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#Zu Gast bei Erwin Wurm: Seid’s narrisch?

Zu Gast bei Erwin Wurm: Seid’s narrisch?

„Nein, der Pecorino muss feiner sein, viel feiner, damit er sich mit dem heißen Pasta-Wasser zu einer sämigen Sauce verbindet.“ Zu Dickflüssigem sagt der Österreicher „sämig“. Ich reibe weiter. Wer widerspricht schon Erwin Wurm, dem Bildhauer, dem King of Gurke? Seit zwei Tagen sind wir zu Besuch auf Schloss Limberg südwestlich von Graz, fast schon in Slowenien, dem Rückzugsdomizil der Familie Wurm, gleichzeitig Atelier und Werkstatt des Künstlers.

Eingeladen sind wir für eine ganze Woche. Schön, dachte ich mir, obwohl wir uns gar nicht so richtig gut kannten. Zufällig waren wir uns im Sommer 2020 auf einer kleinen griechischen Insel begegnet. Aber die Bedenken, dass ich meine Zeit mit einem extrovertierten Künstler verbringe, der sich wie mancher deutsche Kunstprominente aufführt, nämlich ganz so, wie sich Lieschen Müller die Künstler eben vorstellt, waren unberechtigt. Normal bis wahnsinnig nett und wirklich interessant ist er, der Erwin.

Routiniert und überlegt – auch beim Kochen

Heute kochen wir also. Es gibt Pasta Cacio e Pepe, wie Erwin mir sagt, die traditionelle Pasta der süditalienischen Ziegenhirten. Dafür sind wir gleich am Morgen zum Einkaufen gefahren, alten Pecorino mit Pfeffer, Pasta und Salat und ein paar Flaschen Grünen Veltliner besorgen. Jetzt reibe ich den ganzen Pecorino fein und warte, bis die Pasta im wenigen Wasser gekocht ist. Aber Vorsicht! Da die Sauce anschließend mit dem Pasta-Wasser zubereitet wird, muss die Pasta noch früher als gewöhnlich aus dem Wasser geholt werden.

Von „Fat Cars“ bis zu Fastentüchern, von krummen Gurken bis zu seltsam verfremdeten Symbolen der Spießigkeit: Erwin Wurm hat schon vieles erschaffen.





Bilderstrecke



Kochender Bildhauer
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Eine Woche zu Gast bei Erwin Wurm

Mit diesem sehr stärkehaltigen Wasser rühre ich den Pecorino jetzt zu einer sämigen Masse. In der Küche verbreitet sich ein unglaublich guter Geruch nach Käse und Pasta. So routiniert und überlegt, wie Erwin alle seine Arbeiten entwickelt, so routiniert ist er auch beim Kochen.

Die Pasta ist brutal gut

Gestern Mittag gab es schon ein Barbecue mit all seinen Mitarbeitern. So kurz vor dem Wochenende ist es einfach nett, gemeinsam im Garten zu sitzen. Man merkt, dass auf Schloss Limberg viel und konzentriert gearbeitet wird, aber man spürt auch, dass es Teamwork ist. Normalerweise fühle ich mich in solchen Situationen etwas fehl am Platz, aber hier ist alles lässig – wieder ein gängiges Wort in Österreich.

Die Pasta ist brutal gut. Sämig und salzig umgibt die Sauce die Nudeln, mit einer intensiven Pfeffernote. Die enorme Menge ist schnell gegessen. Das Dessert schafft keiner mehr, wir bleiben beim Wein.

Von einem subversiven Humor durchzogen

Meine Tochter schaut mich irritiert an, als ich im astreinen Wiener Dialekt in „Es lebe der Zentralfriedhof“ von Wolfgang Ambros einstimme. Erwin ist auch textsicher und wundert sich wiederum nicht: „Der Eintritt is’ für Lebende – Heit’ ausnahmslos verboten…“ Und schon wieder ist mein Weinglas voll.

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Donnerstags um 12.00 Uhr

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