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Zugzwang“ aus München geht es um Mord beim Schachturnier

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Daraus, dass Schach das Spiel der Könige – und eben nicht der Königinnen – sei, versucht dieser in verschneiten Geisteshöhen angesiedelte „Tatort“ aus München seinen Fall zu konstruieren. Die Prämisse, die Tradition des hochrationalen und doch oft über Geniekult mystifizierten Spiels, wird ge­gen die moderne Welt in Stellung gebracht. Gedreht in einem bekannten Luxushotel in den bayerischen Vor­alpen, inszeniert Nina Vukovic nach einem Drehbuch von Robert Löhr ein Kandidatenturnier, bei dem bald nicht nur die Schachfiguren vom Spielfeld genommen werden.

Mit von der Partie ist der schachbegeisterte Gerichtsmediziner Steinbrecher (Robert Joseph Bartl), der sowohl seinen Kollegen Leitmayr (Udo Wachtveitl) und Batic (Miroslav Nemec) als auch den Zuschauern zu Beginn erst einmal seine geballte Begeisterung für diesen noblen Zeitvertreib um die Ohren hauen darf. Das eigentliche Spiel ist nur die Hälfte des Spaßes, das andere ist das „Psycho-Drumherum“: Machtspielchen. Weshalb es auch bald die erste schöne Leich’ gibt. „Eine armenische Schauspielerin“, sagt Leitmayr. „Eine Großmeisterin!“, korrigiert Steinbrecher. Genauer, Sekundantin der Französin Natalie Laurent (Roxane Duran), die angetreten ist, diese hölzerne Männerwelt aufzumischen. Sekundantin? „Also das, was der Kalli für uns ist“, schlussfolgert Batic.

Anspielung auf russische Giftmorde

Das ist so das Niveau, auf dem hier über Schach gesprochen wird. Während im Hintergrund Figuren wie der „ehemalige russische Offizier aus Aserbaidschan“ und Weltschachverbandspräsident Kamran Hasanov (Husam Chadat) und der Turnierausrichter Lars Kändler (Robert Dölle) ihre Züge planen. Auch der verzweifelte Amerikaner Theodore „Teddy“ Boyle (Maximilian Befort), der sich hier nicht nur final beweisen, sondern ein Leben retten will, das er im professionellen Schachsport versenkt hat, verfolgt eine Schattenagenda.

Trailer„Zugzwang“

Und so geraten die Kommissare (wie schon im vorangegangenen Münchner „Tatort: Charlie“) auf einen Stellvertreterkriegsschauplatz. Hier kämpfen Frauen gegen Männer und einstige Ostblockmilitärs mit dunkler Vergangenheit gegen vermeintlich moderne Europäer. Bald gibt es mehr Mordversuche und auch Opfer, bei denen stets ein Turm gefunden wird, dessen Symbolik bei aller strategischen Rationalität des Sujets dann ausgerechnet mit seiner Bedeutung im Tarot verbunden wird. Aber natürlich ist auch Schach etwas, bei dem anhand einer gegenwärtigen Ausgangslage vor allem über die ei­gene Position in der Zukunft nachgedacht werden muss. Mutmaßlich russische Giftmorde (namentlich der Fall Sergei Skripal) klingen hier ebenso an wie die Betrugsvorwürfe, die der Schachgroßmeister und ehema­lige Weltmeister Magnus Carlsen im Jahr 2022 gegen den Kontrahenten Hans Niemann erhob. Noch im Fe­bruar im Gespräch mit dem US-Podcaster Joe Rogan gab sich Carlsen überzeugt, dass bei Niemann etwas nicht stimme.

Von Kaltem Krieg oder zumindest kühlen strategischen Köpfen will dieser „Tatort“ aber wenig wissen, es bleibt bei Andeutungen. Die Bühne gehört einer etwas kruden Mischung aus Tragik und einer aus ihr entstehenden Action. Ein spezieller Tod löst Tränen, Waffenwedeln, Verfolgungsjagden und Handgemenge aus, Giftkoffer und Geiselnahmen gibt es obendrauf. Die Rolle der Frau in der Schachwelt, deren Können letztlich auch in diesem Fall einigermaßen spitzfindig in Zweifel gezogen wird, bleibt die eines vertrauensunwürdigen Exoten. Und selbst die zu Beginn so dynamisch im BMW anbrausenden Kommissare wirken am Ende vor allem eines: matt.

Der Tatort: Zugzwang, läuft am Sonntag um 20.15 Uhr im Ersten.

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