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#3:0 gegen FC Bayern München: Leverkusen dominiert das Bundesliga-Spitzenspiel

Der Schlüssel zum Sieg ist eine Meisterleistung der Defensivkunst von Bayer 04. Doch auch in der Offensive hat das Team von Trainer Xabi Alonso gute Momente. Die Bayern sind rundum unterlegen.

Es waren faszinierende Bilder, die sich dem von einem riesengroßen Fußballspiel beglückten Menschen während der 88. Minute in der BayArena in Leverkusen boten. Granit Xhaka und Alejandro Grimaldo lagen völlig erschöpft auf dem Rasen, als befänden sie sich am Ende einer Europapokalschlacht über 120 Minuten. Auch Münchens Min-Jae Kim konnte sich kaum noch auf den Beinen halten vor Erschöpfung; die Spieler hatten alles investiert, in dieses wegweisende Duell, das Bayer Leverkusen auf imponierende Art und Weise mit 3:0 (1:0) gewonnen hat.

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Nicht einmal eine Chance der Münchner hatte der Tabellenführer zuzulassen. „Von Minute eins bis 90 Minute waren wir auf dem Gaspedal“, sagte der Leverkusener Mittelfeldspieler Robert Andrich. „Wir haben richtig gute Sachen gemacht, das war ein sehr, sehr verdienter Sieg.“

Münchens Thomas Müller war nach dem Abpfiff so entsetzt nach dieser rheinischen Demonstration der Macht, dass er seinen Ärger kaum unter Kontrolle halten konnte. „Wir haben eine Verkpoftheit in unserem Spiel, uns fehlen Eier und diese Freiheit“, sagte der nach einer Stunde eingewechselte Angreifer bei Sky. „Man darf den Druck spüren, aber das muss einem Energie geben. Keiner hat bei uns die Freiheit, dass er einfach zu zocken beginnt.“

Spiel der Trainer

Damit haben die Bayern nicht nur an Boden im Titelkampf verloren, sie haben auch die Chance verpasst, sich von genau jener Last zu befreien, die die Münchner zu lähmen scheint. Genau das war nämlich die Hoffnung gewesen.

„Es fühlt sich an, als wäre das ein Abend, wo man als Klub den nächsten Schritt machen kann“ hatte Bayerns Trainer Thomas Tuchel vor der Partie gesagt. Am Ende waren es die Rheinländer, die diesen nächsten Schritt machten. Denn sie sind jetzt auch ein Team, das für die ganz besonderen Spiele besonders gut passende und flexible Pläne parat hat. „Wenn wir das brauchen, dann sind wir in der Lage, manchmal dominant zu sein und manchmal zu warten“, sagte Alonso.

Irgendwann hat Thomas Tuchel einmal die These formuliert, dass „Fußball ein Spiel der Spieler“ sei, und es ist nicht ausgeschlossen, dass auch Xabi Alonso dieser Aussage grundsätzlich zustimmen würde. Dieses Duell war jedoch eindeutig ein Spiel der Trainer, denn beide hatten sich ein paar spezielle Dinge einfallen lassen, die unerprobt waren, die es so noch nicht gab.

Frustriert: Stürmer Harry Kane gelang nur wenig.


Frustriert: Stürmer Harry Kane gelang nur wenig.
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Bild: dpa

Tuchel ließ sein Team mit einer Dreierkette spielen und nominierte erstmals den den Winterneuzugang Sacha Boey für die Startelf. Und Alonso stellte Josip Stanisic rechts auf den Flügel, wo normalerweise Jeremie Frimpong spielt, verzichtete auf eine klassische Nummer Neun und stellte Florian Wirtz auf die Position in der Sturmspitze. Der klare Gewinner dieser Partie Rasenschach: Alonso.

Es war der vom FC Bayern ausgeliehene Stanisic, der zum 1:0 traf (18.), auch weil Boey zuvor für einen Moment orientierungslos gewesen war. Wobei fast die ganze Münchner Mannschaft im falschen Moment für einen kurzen Augenblick durchgeatmet hatte. Bis zu diesem Moment hatten die beiden Teams sich abgetastet, doch nun entfaltete sich die ganze strategische Vielseitigkeit der Leverkusener, die den FC Bayern fortan nach allen Regeln der Kunst dominierten.

Planänderung nach einer Stunde

Der Dauermeister hatte bis zum Abpfiff keine einzige Torchance, ganz im Gegensatz zu Bayer 04. „Wir haben immer wieder Räume bei den Bayern gefunden. Ich glaube, dass wir mit Ball auch den Mut und Selbstvertrauen gezeigt haben und eine gute Struktur“, sagte Sportdirektor Simon Rolfes.

Zwar nannte Tuchel die beiden ersten Leverkusener Treffer „billig“, ein passender Ausdruck der Kräfteverhältnisse auf dem Rasen waren sie aber trotzdem. Das 2:0 erzielte Alejandro Grimaldo (50.), bevor der eingewechselte Frimpong tief in der Nachspielzeit noch zum dritten traf. Bayer Leverkusen war schlicht und einfach das auf allen Ebenen bessere Team: schlauer, strategisch reifer, wacher, und in dem meisten Phasen auch engagierter.

Nach rund einer Stunde krauelte Tuchel nachdenklich seinen Bart und änderte den Plan, weg vom Trainerspiel hin zum Spielerspiel. Die Routiniers Joshua Kimmich und Thomas Müller kamen nach einer Stunde für Pavlovic und Upamecano, das Dreierkettenexperiment war damit beendet. Aber es änderte sich wenig. Die Bayern hatten nun etwas mehr Ballbesitz, aber Torgefahr erzeugten sie nicht, auch weil Bayer Leverkusen brillant verteidigte.

Wie ein Schwarm hungriger Piranhas stürzten sie sich zum Beispiel auf Leroy Sané, wenn der mal zu einem Dribbling ansetzte, die Freude an der Verteidigungsarbeit, die in so vielen Spitzenteams unterentwickelt ist, war bis in die letzten Reihen unter dem Dach des elektrisierten Stadions spürbar.

Der Schlüssel zu diesem Sieg war jenseits der guten offensiven Momenten eine Meisterleistung der Defensivkunst von Bayer 04. „Alle Spieler haben auf einem großen Niveau gespielt mit hoher Konzentration, und der Bereitschaft zu leiden“, sagte Alonso. Harry Kane oder Jamal Musiala kamen nicht einmal in die Nähe gefährlicher Torchancen.

Im Angesicht dieser Rundum-Unterlegenheit wussten sich die Bayern-Fans nur noch mit einem Klassiker des Fangesangs helfen: „Ihr werdet nie deutscher Meister!“, grölten sie. Es deutet allerdings viel darauf hin, auch dieser Gedanke schon bald so obsolet sein wird. Genau wie Thomas Tuchels Vorstellungen von einer tauglichen Strategie für dieses Fußballspiel.

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