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#9-Euro-Ticket-Nachfolger: Das ist die grausame Alternative

„9-Euro-Ticket-Nachfolger: Das ist die grausame Alternative“

Das 9-Euro-Ticket war DER Verkaufsschlagers des Sommers. Die Verkaufszahlen lagen deutlich über den Erwartungen, die Nachfrage nach günstiger Mobilität ist riesig. Doch bald ist Schuss. Für 9 Euro kannst du dann mitunter nur noch weniger Kilometer fahren. Zurück zur Realität! Ein Kommentar.

Das 9-Euro-Ticket
Das 9-Euro-TicketBildquelle: Thorsten Neuhetzki / inside digital

9 Euro im Monat für alle Busse, Straßenbahnen, U-Bahnen und Nahverkehrszüge in ganz Deutschland – das 9-Euro-Ticket war so einfach wie genial. Doch es hat auch für übervolle Regionalzüge und für eine Menge zusätzlichen Verkehr gesorgt. Das haben Studien inzwischen nachgewiesen. Die Mitnahme von Fahrrädern wurde eingeschränkt, Eltern mit Kinderwagen hatten teils keine Chance, sich in den Zug zu quetschen.

Ja, das 9-Euro-Ticket mag ein Erfolg gewesen sein. Ob es die beste Idee war, die die Bundesregierung hatte, wie Kanzler Scholz vor wenigen Tagen sagte – na ja! Zumindest hat es den Menschen eine nie dagewesene Mobilität zu einem Spitzenpreis ermöglich. Doch der Preis war wahrlich zu niedrig angesetzt. Dass das 9-Euro-Ticket nicht verlängert wird, ist richtig und konsequent. Denn es wird der angebotenen Leistung nicht gerecht. Und bevor jetzt alle schreien, wie unterirdisch doch die Bahn ist: Ja, die hat sich diesen Sommer nicht von ihrer besten Seite gezeigt. Doch dazu hatte sie auch keine Chance. Sie konnte sich nicht auf den Ansturm der Fahrgäste vorbereiten. Es gibt auch bei der Bahn Personalengpässe. Und Züge sind nicht binnen weniger Wochen gebaut.

Nein, ich fordere nicht, das 9-Euro-Ticket dauerhaft zu verlängern. Nicht für 9 Euro. Doch es muss einen Nachfolger geben. Ein Deutschland-Ticket. Dieses muss tariflich genauso simpel und preislich so ausgewogen sein, dass zwar mehr Leute den Nahverkehr nutzen als bisher, aber gleichzeitig kein Ansturm erfolgt. Ein Deutschland-Ticket, dass die einfache Regel hat: Fahre somit zu willst und wohin du willst, außer im Fernverkehr.

Nahverkehr wird ohnehin schon subventioniert

Dass es ein neues, bundesweites Ticket für den Nahverkehr geben muss, steht eigentlich außer Frage. Die Verkehrswende weg vom Auto ist politisch gewollt. Doch dafür muss die Politik auch etwas tun. Vorwürfe, Forderungen nach einem solchen Ticket entsprächen einer „Gratismentalität“ (Finanzminister Christian Lindner), sind da wenig hilfreich. Linder sagte, eine Verlängerung des 9-Euro-Tickets sei „nicht nachhaltig finanzierbar, nicht effizient und nicht fair“.

Was er nicht sagt: Der Nahverkehr ist so oder so bundesweit subventioniert. Allerdings von den Ländern, nicht vom Bund. Die Länder bestellen die Regionalzüge und Busse, bezahlen die Unternehmen. Die Einnahmen aus dem Ticketverkauf sind nur ein Zubrot. Somit muss auch die ländliche Bevölkerung, die zweifelsohne weniger vom Nahverkehr profitieren als Bewohner von Metropolregionen, schon heute über Steuern den Nahverkehr bezahlen – auch wenn sie ihn gar nicht nutzt. So ist das in einem Sozialstaat bei vielen Dingen.

Tarifsysteme sind kaum zu verstehen und teuer

Das Tarifsystem der Insel Rügen
Das Tarifsystem der Insel Rügen

Ein bundesweit gültiges Ticket forciert auch die Verkehrswende. Denn auch wenn man sich in der eigenen Stadt und dem eigenen Tarifsystem vielleicht noch auskennt – sobald man woanders in Deutschland unterwegs ist, wird es schwierig.

Viele Vorschläge für einen Nachfolger des 9-Euro-Tickets liegen auf dem Tisch. Das beginnt beim 69 Euro Ticket, das wie das 9-Euro-Ticket funktioniert, aber zu Recht mehr kostet. Ein anderer Vorschlag sieht eine Unterteilung zwischen einem Regio- und einem bundesweit gültigen Ticket für 29 und 49 Euro vor. Auch ein 365 Euro Ticket für ein ganzes Jahr wurde in den vergangenen Wochen als Nachfolger durchgekaut.

Grausame Alternativen: Bahncard 100 oder Tarifsystem-Chaos

Einen direkten Nachfolger hat für das 9-Euro-Ticket hat die Politik nicht „aufs Gleis“ bekommen. Die Folge ist die grausame Alternative Einzelticket. Ab 1. September kostet die einfache Fahrt von Bonn nach Köln im VRS Preisstufe 4, Tarifgebiet Bonn 2600 wieder 7,79 Euro, von Neuen nach Berlin im VBB Regionaltarif bis 25 Kilometer ohne Umweg 4,70 Euro und von Osnabrück nach Bielefeld im Westfalentarif in der Tarifstufe 8W stolze 17 Euro. Ganz ehrlich? Wer soll derartige Tarifsysteme verstehen?

Und auch im Urlaub wird man wohl nicht mehr so schnell auf Bus und Bahn umsteigen. Beispiel: Insel Rügen und das dazugehörige Tarifsystem samt Festland. Nachdem ich mich mit 184 (!) Tarifwaben des VVR beschäftigt habe, verstehe ich, was ein Ticket von Sellin nach Stralsund kostet. Stolze 9 Euro. Wohlgemerkt für eine einzelne Fahrt! Eine Wochenkarte für ganz Rügen und Stralsund 47,90 Euro und eine Monatskarte knapp 150 Euro. Und da ist der Rasende Roland – anders als beim 9-Euro-Ticket – noch nicht inkludiert.

Egal ob Urlaub oder Alltag, egal ob Ausflug oder Arbeit: Die Deutschen sind auf Mobilität angewiesen. Allerdings haben sie ab September die Wahl zwischen einem dann wieder teuren Nahverkehr und dem ebenfalls wieder teurer werdenden Auto. Denn auch der umstrittene Tankrabatt ist dann nicht mehr gültig. Die Politiker indes müssen sich darum keine Gedanken machen, denn sie haben eine Bahncard 100, einen Dienstwagen und die Flugbereitschaft – übrigens bezahlt vom Steuerzahler.

Eine wirkliche Alternative ist die Bahncard 100 übrigens auch nicht – nicht nur, weil sie 4.144 Euro kostet. Zahlreiche Buslinien jenseits der Metropolen sind hier nicht enthalten. Und so ist auch der Premium-Bahnfahrer wieder in der Kleinstaaterei der Verkehrsverbünde gefangen. Es bleibt die Hoffnung, dass aus der Ankündigung von Bundeskanzler Scholz zumindest zum nächsten Jahr ein vernünftiger Nachfolger für das 9-Euro-Ticket wird.

Bildquellen

  • Das Tarifsystem der Insel Rügen: Thorsten Neuhetzki
  • Deutsche Bahn: Darum dauern viele Zugfahrten jetzt plötzlich länger: Deutsche Bahn AG / Max Lautenschläger
  • Das 9-Euro-Ticket: Thorsten Neuhetzki

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