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#Deutsche und ihr Geld: Langer Abschied vom Sparkonto

Deutsche und ihr Geld: Langer Abschied vom Sparkonto

Die Deutsche Bundesbank hat dieser Tage eine interessante Grafik veröffentlicht: Sie zeigt, wie sich die Struktur des deutschen Geldvermögens über die Jahre verändert hat. Das Volumen aller monetären Besitztümer der deutschen Privathaushalte hat schließlich gerade die Marke von 7 Billionen Euro überstiegen – auf stolze 7,143 Billionen Euro. Das ist ein neuer Rekord. Das Geld der Deutschen aber ist heute ganz anders angelegt als noch vor ein paar Jahren.

Besonders auffällig: Der Anteil von Bargeld und Sichteinlagen ist gestiegen und gestiegen. Im Gegenzug sind die „sonstigen Einlagen“ zurückgegangen – dahinter stecken vor allem Sparkonten im weitesten Sinne. Es gab offenbar einen Abschied der Sparer vom Sparkonto bei ihrer Bank.

Das Girokonto wird zum Geld-Sammelplatz

Noch im Jahr 1991 hatten diese Sparkonten rund 40 Prozent des gesamten deutschen Geldvermögens ausgemacht. Bargeld und Sichteinlagen, dazu gehört etwa das Geld auf dem Girokonto, kamen damals auf einen Anteil von 10 Prozent des Geldvermögens. Über die Jahre aber hat sich das nahezu umgekehrt.

Heute machen die Sparkonten nur noch 10 Prozent des Geldvermögens aus. Auf Bargeld und Sichteinlagen dagegen entfallen etwa 30 Prozent. Der Anteil der Sparkonten macht also nur noch rund ein Viertel des früheren Wertes aus, der Anteil von Girokonten und Bargeld dagegen hat sich ungefähr verdreifacht. Es gab einen Aufstieg des Girokontos – und einen weitgehenden Abschied vom Sparkonto.


Bild: Niebel

Ein Grund ist naheliegend: Für Spareinlagen gibt es kaum noch Zinsen. Seit 1990 sind die Kapitalmarktzinsen mit gewissen Aufs und Abs rückläufig, auch die Bankzinsen sind immer weiter zurückgegangen. Heute nehmen fast 500 Banken in Deutschland von einer bestimmten Grenze an sogar Negativzinsen von Privatkunden. Entsprechend hat auch der Rückgang des Anteils der Spareinlagen am Geldvermögen der Privathaushalte – der auch seit den 90er Jahren schon zu beobachten war, zeitweise zugunsten des Tagesgeldkontos – in den vergangenen Jahren noch mal einen zusätzlichen Schub bekommen.

Parallel haben Fonds an Bedeutung gewonnen. Ende der 90er Jahre hatte die damalige Dresdner Bank unter Bernhard Walter mit einer großen Werbekampagne für den Umtausch des Sparbuchs gegen Investmentfonds geworben – was die Sparkassen damals, die das Sparbuch noch als Kernprodukt betrachteten, nicht besonders lustig fanden. In jenen Jahren legte der Anteil der Investmentfonds am Geldvermögen zu. Seither ist er, trotz vieler Rückschläge bei Börsenkrisen, durchweg beachtlich geblieben.

Die Jungen entdecken die Aktien

Aktien hatten um das Jahr 2000 herum schon mal einen ganz ordentlichen Anteil am Geldvermögen der Deutschen. Das war die Dotcom-Zeit, die Internetblase, als viele Deutsche euphorisch in Aktien der jungen Internetunternehmen investierten und deren Kurse schwindelnde Höhen erreichten. Damals machten Aktien deutlich mehr als 10 Prozent des Geldvermögens der Deutschen aus – der Wert ist bis heute noch nicht wieder ganz erreicht.

Die jüngste Zeit aber ist durch ein stärkeres Interesse an Aktien gekennzeichnet, ihr Anteil am Geldvermögen steigt. Die Kursentwicklungen am Aktienmarkt in den ersten Monaten des Jahres gehörten deshalb laut Bundesbank zu den wichtigsten Gründen, warum das Geldvermögen der Deutschen die Grenze von 7 Billionen Euro überschritten hat.

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Zahlen des Deutschen Aktieninstituts stützen diese Aussagen. Demnach ist die Zahl der Aktionäre in Deutschland allein im Corona-Jahr 2020 um 2,7 Millionen auf 12,4 Millionen gestiegen. „Damit ist etwa jeder sechste Deutsche in Aktien investiert“, sagt Gerrit Fey vom Fachbereich Kapitalmärkte des Aktieninstituts. Besonders stark habe das Interesse jüngerer Leute an der Aktie zugenommen, wohl auch durch die sogenannten Neobroker. Fast 600.000 junge Erwachsene unter 30 Jahren wagten sich 2020 auf das Börsen-Parkett – eine Steigerung um fast 70 Prozent im Vergleich zu Vorjahr.

Die Bundesbank hat auch verglichen, wie sich die Rendite des Geldvermögens der deutschen Privathaushalte durch die Veränderungen der Anlagestruktur entwickelt hat. Sie kommt, trotz aller Widrigkeiten, vor allem fürs erste Vierteljahr 2021 auf gute Werte – die starke Entwicklung von Aktien habe für eine ganz ordentliche reale Gesamtrendite des deutschen Geldvermögens gesorgt.

Im ersten Quartal 2020 hat die reale Gesamtrendite des Geldvermögens der privaten Haushalte in Deutschland demnach noch minus 1,9 Prozent betragen – im ersten Quartal 2021 lag sie den Berechnungen zufolge bei 7,2 Prozent. Das habe allerdings allein an der starken Aktienentwicklung gelegen. Spar- und Girokonten, die zusammen 40 Prozent des Geldvermögens ausmachten, hätten etwa seit Mitte 2016 fast ausschließlich eine negative reale Gesamtrendite. Die Sparer lernen also offenbar dazu – aber langsam.

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