#Ziemlich beste Energiefreunde
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„Ziemlich beste Energiefreunde“
Es klang wie ein Stoßseufzer, was Robert Habeck auf seiner Norwegenreise mehrfach wiederholte: „Kohlendioxid im Boden ist allemal besser als in der Atmosphäre.“ Solange es nicht genügend Ökostrom gibt, um Deutschland über die Elektrifizierung und über die Elektrolyse von „grünem Wasserstoff“ treibhausgasneutral zu machen, setzt die Bundesregierung auf die Abscheidung und das Einlagern von CO2. In Deutschland ist das nicht zulässig, in Norwegen hingegen schon seit Jahrzehnten bewährt.
In dieser Hinsicht kommt dem Land für die Bundesrepublik doppelte Bedeutung zu. Zum einen kann das Gas hier tief im Meeresboden verpresst werden: Sobald das geänderte Londoner Protokoll zum Meeresschutz ratifiziert ist, dürfen die Skandinavier CO2 aus Deutschland importieren. Zum anderen lässt sich aus norwegischem Erdgas „blauer“ Wasserstoff herstellen, bei dem das freiwerdende CO2 ebenfalls in dem so genannten CCS-Verfahren gespeichert wird.
Nach dem Ausbleiben russischer Lieferungen gelte: „Norwegen ist heute unser wichtigster Energielieferant und soll es auch auf dem Weg in eine klimaneutrale Zukunft bleiben“, so Habeck. Deutschland beziehe den Großteil seines Gases von dort, demnächst wolle man auch verstärkt Windenergie sowie Wasserstoff importieren, zunächst blauen, dann grünen. Um das zu erreichen, haben der Vizekanzler und die Osloer Seite mehrere Erklärungen zu einer Energiekooperation unterschrieben. Habeck traf dafür Regierungschef Jonas Gahr Støre sowie die Minister für Energie, Industrie und Umwelt.
Strategische Partnerschaft für grüne Industrie
Eine der beiden gemeinsamen Erklärungen umfasst den Aufbau einer strategischen Partnerschaft zu Klima, erneuerbaren Energien und grüner Industrie. Es geht darin aber auch um Rohstoffe und Mikroelektronik. Eine weitere Deklaration legt das gemeinsame Ziel fest, bis 2030 eine „großflächige Versorgung mit Wasserstoff“ zu erreichen und die dafür notwendige Infrastruktur aufzubauen. Damit ist eine Pipeline gemeint, die zunächst Erdgas und blauen Wasserstoff liefert, aber auch an neuen Windparks auf See vorbeiführen soll.
Der Plan ist, dort grünen Wasserstoff herzustellen, um die anderen Gase zu ersetzen. Oslo und Berlin sind sich einig, dass nach den Angriffen auf Nord Stream 1 und 2 die Infrastruktur besser geschützt werden muss. Daher reist Habecks Staatssekretär Patrick Graichen (Grüne) demnächst nach Oslo, um an der dafür zuständigen Pipelinekommission teilzunehmen.
Habeck versicherte, die neuen Vorhaben seien „marktgetrieben“, der Staat finanziere sie nicht. Dazu passt, dass RWE und der norwegische Konzern Equinor während Habecks Reise eine strategische Energiepartnerschaft zum Aufbau einer grenzüberschreitenden Wasserstoffwirtschaft unterzeichneten. RWE hat den Kohleausstieg von 2038 auf 2030 vorgezogen und braucht zur Stromerzeugung deshalb schnell Ersatz. Man will neue Gaskraftwerke bauen, die möglichst bald mit Wasserstoff laufen sollen.
Wasserstoff als Gasersatz
„Blauer Wasserstoff in großen Mengen kann den Anfang machen und anschließend immer grüner werden“, so der RWE-Vorsitzende Markus Krebber in Oslo. Equinor, das früher Statoil hieß, kündigte bis 2030 den Aufbau einer blauen Wasserstoffkapazität von zwei Gigawatt (GW) und bis 2038 von zehn GW an. Die nötige Pipeline werde derzeit geprüft. RWE ist nicht nur Abnehmer, sondern will mit Equinor auch bei der Erzeugung grünen Wasserstoffs aus Windkraft kooperieren.
Die von den Unternehmen in Deutschland geplanten Kraftwerke sollen 2030 mit drei GW starten. Ihr Zweck ist es, die Rolle von Kohle- und Kernkraftwerken als Reserve für Phasen zu übernehmen, wenn Wind- und Solarenergie fehlen. Bei Inbetriebnahme sollen die Anlagen zu 50 Prozent mit Wasserstoff laufen, Mitte der dreißiger Jahre dann vollständig. Zu Investitionshöhen gab es keine Angaben.
Am Rande seines Besuchs kündigte Habeck an, dass nach dem Flüssiggasterminal in Wilhelmshaven nun auch die anderen Anlandungspunkte ans Netz gingen: Lubmin kommende Woche und Brunsbüttel in zwei Wochen. Er bedankte sich bei den Norwegern für die starke Ausweitung der Gaslieferungen während der Energiekrise. Diese habe Deutschland weitgehend gemeistert. Dafür spreche, dass die Bundesnetzagentur ihre Einschätzung zur Gasmarktlage am Donnerstag erstmals seit Monaten verbessert habe. Eine Mangellage in diesem Winter gilt jetzt als „zunehmend unwahrscheinlich“.
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