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#Zehntausend Euro für Evi

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Zehntausend Euro für Evi

Die Zahl ist erschütternd. In Deutschland, einem der reichsten Länder der Welt, leben schätzungsweise 48.000 Obdachlose. Diese Menschen, die weder ein Dach über dem Kopf noch eine Toilette oder fließendes Wasser haben, schleppen Tag für Tag auf der Suche nach einem sicheren Schlafplatz ihr weniges Hab und Gut in Plastiktüten und Rucksäcken mit sich herum. Viele trinken. Was die Obdachlosen eint, ist ihre Unsichtbarkeit. Die meisten Menschen wollen mit Verlierern am ausgefransten Rand der Gesellschaft nichts zu tun haben – mit Menschen wie Evi.

Melanie Mühl

Sie ist Ende dreißig, lebt mit ihrem Freund aus Afghanistan in Berlin auf der Straße und ist Teil der RTL2-Langzeitdokumentation „Das Berlin Projekt“. Sieben Obdachlose erhalten in diesem von Tim Niedernolte moderierten Format die Chance, ihr Leben mit Hilfe eines Expertenteams zum Besseren zu wenden. Das Budget: zehntausend Euro. Die Bedingung: Eigeninitiative.

Evi und Tim Niedernolte treffen sich zum ersten Mal 2018. Die Vorgeschichte der jungen Frau gleicht der vieler Menschen, die früh in eine Elendsschleife geraten. Die Jugend ist schwierig, die Ehe mit einem serbischen Jugoslawen, aus der ein Kind hervorgeht, unglücklich, der einzige zuverlässige Begleiter ist von jungen Jahren an der Alkohol. Mehrere Versuche, gesellschaftlich Fuß zu fassen, scheitern. Schließlich landet Evi in Berlin, wo sie Pfandflaschen sammelt, bettelt und sich nach einem normalen Leben und etwas Glück sehnt.

Evi führt also ein prekäres Dasein, das sich voyeuristisch im Boulevardfernsehen bestens ausschlachten ließe. Gruselfernsehen für alle, die es sich bei eisigen Temperaturen auf dem heimischen Sofa gemütlich machen können. Aber diese Dokumentation ist anders, und das liegt vor allem an dem Moderator Tim Niedernolte, der nicht auf seine Protagonisten hinabblickt, sondern ihnen auf Augenhöhe begegnet. Er sucht das Gespräch und nicht die dramatische Horrorstory.

Falscher Stolz

Die zehntausend Euro, die Evi in ein neues Leben investieren kann, überfordern sie allerdings schnell. Als Geschäftsmodell schwebt ihr vor, sich einen alten Mercedes zu kaufen und unter dem Motto „Eine Nacht mit dem ältesten Taxi durch Berlin“ Touristen herumzukutschieren, Champagnerdusche inklusive. Als Evi und ihr Freund in der völlig verdreckten Wohnung einer Bekannten unterkommen, die kurz vor der Zwangsräumung steht, liegen sämtliche Ideen erst einmal auf Eis. Eben noch völlig euphorisch angesichts der einmaligen Chance, zögert Evi plötzlich und zieht sich zurück.

Wie Tim Niedernolte, den Evis Zweifel etwas ratlos machen, dürfte es vielen Zuschauern gehen. „Ich krieche niemandem für das Geld in den Arsch“, sagt die Obdachlose in einer Szene und wirkt wie ein beleidigtes Kind. An dieser Stelle könnte „Das Berlin Projekt“ Evi als aussichtslosen Fall abstempeln und ihrem Untergang überlassen, doch stattdessen wird ein Sozialarbeiter und Streetworker zu Rate gezogen – Guido Fahrendholz.

Er erklärt, was man gern vergisst, weil einem die Lösung so einfach zu sein scheint: Auch Obdachlose wie Evi oder die erst achtzehn Jahre alte Ronja richten sich notgedrungen in ihrem Alltag ein. Sie entwickeln Überlebensstrategien und schließen Freundschaften. Auf den Zehntausend-Euro-Deal einzugehen bedeutet, dass sie ihre Unabhängigkeit aufgeben und anderen Menschen vertrauen. Mit Vertrauen allerdings hat keiner der Obdachlosen bislang Glück gehabt, im Gegenteil. Und so ist die Hilfe zur Selbsthilfe ein Kampf gegen den härtesten Gegner überhaupt: die eigenen Dämonen. Aber selbst die kann man besiegen.

Die erste Folge der Dokumentation Das Berlin Projekt läuft heute um 20.15 bei RTL2.

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