#Zaghari-Ratcliffe darf Iran nach sechs Jahren verlassen
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„Zaghari-Ratcliffe darf Iran nach sechs Jahren verlassen“
Fast sechs Jahre lang war Nazanin Zaghari-Ratcliffe als Geisel in Teheran festgehalten worden – am Mittwoch wurde sie von iranischen Sicherheitsbeamten zum Flughafen in Richtung britische Heimat gebracht. Familienmitglieder in London sowie ihr Anwalt bestätigten am späten Morgen, dass sich Zaghari-Ratcliffe und eine weitere britisch-iranische Staatsbürgerin – Anoosheh Ashooriam – am Flughafen aufhielten. Das iranische Staatsfernsehen meldete kurz darauf, die beiden Frauen seien auf dem Weg nach London. Am Tag zuvor war den Frauen ihr britischer Pass ausgehändigt worden.
Was den Durchbruch in den jahrelangen Verhandlungen zwischen London und Teheran gebracht hatte, blieb zunächst unklar. Iranische Medien meldeten, dass Großbritannien seine seit Jahrzehnten ausstehenden Schulden bezahlt habe. Dies wurde von der britischen Regierung zunächst nicht bestätigt. Zaghari-Ratcliffes Ehemann, Richard Ratcliffe, der eine eindrucksvolle Kampagne für die Freilassung seiner Frau auf die Beine gestellt hatte, hatte wiederholt darauf hingewiesen, dass die iranische Regierung ein Junktim hergestellt hatte, und hatte von der britischen Regierung verlangt, die Schuld zu begleichen.
Kurz vor seinem Sturz im Jahr 1979 hatte das persische Shah-Regime britische Panzer gekauft, deren Lieferung London dann nach der Machtergreifung der Islamisten stoppte. Die bereits bezahlte Summe lag bei 460 Millionen Euro. Der Internationale Gerichtshof in Den Haag und auch ein britisches Gericht hatten iranischen Klagen auf Rückzahlung in den neunziger Jahren stattgegeben, Berufungsverfahren zogen sich bis 2009 hin. Danach verweigerte London die Rückzahlung mit Verweis auf Sanktionen gegen Iran. Während einige in der Regierung das Geld aus politischen Gründen zurückhalten wollen, respektierten andere, darunter Verteidigungsminister Ben Wallace, dass die Schuld beglichen werden muss.
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Immer wieder kursierten Berichte, nach denen britische und iranische Unterhändler an einem „Deal“ arbeiteten. Darin soll zeitweise auch die Regierung in Washington einbezogen gewesen sein. Zusätzlich überlagert wurden die Gespräche von der Kontroverse über das sogenannten Atomabkommen mit Teheran. Zwischenzeitlich war von einer Einigung mit Teheran die Rede gewesen, derzufolge die Schulden als medizinische Hilfe zurückgezahlt werden, so dass das Regime nicht unmittelbar profitiert. Laut „Guardian“ war im vergangenen Sommer ein „humanitärer Deal“ vereinbart worden, der die Rückzahlung mit einem komplexen Gefangenenaustausch verbunden hatte, an dem Iran, Großbritannien und die Vereinigten Staaten beteiligt war. Angeblich scheiterte er in letzter Minute an Bedenken in Washington über die Entlassung eines Iraners.
Die Labour-Abgeordnete Tulip Siddiq, die sich intensiv für Zaghari-Ratcliffe eingesetzt hatte, deutete an, dass erst unter der neuen Außenministerin Liz Truss Bewegung in die Sache gekommen sei. Sie äußerte Verständnis dafür, dass die Regierung in London nicht den Eindruck aufkommen lassen wollte, sie kaufe Geiseln frei. Gleichzeitig habe aber kein Zweifel daran bestanden, dass Großbritannien Iran das Geld schulde. Dass Truss die Rückzahlung nun offenbar durchgesetzt habe, sei eine „ziemliche Leistung“, konzedierte sie der konservativen Politikerin.
Zaghari-Ratcliffe war im März 2016 mit ihrer damals 22 Monate alten Tochter von London nach Teheran gereist, um ihre Eltern zu besuchen. Kurz vor der Rückreise ins Königreich wurde sie von den Revolutionsgarden ohne Angabe von Gründen verhaftet. Während ihre Tochter zunächst zu den Großeltern gebracht wurde, wartete Zaghari-Ratcliffe in Einzelhaft auf einen „Prozess“, in dem sie dann auf Grundlage eines Gesetzes über Nationale Sicherheit zu fünf Jahren Gefängnis verurteilt wurde. Im April 2020 Jahres wurde sie mit Auflagen entlassen und unter Hausarrest gestellt. Im vergangenen März verurteilte sie dann ein iranisches Gericht wegen „staatsfeindlicher Propaganda“ zu einem weiteren Jahr Haft. Laut ihres Anwalts wurde Zaghari-Ratcliffe vorgeworfen, zwölf Jahre zuvor an einer irankritischen Demonstration teilgenommen und dem „Persien-Programm“ des BBC ein Interview gegeben zu haben. Zaghari-Ratcliffe hatte einige Jahre als Journalistin und in Hilfsorganisationen gearbeitet.
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