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#Sumo als Olympia-Blaupause

Sumo als Olympia-Blaupause

Aus der Traum. Eigentlich hatte der Sumo-Ringer Takakeisho im Neujahrsturnier des japanischen Sumo-Verbandes in die höchste Klasse der Yokozuna aufsteigen wollen. Die Chancen standen gut. Im November hatte Takakeisho seinen zweiten Kaiser-Pokal geholt. Ein weiterer Turniersieg in Folge versprach die Promotion zum Yokozuna. Doch nach einer Reihe von Niederlagen zog der 24 Jahre alte Takakeisho sich in dieser Woche aus dem Turnier zurück. Angeblich soll eine Verletzung des Fußgelenks daran schuld sein.

Patrick Welter

Patrick Welter

Korrespondent für Wirtschaft und Politik in Japan mit Sitz in Tokio.

Das Sumoturnier, das noch bis zum Wochenende dauert, ist so um noch einen Höhepunkt ärmer. Der Wettkampf hatte schon unter schlechten Vorzeichen begonnen, mitten im Coronavirus-Notstand in Tokio. Yokozuna Hakuho, mit 44 Titeln der unbestrittene Star des Sumo, meldete sich mit einer Coronavirus-Infektion ab. Es war nicht die erste Virusinfektion unter den schweren Männern, die im Training und im Wettkampf soziale Distanz nicht üben können. Vergangenes Jahr war ein Sumo-Ringer an Covid-19 gestorben. Jetzt gab es in vier Trainingsställen Infektionen. Sie zogen ihre Sportler aus dem Wettkampf zurück. Allein 16 Ringer der beiden höchsten Divisionen fielen so schon vor dem Turnier aus.

Dritte Coronavirus-Welle

Dass das Turnier mitten im Virusnotstand in Tokio stattfindet, überrascht aus der Perspektive des Westens, der an scharfe Lockdowns gewöhnt ist. Derzeit erlebt auch Japan in der dritten Coronavirus-Welle Höchststände an Infektionen. Insgesamt zählt das Land fast 350.000 Infizierte und etwa 4800 Covid-Tote. Die Zahlen beunruhigen die Japaner, doch im Vergleich zum Westen ist das immer noch wenig. In der Sumo-Arena ist die Besucherzahl auf 5000 am Tag beschränkt. Das entspricht den Empfehlungen der Regierung. Die Fans tragen Masken, Beifall statt Jubel ist angesagt. Im Sommer soll in der Sumo-Arena das olympischen Boxturnier stattfinden. Das Ringer-Turnier ist auch eine Art Blaupause, wie die Olympischen Spiele in Tokio aussehen könnten.

Doch mit den global steigenden Infektionszahlen beginnt abermals die Diskussion, ob die Spiele abgesagt werden müssen. Stimmen pro und contra plätschern durch die Medien. Dick Pound, das dienstälteste Mitglied des Internationalen Olympischen Komitees, sagt, dass niemand sicher sein könne, dass die Spiele stattfinden werden. Der Chef des britischen Olympia-Teams, Mark England, dagegen ist außerordentlich sicher, dass es die Spiele im Sommer geben wird. In Japan zeigte Reformminister Taro Kono Realismus und sagte der Nachrichtenagentur Reuters, alles sei möglich. „Wir müssen unser Bestes tun, um die Spiele vorzubereiten. Aber es kann in diese oder jene Richtung gehen.“

Die offizielle Regierungslinie lautet ein wenig anders. Die Spiele finden statt, und die Vorbereitungen gehen, in den Worten von Ministerpräsident Yoshihide Suga, Volldampf voraus. Als gelte es, das zu unterstreichen, sitzen im Entree des Ministerpräsidentenamtes die olympischen Maskottchen Miraitowa und Someity und schauen Suga bei Pressestatements über die Schulter. „Wir diskutieren keine Absage“, sagte diese Woche der Chef des Nationalen Organisationskomitees, Toshiro Muto.

Japaner zweifeln

Doch die Japaner haben Zweifel. Nur noch 16 Prozent wünschen, dass die Spiele wie geplant stattfinden, zeigt eine Umfrage des Fernsehsenders NHK. 38 Prozent wollen eine Absage, 39 Prozent eine abermalige Verschiebung. Die aber haben IOC-Präsident Thomas Bach und der Präsident des nationalen Organisationskomitees, Yoshiro Mori, strikt ausgeschlossen. Eine zweite Verschiebung brächte die olympische Familie und die Sponsoren in die Bredouille, stehen doch schon 2022 die Winterspiele in Peking an.

Für eine Entscheidung über Absage oder Verschiebung ist es aus japanischer Sicht zu früh. Die täglichen Infektionszahlen in Japan gehen wohl dank des Virusnotstands in Tokio und anderen Präfekturen schon etwas zurück. Die global beginnenden Schutzimpfungen könnten das Covid-Risiko bis zum Sommer verringern. 2020 wurden die Spiele kurz vor dem geplanten Beginn des Fackellaufs im März verschoben. Dieser Termin könnte auch in diesem Jahr zum Tag der Wahrheit werden.

Die Regierung möchte darüber noch nicht sprechen. Japan hat Milliarden in die Spiele investiert und will einen Ertrag sehen. Olympische Spiele kurz vor der Parlamentswahl im Herbst wären Suga auch nicht abträglich, da seine Popularität wegen der Corona-Welle drastisch sinkt.

Viele offene Fragen

Doch viele Fragen sind noch offen. Die Zahl der Teilnehmer, nicht aber der Athleten soll geringer sein als üblich. Der Aufenthalt der Athleten im Olympischen Dorf wird verkürzt, um Infektionsgefahren zu verringern. Zur Eröffnungsfeier kämen deshalb nur etwa 6000 Athleten statt der üblichen mehr als 10.000, berichtete die Zeitung „Yomiuri“. Nichts sei entschieden, heißt es dazu aus dem nationalen Vorbereitungskomitee. Der Kanadier Pound brachte die Idee ins Gespräch, dass Athleten bevorzugt gegen das Coronavirus geimpft werden sollten, um die Spiele zu sichern. Doch IOC-Präsident Bach hatte schon im November eine Impfpflicht für Athleten ausgeschlossen. Japans Regierung will erst Ende Februar mit Schutzimpfungen der Bevölkerung beginnen. Doch sie will die Spiele so sicher machen, dass diese auch ohne Schutzimpfungen stattfinden können.

Unklar ist vor allem, wie viele und welche Touristen zu dem Sportfest anreisen dürfen. Davon hängt viel ab: das Gemeinschaftserlebnis der Spiele, der Werbeeffekt für Japan und der Anschub für den Tourismus. Seit April vergangenen Jahres hat Japan seine Grenzen für Ausländer weitgehend geschlossen und die wenigen Ausnahmen zuletzt wieder ausgesetzt. Doch Olympische Spiele ohne Zuschauer soll es nicht geben. Die Entscheidung darüber rückt näher: „Im Februar bis März müssen wir eine sehr schwierige Entscheidung treffen“, sagte Mori.

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