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#Zeit für einen Strategiewechsel gegen Corona?

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Zeit für einen Strategiewechsel gegen Corona?

Das Wort klingt wie Musik in den Ohren der Regierungskritiker: „Strategiewechsel“ im Corona-Management. Strategiewechsel? „Nicht nötig“, antwortete der Chef des Robert-Koch-Instituts, Lothar Wieler, auf eine entsprechende Frage am Donnerstag, als er zum ersten Mal einen Rekordanstieg der Neuinfektionszahlen im Land von über elftausend neuen Fällen an einem Tag zu erklären hatte. Da waren die tagelangen Rufe etwa aus Berliner Gesundheitsämtern wie Neukölln oder Berlin-Mitte nach dem Strategiewechsel schon nicht mehr zu ignorieren. Nur: Der Strategiewechsel, den Wieler und vermutlich viele Zuschauer im Livestream des RKI hinter der Frage vermuteten, hat mit dem Strategiewechsel, den die Gesundheitsämter und Corona-Politiker wie Virologen und Epidemiologen angesichts der neuen Dynamik des Infektionsgeschehens und der Gefahr des Kontrollverlustes im Blick haben, nichts zu tun.

Joachim Müller-Jung

Joachim Müller-Jung

Redakteur im Feuilleton, zuständig für das Ressort „Natur und Wissenschaft“.

Die Verbandschefin der Ärzte im Öffentlichen Gesundheitsdienst, Ute Teichert, machte gestern in verschiedenen Interviews deutlich, worauf ein Strategiewechsel hinauslaufen sollte: „Tatsächlich wäre es gut, wenn man auf die Cluster vorwiegend gucken würde“, sagte sie in der Tagesschau der ARD. Im Deutschlandfunk konkretisierte sie: Man könne der aktuellen und weiteren Überlastung vieler Gesundheitsämter bei der Nachverfolgung nur begegnen, indem man in den Gesundheitsämtern damit aufhöre, die Kontakte jedes einzelnen Infizierten einzeln zurückverfolgen zu wollen, wie das im Frühjahr die Erfolgsstrategie gewesen war. Jetzt gehe es darum, die Infektionscluster in den Blick zu nehmen.

Zuerst soll ermittelt werden, ob bei einem Infizierten in den zurückliegenden Tagen möglicherweise ein Ereignis vorgelegen hat, das zu einer Ausbreitung des Virus unter vielen Menschen geführt haben könnte – zum Beispiel Veranstaltungen, Familientreffen oder Barbesuche. Danach gilt es, die entsprechenden Personen zu ermitteln und zu benachrichtigen, damit diese sofort in eine Vorsorgequarantäne gehen – ohne Test. Erst einige Tage später soll diese Quarantäne nach einem PCR-Virentest und einem Negativ-Ergebnis aufgehoben werden können.

Parlamentsbeschluss erforderlich

Für einen solchen Strategiewechsel, so Teichert, „müsste es rechtliche Voraussetzungen geben, welche die Politik erst schaffen muss“. Denn Menschen zu isolieren ohne positiven Corona-Test ist bisher an die Einsicht und Freiwilligkeit der Betroffenen gebunden. Um die gesetzlichen Voraussetzungen in den Parlamenten zu schaffen, wäre seit August Zeit gewesen. Damals hatte der Charité-Virologe Christian Drosten die in Japan angewendete Cluster-Nachverfolgung erläutert. Auch der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach hatte sie propagiert.

Hintergrund der neuen Strategie ist die im Frühjahr gewachsene Erkenntnis der Wissenschaftler, dass 80 Prozent der Ansteckungen mit Sars-CoV-2 von nur zwanzig Prozent der Infizierten ausgehen. Diese lokalen Häufungen von Infektionen durch „Superspreader“ schnell zu ermitteln und die Kontakte der Superspreader ohne Zeitverlust zu isolieren hieße, die daraus resultierenden Infektionsketten mit potentiellen weiteren Superspreader-Events zu verhindern – also nicht mehr der Infektionswelle tagelang hinterherzulaufen, sondern sich vor die Infektionswelle zu setzen. Die Ressourcen der deutschen Gesundheitsämter, die zum Teil auf die Hilfe der Bundeswehr angewiesen sind, könnten so entlastet werden.

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