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#20 Jahre Euro: Zeit zum Feiern?

20 Jahre Euro: Zeit zum Feiern?

Es war eine verrückte Silvesternacht, damals vor zwanzig Jahren. Noch in der Nacht konnte man seine ersten Euros in einem sogenannten Starterkit erwerben, beispielsweise in Frankfurt in der Prunkfiliale der Dresdner Bank im Fürstenhof: kleine Tütchen mit Münzen, die von nun an unser Geld darstellen sollten. Unvergessen, wie in dieser Anfangszeit des Euro-Bargelds neben viel Neugier auch Skepsis und Unsicherheit herrschten. Selbst der damalige Bundesbankpräsident Ernst Welteke erzählte später, er habe vor seiner ersten Frankreichreise nach der Euro-Einführung seine Sekretärin noch versehentlich angewiesen, ihm ausreichend Franc in den Koffer zu packen.

Das Umrechnen der Euro-Preise in D-Mark wurde vorübergehend zum Volkssport. Und weil so mancher Gastronom in guter Innenstadtlage versuchte, den Preis für ein Glas Wein einfach eins zu eins umzustellen statt nach dem offiziellen Kurs von 1 Euro zu 1,95583 D-Mark, hatte die neue Währung schnell den Spitznamen „Teuro“ weg. Selbst der damalige Bundeskanzler Gerhard Schröder kritisierte im Fernsehen, „wichtige Bereiche“ von Einzelhandel und Gastronomie hätten die Preise zu großzügig aufgerundet. Ökonomische Analysen hingegen zeigten später, dass es zwar einzelne Wirtschaftsbereiche gegeben hatte, in denen die Euro-Einführung die Preise durchaus kräftig steigen ließ – die Inflationsrate insgesamt aber legte in jenem Januar 2002 nur moderat zu, von 1,7 auf 2,1 Prozent.

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Zwei Jahrzehnte, eine Eurokrise und eine pandemiebedingte Inflation später hat sich der Euro etabliert. Aus Neugier oder Skepsis ist Gewöhnung geworden. Zudem gibt es jetzt fast eine ganze Generation, die hierzulande keine andere Währung mehr kennt. Die Zustimmung zum Euro, die in der Anfangszeit nicht überragend war und in der Eurokrise noch mal spürbar litt, ist gestiegen. Das legen Umfragen der EZB nahe, die regelmäßig erkundet, ob die Menschen den Euro für eine gute Sache halten. 76 Prozent der Deutschen äußerten sich zuletzt positiv. Trotzdem gibt es immer auch noch Menschen, die in Umfragen sagen, sie hätten lieber die D-Mark zurück. Fast skurril hingegen wirkt das Ergebnis der jüngsten Umfrage des Fernsehsenders RTL, in der immerhin 54 Prozent der Befragten sagten, sie rechneten Preise immer noch in D-Mark um – zum Glück nur gelegentlich, bei großen Anschaffungen.

Die Europäische Zentralbank jedenfalls will das Jubiläum „20 Jahre Euro-Bargeld“ in der Silvesternacht mit einer bunten Illumination ihres Frankfurter Hochhauses zelebrieren. Zudem will sie den Euroscheinen ein neues Aussehen spendieren: Anders als damals sollen die Bürger beteiligt werden, wenn für die abstrakten Brücken, Fenster und Tore auf den Euroscheinen emotional ansprechendere Nachfolgedarstellungen gesucht werden. Wie sehr Geld auch eine Frage der Gewöhnung ist, merkt man daran, dass manche, die einst den neuen Euroscheinen eher skeptisch gegenüberstanden, jetzt argumentieren, man müsse das Design der Scheine nicht ändern; der neutrale Stil habe sich doch bewährt. Ähnliches gilt für die Pläne der EZB, in fünf Jahren einen digitalen Euro zu präsentieren: Auch da entdecken manche in Deutschland, die dem Euro-Bargeld vor zwanzig Jahren eher kritisch gegenüberstanden, jetzt ihre Liebe zu den Scheinen und Münzen.

Der Euro hat die Staaten der Eurozone enger zusammenrücken lassen. Er hat auch ganz praktisch das Reisen und Bezahlen im Ausland erheblich vereinfacht. Manche der Sorgen, die es am Anfang gab, haben sich aber als begründet herausgestellt. Die Eurokrise zeigte, dass es ernste Probleme mit sich bringen kann, wenn Staaten eine gemeinsame Währung haben, aber keine gemeinsame Fiskalpolitik. Die als Ersatz vereinbarten Maastricht-Schuldenregeln, die sanktionsbewehrt dauerhaft Haushaltsdisziplin in der Währungsunion sichern sollten, haben sich schnell als zahnlos erwiesen.

Die Sorge hingegen, der Euro könnte weicher werden als die D-Mark, war bis vor Kurzem unbegründet. Die Inflationsraten in der Euro-Ära waren lange niedriger als zu D-Mark-Zeiten. Auch wenn man fairerweise hinzufügen muss, dass das globale Umfeld anders war und auch außerhalb der Eurozone die Inflation in der Zeit geringer ausfiel. Die aktuelle Phase ungewöhnlich hoher Inflationsraten aber wird noch mal ein Test für das System. Die EZB muss beweisen, dass sie die Lage im Griff behält, wenn die Inflation anhält – und unabhängig von den Interessen der Staaten entschlossen handelt. Zwanzig Jahre nach der Einführung des Euro-Bargelds könnte das eine sehr ernst zu nehmende Herausforderung werden.

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