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#DFB ohne Adidas: Wer hat’s erfunden?

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Politiker hätten sich mehr Standortpatriotismus gewünscht, die Fans sind wütend: Der Wechsel des DFB von Adidas zu Nike erregt die Gemüter. Ach, wie trübe sind die Erinnerungen in dieser deutschen Fußball-Romanze.

Wenn der Deutsche Fußball-Bund von Adidas zu Nike wechselt, geht sogar die Politik aus dem Sattel, von Ramelow bis Rhein. Auch Robert Habeck hätte sich mehr Standortpatriotismus gewünscht. Ein Adler, drei Streifen. War so, ist so, soll so bleiben. Offenbar sollen im Fußball andere Regeln gelten als in anderen deutschen Geschäftszweigen, in denen Qatar in die deutsche Automobilindustrie investiert und Cosco aus China in den Hamburger Hafen. Aber im Sport sind die Amerikaner ein Problem?

Bei manchen Fans generiert sich die Wucht der Empörung aus einem starken Gefühl: Nost­algie. Das ist legitim – für Fans. Und wahrhaftig ist keine Wirtschaftswunderjahrestory wundersamer als die der Helden von Bern und ihrem Zeugwart Adi Dassler, seinen Schraubstollenschuhen, dem unaufhörlich herniederprasselnden Regen und Bozsiks Ballverlust an Schäfer. Wir sind wieder wer. Legendär.

Unterdrückte Erinnerungen

Aber wie das so ist mit Legenden: Sie erzählen eine tolle Geschichte, sie erzählen nur selten die ganze, nicht ganz so tolle Geschichte. In den nun heftig aufwallenden Empfindungen der deutschen Fußball-Romanze mit Adidas scheint der Teil der Er­innerungen seltsam unterdrückt, die an die Fortsetzung der Geschäftsmethoden der Dasslers nach dem WM-Sieg 1954 gemahnen müsste.

Es lässt sich mit Fug und Recht behaupten, dass das moderne Sportmarketing eine Spezialität des Hauses war. Wer hat’s erfunden? Die Deutschen. Die Wirksamkeit der Methoden, mit denen insbesondere Horst Dassler dealte, zeigte sich über seinen Tod hinaus.

Als er 1987 beigesetzt wurde, standen João Havelange, der Präsident des Internationalen Fußball-Verbands, und Juan Antonio Samaranch, Präsident des Internationalen Olympischen Komitees, in der ersten Reihe am Grab. Eine ehrenwerte Trauergesellschaft. Der Pate war nicht nur ein Film. Und das Business damals schon knallhart.

Dieser Text stammt aus der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung.

F.A.S. jetzt lesen

Mit Blick auf den deutschen Fußball und dessen Dachverband ist mancher Deal mit einst maßgeblichen Figuren aus dem Adidas-Kosmos Teil strafrechtlicher Aufklärungsversuche, bis heute und wer weiß, wie lange noch.

Zwei ehemalige DFB-Präsidenten und ein einstiger Generalsekretär stehen derzeit in Frankfurt vor Gericht, weil bis heute nicht klar ist, warum der einstige Adidas-Boss Robert Louis-Dreyfus – nachdem er bereits hinter Uli Hoeneß vom Adidas-Klub FC Bayern als Bürge stand – mit seinem Geld dem Adidas-Testimonial Franz Beckenbauer bei dessen FIFA-WM-2006-Transaktionen auf die Sprünge half. Der Fallout dieser Sommermärchen-Affäre ist einer der Gründe, ­warum der DFB Geld braucht. Nike hat mehr zu bieten. So läuft das Spiel.

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