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#12 berlinerische Beleidigungen, die ihr kennen solltet

12 berlinerische Beleidigungen, die ihr kennen solltet

Es gibt schon tolle berlinerische Beleidigungen! Der Berliner als solcher ist ja schon mal derb und nicht selten stinkstiefelig. Manchmal sagt er etwas, bevor er nachdenkt und Freundlichkeit ist nicht immer seine vornehmste Eigenschaft. Es wird gemotzt, geschimpft und gerne auch beleidigt. Ernst gemeint ist das nicht unbedingt, aber eben nicht die feine englische Art. Großes Herz und freche Schnauze nennt man das hier an der Spree.

Wir haben 12 berlinische (oder berlinerische, hier streiten sich die Geister), Beleidigungen zusammengesucht, die man kennen sollte. Und gerne auch in Umlauf bringen kann. Als Bebilderung half uns der Sänger, Komponist und Schauspieler Jean Thome (1933-1980) aus, dessen mimische Begabung perfekt zu diesem Artikel passt. Der war zwar Düsseldorfer, aber wir hoffen, er verzeiht uns.


Aas

Berlinerische Beleidigungen: Aas
Der Sänger, Komponist und Schauspieler Jean Thome als Aas. Foto: Imago/Siegfried Pilz/ United Archives

Freundlich ist der Berliner nicht unbedingt, was er aber wirklich nicht ausstehen kann, sind hinterhältige Typen. Die sind mehr als unbeliebt und werden gerne mal als „Aas“ bezeichnet. Ist der Mensch, über den man schimpft auch noch wohlhabend, dann kommt eine Portion Klassenbewusstsein hinzu: „So’n reichet Aas, dit stinkt zum Himmel.“


Backpfeifenjesicht

Berlinerische Beleidigungen: Backfeifenjesicht
Ein echtes Backfeifenjesicht? Foto: Imago/Siegfried Pilz/United Archives

Manchmal steht einem einer gegenüber, da möchte man einfach nur reinschlagen. Der hat ein Gesicht, das bettelt geradezu nach einer saftigen Backpfeife. Dit is so’n richtges „Backpfeifenjesicht“. Interessanter Weise haben Die Ärzte, eine Berliner Band wie sie im Buche steht, einen Song mit eben diesem Titel veröffentlicht. So geht das Lied los: „Backpfeifengesicht. Wenn du glaubst, dass dich jemand mag, irrst du dich!“ Netter wird es später auch nicht.


Brubbelkopp

Der Sänger, Komponist und Schauspieler Jean Thome als Brubbelkopp.
Ein Brubbelkopp kann gut nervig werden. Foto: Imago/Siegfried Pilz/United Archives

Es gibt den „Blubberkopp“. Das ist einer, der viel redet und dabei ziemlich aufgeregt tut. Und dann gibt es noch den „Brubbelkopp“, der quatscht auch viel, nuschelt und murmelt aber eher. Der „Brubbelkopp“ ist mit dem „Blubberkopp“ durchaus verwandt, auf den Geist gehen sie einem beide. Hier gilt die alte Weisheit: Reden ist Silber, Schweigen ist Gold.


Falscher Fuffziger

Berlinerische Beleidigungen: Falscher Fuffziger
Haben wir hier einen Falschen Fuffziger vor uns? Foto: Imago/Siegfried Pilz/United Archives

Von der Wortherkunft her geht es um die Verwendung von gefälschten 50-Pfennig-Münzen. Andere Deutungen verorten den Ursprung des Begriffs auf die Mitte des 19. Jahrhunderts, als eine Fälscherbande selbstgedruckte 50-Taler-Scheine in Umlauf brachte. Aber natürlich geht es beim „Falscher Fuffziger“ eigentlich um einen verlogenen Menschen. Ähnlich dem „Aas“, mag der Berliner nun mal keine Lügner und zwielichtigen Gestalten.


Fatzke

Der Sänger, Komponist und Schauspieler Jean Thome als Fatzke.
Schauspieler Jean Thome als Fatzke. Foto: Imago/Siegfried Pilz/United Archives

Der „Fatzke“ ist ein aufgeblasener Wichtigtuer. „Dit is ja ‘n Fatzke“, stellt der Berliner dann lapidar fest und geht seiner Wege. Beeindrucken lässt man sich von so einer Flitzpiepe natürlich überhaupt nicht. Schön ist auch der Spruch, den man gerne mal im Alltag fallen lassen kann: „Wat kiekst’n so, Fatzke?“


Flitzpiepe

Berlinerische Beleidigungen: Der Sänger, Komponist und Schauspieler Jean Thome als Flitzpiepe.
Flitzpiepe? Foto: Imago/Siegfried Pilz/United Archives

Und da wären wir schon bei der „Flitzpiepe“. Der ist nicht ganz weit weg vom Fatzke angesiedelt und einer, den man halt nicht wirklich ernst nehmen muss. Das kann ein Handwerker sein, dem man nicht über den Weg traut, oder ein dubioser Kerl, der in die Stammkneipe kommt und sich über die Bierpreise echauffiert. Deppen, über die man sich auch noch ärgert. Abgeschwächt kann man den Begriff auch auf Kinder anwenden, die Quatsch machen.


Graf Kacke

Der Sänger, Komponist und Schauspieler Jean Thome als Graf Kacke.
Der Sänger Jean Thome macht einen auf Graf Kacke. Foto: Imago/Siegfried Pilz/United Archives

Ein Blender, ein Schwindler, das ist „Graf Kacke“. Jemand, der vornehmer tut, als er ist. In der Kneipe auf dicke Hose machen und ’ne Runde schmeißen, ohne dafür die nötigen Moneten auf Tasche zu haben. Eine Frechheit sondergleichen! Gibt es auch in der Abwandlung „Lord Kacke“ oder (auch sehr schön!): „Graf Rotz von der Popelsburg“. Da kommt der proletarische Berliner Gestus mitsamt Ständebewusstsein ins Spiel.


Jammalappm

Berlinerische Beleidigungen: Jammalappm
Jammalappm, aber das ist heutzutage okay. Foto: Imago/Siegfried Pilz/United Archives

„Jammalappm“ ist eigentlich klar, hier schimpft der Berliner über einen Jammerlappen. Jemanden, der sich beschwert und nörgelt und damit seiner Umwelt gehörig auf die Nerven geht. Da muss man halt durch, denkt sich der Berliner. Das Leben ist so. Oft beschissen. Da hilft das ganze Jammern auch nichts.


Krümelkacka

Berlinerische Beleidigungen: Krümelkacka
Krümelkacka – kein hübsches, aber ein gebräuchliches Schimpfwort. Foto: Imago/Siegfried Pilz/United Archives

Wer pingelig ist und alles ausdiskutieren muss, der ist ein „Krümelkacka“. Der Berliner bezeichnet so gerne auch mal den Beamten, aber auch in der Partnerschaft kann man sich die Beschimpfung gerne mal an den Kopp werfen. Landesweit werden solche kleinlichen Menschen gerne auch als „Korinthenkacker“ bezeichnet.


Nieselpriem

Der Sänger, Komponist und Schauspieler Jean Thome als Nieselpriem.
Nieselpriem! Foto: Imago/Siegfried Pilz/United Archives

Ein richtiger Langweiler, das ist ein „Nieselpriem“ und zugleich ein sehr schönes Exemplar aus dem bunten Strauß der berlinerischen Beleidigungen. Jemand, der vor sich hinschweigt, und wenn er mal was sagt, ist das dann auch noch uninteressant. Solche öden Gestalten haben den Spott des Berliners natürlich mehr als verdient. Kann auch manchmal den klassischen „Trottel“ meinen. Jedenfalls will man so jemanden nicht bei seiner Party dabeihaben.

(Das Foto passt hier nicht wirklich zum Begriff, aber Jean Thome war nun einmal alles andere als langweilig, und spielen konnte er einen „Nieselpriem“ leider auch nicht.)


Stänkafritze

Berlinerische Beleidigungen: Stänkafritze
Der Sänger, Komponist und Schauspieler Jean Thome als Stänkafritze. Foto: Imago/Siegfried Pilz/United Archives

Ein Stressmacher, jemand, der immer auf der Suche nach Ärger ist, das ist der „Stänkafritze“. Der Zank gehört durchaus zum Berliner Dasein dazu, aber was zuviel ist, ist zuviel. Wenn ein Spritti in die Stampe jeht und dit Maul janz weit aufreisst, dann is Dresche vorprogrammiert. Mit „Stänkafritzen“ wird nicht lang gefackelt. Ist halt so.


Trulla

Die Schauspielerin Marika Rökk als Trulla.
Die Schauspielerin Marika Rökk als Trulla. Foto: Imago/Sven Simon

Berlinerische Beleidigungen implizieren zumeist einen Mann und sind nicht wirklich geschlechtsneutral. Klar ist auch eine „StänkafritzIN“ oder eine „Fatzk*In“ denkbar. Aber das Gender-Sternchen und Berlinern, das passt einfach nicht gut zusammen. Da muss man den gesellschaftlichen Fortschritt auch mal gesellschaftlichen Fortschritt sein lassen. Doch die „Trulla“ ist mal eine Beschimpfung, die sich eigens an die Frauen richtet. Gemeint ist damit eine unsympathische weibliche Person.

(Die „Trulla“ konnte unser guter Jean Thome bei bestem Willen nicht verkörpern, da hat uns die Schauspielerin Marika Rökk aus der Bredouille geholfen.)


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