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#Zitterpartie für deutsche Sparer

Zitterpartie für deutsche Sparer

Auf der Flucht vor Null- und Negativzinsen lassen sich viele deutsche Sparer von besser verzinsten Anlagen auf Internetplattformen wie Weltsparen.de anlocken. Den Anlegern, die bei den Angeboten der Bremer Greensill Bank zugegriffen haben, könnten nun ungemütliche Zeiten bevorstehen. Mit ungewöhnlich hoch verzinsten Tages- und Festgeldangeboten hatte die Bank ihre Bilanzsumme zuletzt innerhalb weniger Jahre vervielfacht.

Tim  Kanning

Philip Plickert

Ende 2019 standen laut einer Analyse der Ratingagentur Scope Einlagen in Höhe von 3,2 Milliarden Euro in den Büchern. Davon sollen gut 1 Milliarde Euro von deutschen Privatanlegern, der Rest von institutionellen Investoren stammen. Das Geld wurde hauptsächlich dazu genutzt, die Investitionen der britisch-australischen Finanzgruppe Greensill Capital zu finanzieren und abzusichern.

Doch eben die ist nun in eine bedrohliche Schieflage geraten. Greensill Capital sitzt in London, die Muttergesellschaft in Australien. Dort hat Greensill laut Medienberichten am Dienstag Insolvenzschutz beantragt. Damit könnte auch die Bremer Bank, die bis zur Übernahme 2014 als Nordfinanz Bank firmierte, in finanzielle Schwierigkeiten geraten.

Im schlimmsten Fall müsste die Bankenaufsicht Bafin ein Moratorium über sie verhängen und sie zum Entschädigungsfall erklären. Dann würde zunächst die gesetzliche deutsche Einlagensicherungen einspringen und Kunden bis zu 100.000 Euro zurückzahlen. Darüber hinaus gehört Greensill der Einlagensicherung der privaten deutschen Banken an, über die jeder Kunde Anspruch auf die Rückerstattung von maximal knapp 75 Millionen Euro hätte. Die Bafin und der Bankenverband, zu dem die Einlagensicherung gehört, wollten sich am Dienstag nicht zu dem Fall äußern.

Vertrauenskrise verschärft sich

Verschärft wurde die Vertrauenskrise in Greensill zunächst dadurch, dass die Schweizer Bank Credit Suisse Fonds über 10 Milliarden Dollar eingefroren hatten, die mit Greensill verbunden waren. Die Schweizer begründeten dies mit „erheblicher Unsicherheit“ über die Werthaltigkeit. Am Dienstag vermeldete dann auch noch die ohnehin angeschlagene Schweizer Investmentfirma GAM, dass sie den Greensill Supply Chain Finance Fonds, den sie zusammen mit der Finanzgesellschaft betreibt, abwickeln werde.

Wegen der „jüngsten Marktentwicklungen und der daraus resultierenden Medienberichterstattung“ habe sie den Fonds für Zeichnungen und Rücknahmen geschlossen, hieß es. Nach Angaben von GAM haben in den Fonds zehn professionelle Investoren insgesamt 842 Millionen Dollar investiert.

Das von dem Australier Lex Greensill vor zehn Jahren gegründete Unternehmen bietet Lieferantenfinanzierung. Es übernimmt offene Rechnungen und verkauft diese als Verbriefungen weiter, unter anderem auch an Fonds von Credit Suisse. Der 44 Jahre alte Lex Greensill, der auf einer australischen Zuckerrohrfarm groß geworden ist, präsentierte sich mit dem Geschäftsmodell als Gehilfe kleiner Unternehmen gegenüber großen Konzernen und wurde damit selbst zum Milliardär.

In der Corona-Krise hat Greensill Capital aber größere Kreditausfälle erlitten. Der japanische Investor Softbank soll seine Investition von 1,5 Milliarden Dollar weitgehend abgeschrieben haben. In Australien hat Greensill nun einen speziellen Insolvenzschutz beantragt, um eine Restrukturierung und Rettung des Unternehmens zu organisieren. Greensill ist in Gesprächen mit Apollo Global Management, einer Private-Equity-Gesellschaft, die angeschlagene Unternehmenswerte übernimmt.

Bafin hatte Bank schon im Blick

Die Bremer Greensill Bank war zuletzt schon in den Fokus der Bafin gerückt. Laut einem Bericht der „Financial Times“ sollen die Aufseher darauf gedrängt haben, dass die Bank ihre Ausleihungen an die Unternehmen von Sanjeev Gupta und seiner Familie zurückfährt. Nach Daten von Bloomberg summierten sich die Darlehen der Bank an Gupta und sein Umfeld auf insgesamt 1,5 Milliarden Euro, was ein beträchtlicher Teil der Bilanzsumme wäre. Guptas Unternehmen Liberty Steel ist vor kurzem mit der Übernahme der Stahlsparte von Thyssen-Krupp gescheitert.

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