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#1. Mai 2021 in Berlin: Das sind Demos, Protest und Beschränkungen

1. Mai 2021 in Berlin: Das sind Demos, Protest und Beschränkungen

Der 1. Mai 2021 fällt in die Pandemie – das zweite Jahr in Folge. Für Berlin ist das besonders einschneidend. Normalerweise ist der 1. Mai einer der Ausnahmetage in der Hauptstadt. Einerseits füllt sich tagsüber Kreuzberg mit den Besucher*innen des Myfests, Bands spielen, DJs legen auf, Restaurants, Spätis und manchmal auch einfache Anwohner*innen verkaufen Getränke und Essen, kurz: Die Menschen feiern.

Andererseits, und das ist die Tradition, war der Tag der Arbeit immer geprägt von Kundgebungen rund um den Kampf für faire Löhne, bessere Arbeitsbedingungen und schlicht der Veränderung des Systems oder sogar der Abschaffung des Kapitalismus wie wir ihn kennen. Jedes Jahr um 18 Uhr startete die „Demonstration zum revolutionären 1. Mai“, mit mal mehr, mal weniger Randale, Krawall und Zusammenstößen mit der Polizei. Der 1. Mai 2021 allerdings wird anders.

Der 1. Mai 2021 rückt näher, doch noch immer wütet Corona. Wir listen, was trotzdem stattfindet: Myfest, Demos, Kundgebungen?
Die revolutionäre Demo zum 1. Mai 2018: Um Abstände musste man sich da beim Demonstrieren nicht sorgen. Foto: Imago Images/Carsten Thesing

1. Mai in Berlin in Berlin. Gibt es trotz allem ein Myfest?

Seit 2003 kommen jedes Jahr tausende Berliner:innen und Tourist:innen zum Myfest, das seit 2018 nicht nur in den Straßen um die Oranienstraße, die Skalitzer und die schlesische Straße stattfindet, sondern auch im Görlitzer Park. Dass das Fest in diesem Jahr genau wie im letzten wegen der Pandemie nicht stattfinden kann, steht außer Frage. Schließlich gelten in Berlin Kontaktbeschränkungen, seit der Bundesnotbremse sogar eine Ausgangssperre. Demnach dürfen sich Mitglieder eines Haushalts nur noch mit einer weiteren Person in der Öffentlichkeit treffen, und das auch nur bis 22 Uhr, dann allein zum Sport, ab 24 Uhr darf sich niemand mehr draußen aufhalten, auch nicht zum Joggen.

Findet die „Revolutionäre-1.-Mai-Demo“ in Berlin statt?

Die traditionelle „Revolutionäre-1.-Mai-Demo“ dagegen findet statt. Die Aktion startet dieses Mal um 17 Uhr mit einer Kundgebung am Hermannplatz, danach zieht die Demo über die Karl-Marx-Straße, die Sonnenallee und den Görli zum Oranienplatz. Migrantifa Berlin bildet dieses Jahr mit einer Reihe anderer migrantischer und internationalistischer Gruppen den Front-Block des Zuges. Die Polizei ist hier laut einem Sprecher auf Teilnehmer*innen im fünfstelligen Bereich vorbereitet.

Ziel ist laut Ankündigung, mit der „Demo die die Bedürfnisse und Kämpfe der migrantischen Communities von Kreuzberg und Neukölln [abzubilden] und nicht entfremdend auf sie [zu wirken]“. Außerdem Thema sind der gescheiterte Mietendeckel und die aktuelle Mietenpolitik, abgebildet vom Enteignungsblock und der „Interkiezionale“. Daneben laufen verschiedene Gewerkschaften und linke Gruppen wie die „interventionistische Linke“ bei der Demo mit.

„Dieser Tag wird uns sicher viel Nerven kosten, in Kombination mit den Menschen, die einfach nur Zeit draußen verbringen wollen, wird das eine fordernde Einsatzlage“, sagt ein Sprecher der Polizei. „Wir bitten deswegen darum, dass alle, die nicht demonstrieren, aber trotzdem rausgehen wollen, dies nicht dort tun, wo Versammlungen sind oder die Demorouten lang laufen.“ Man habe weitere einige Einheiten aus anderen Bundesländern angefordert. Ob die wirklich alle nach Berlin kommen, auch angesichts der Einsätze, die in anderen Städten anstehen, sei aber noch unklar.

Der 1. Mai 2021 rückt näher, doch noch immer wütet Corona. Wir listen, was trotzdem stattfindet: Myfest, Demos, Kundgebungen?
Bühnen, tausende Menschen, die sich durch Straßen schieben, Essen: Ein Myfest wird es auch in diesem Jahr am 1. Mai nicht geben. Foto: Imago Images/tagesspiegel

Bereits um 13 Uhr startet die MyGruni-Fahrraddemo vom Großen Stern zum Grunewald unter dem Motto „heraus zum Tag der Arbeit – den Problemkiez abholen“. Seit 2018 gibt es die satirische Aktion, bei der die Demonstrant*innen die Wohlhabenden aus dem Grunewald dazu bewegen wollen, „die Umverteilung ihres Vermögens auf die Kette kriegen“. Der Protest startet als Sternfahrt von Lichtenberg, Neukölln und dem Wedding.

Was ist in Berlin für die Walpurgisnacht geplant?

Die politischen Proteste beginnen schon am 30. April. Am Vorabend des 1. Mai, zur Walpurgisnacht, rufen verschiedene linke Gruppen wie jedes Jahr zu einer Demo durch den Wedding auf, das Motto dieses Jahr: „Von der Krise zur Enteignung“. Die Demo-Strecke führt vom Leopoldplatz zum Gesundbrunnen, etwa 2000 Teilnehmer:innen werden erwartet.

Tag der Arbeit: Was machen Gewerkschaften und Verbände 2021 in Berlin?

Danach folgt am Morgen des 1. Mai ab 10 Uhr eine große Sternfahrt des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) und des ADFC zum Großen Stern, angemeldet sind dort etwa 2500 Teilnehmer:innen. Außerdem demonstrieren ab mittags um 13 Uhr einige Clubbesucher:innen und -betreiber:innen „für die Wiederbelebung der Kultur- und Clubszene durch die kreative Nutzung des öffentlichen Raumes“. Die Polizei erwartet etwa 500 Menschen, die vom Hermannplatz in Neukölln zum Markgrafendamm in Friedrichshain ziehen.

Auf was für Proteste stellen sich Berlin und Polizei für den 1. Mai noch ein?

Einige Gruppen planen kleinere Kundgebungen mit Teilnehmerzahlen im zweistelligen Bereich. Unklar ist, ob zusätzlich auch noch Querdenker und Coronaleugner demonstrieren werden. So oder so dürfte die Polizei aber viel zu tun haben. Schließlich müssen sich die Beamt:innen neben der Beaufsichtigung der Demos eigentlich auch noch um die Einhaltung der geltenden Kontaktbeschränkungen kümmern. Zur Situation der Polizei am 1. Mai sagte Innensenator Andreas Geisel (SPD) dem Tagesspiegel: „Die Polizei ist gut gerüstet. Es wird aber ein herausfordernder 1. Mai, weil zahlreiche Demonstrationen im Bundesgebiet die dortigen Einsatzkräfte binden.“

Der 1. Mai 2021 rückt näher, doch noch immer wütet Corona. Wir listen, was trotzdem stattfindet: Myfest, Demos, Kundgebungen?
Am 1. Mai 2020 fanden in der Oranienstraße trotz Verbot dezentrale Aktionen statt. Foto: Imago Images/A.Friedrichs

Letztes Jahr waren größere Demos nicht genehmigt worden. Trotzdem kamen tausende Demonstrant:innen und Schaulustige in Kreuzberg zusammen, nachdem Autonome Linke zu dezentralen Aktionen aufgerufen hatten. Die Polizei griff beendete die Aktionen, einige Demo-Teilnehmer:innen wurden auf der Oranienstraße eingekesselt.


Mehr zum 1. Mai

Wir blicken zurück auf die Geschichte des 1. Mai in Berlin. Zuerst: 12 Walpurgisnacht-Momente in Berlin: Hexen, Punks und Partymacher. Hier blicken wir noch weiter zurück: 12 Momente zum 1. Mai in Berlin: Von Stalin und FDJ bis Chaos und Myfest. Übrigens: Auch letztes Jahr wusste wegen der Pandemie niemand, wie der 1. Mai wird.

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