige Entscheidung treffen zu können. Mich würde so etwas umgekehrt sehr verletzen.

Was die Freundschaft gefährdet

Wer sich einmischt, gefährdet die Freundschaft, lautet eine Mahnung, die mir öfter begegnet ist. Wer möchte denn jemanden zu seiner Hochzeit einladen, der ihm kurz vorher gesagt hat, dass er das für keine gute Idee hält? Und, noch gravierender: Wer wendet sich im Zweifel noch vertrauensvoll an eine Person, deren vorgefertigte negative Meinung er ohnehin schon kennt?

Auf der anderen Seite: Gefährdet es unsere Freundschaft nicht viel mehr, wenn, sollte unser Eindruck stimmen und die Beziehung von Paul und Nina in ein paar Jahren daran zerbrechen, wir dasitzen und sagen: „Das haben wir ja gleich gewusst“? Ich würde an seiner Stelle dann sicher sagen: Warum habt ihr nicht früher etwas gesagt?

Wenn ich darüber nachdenke, kommt mir alles gleichzeitig richtig und falsch vor. Statt Antworten finde ich vor allem neue Fragen. Was macht eine gute Freundschaft überhaupt aus? Und gibt es nicht Grenzen, bei denen man etwas sagen muss – zum Beispiel, wenn man von einem Seitensprung erfährt oder man mitbekommt, dass jemand seinen Partner wirklich schlecht behandelt?

Das wäre natürlich noch mal ein anderes Thema. Bei diesem muss ich Paul vielleicht einfach öfter anrufen und ihn fragen, wie es ihm geht. Ob er zufrieden ist mit seinem Leben, und ob er immer noch von den gleichen Dingen träumt wie früher. Vielleicht erzählt er dann ja, ob ihn etwas belastet – und fragt mich um Rat.

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