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#Joachim Löw und ein Fächer voller Fragen

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Joachim Löw und ein Fächer voller Fragen

Joachim Löw machte die Bemerkung nur beiläufig in der Pressekonferenz vor dem Spiel gegen Nordmazedonien, aber sie schien ihm wichtig: „Hören wir auf, die Nations League absolut überzubewerten.“ Das wirkte, als wollte der Bundestrainer noch einmal loswerden, dass diese Nations League ihm böse mitgespielt hat. Weil die Öffentlichkeit nicht verstehen wollte, dass sie ihm als Mittel zum Zweck dient, der Vorbereitung auf andere, seriöse Wettbewerbe, während das Publikum nur mit wachsendem Schrecken auf die Ergebnisse schaute. Ein bisschen was ist ja auch dran.

Christian Kamp

Löws Problem seit dem Mittwochabend ist nur: Mit dem 1:2 gegen Nordmazedonien hat sich auch jene Erzählung in Luft aufgelöst, wonach auf seine Mannschaft Verlass wäre, wenn es wirklich um etwas geht. WM-Qualifikationspunkte sind eine harte Währung, Löw selbst hatte deren neun in drei Spielen gefordert und gewiss auch erwartet. Aber nach einer Heimniederlage gegen den 65. der Weltrangliste steht nun auch der Bundestrainer wieder da wie ein nackter Mann.

Ein ziemlich ungünstiges Verhältnis

Die „Bild“-Zeitung, die seinem Kurs nach dem WM-Desaster 2018 lange treu gefolgt war, brachte gar noch einmal Vox populi, die Stimme des Volkes, für einen Abschied noch vor der EM in Stellung. Dafür sind alle vernünftigen Gelegenheiten verpasst, die Frage aber, die Fußball-Deutschland beschäftigt, steht deswegen nicht kleiner im Raum: Was kann, was wird das werden bei der Europameisterschaft in diesem Sommer, bei der es ja schon in der Vorrunde gegen Frankreich und Portugal geht?

Zweimal hat die Nationalmannschaft vorher noch die Möglichkeit, darauf Hinweise zu geben, in den Testspielen am 2. Juni gegen Dänemark und am 7. Juni gegen Lettland. Fürs Erste aber wird das überstrahlt bleiben von jenen Eindrücken, die dieses in vielerlei Hinsicht peinliche 1:2 von Duisburg gegeben hat. Man kann vielleicht nicht sagen, dass Löw nichts weiß. Aber allem Anschein nach steht das, worauf er sich verlassen kann gut zwei Monate vor Turnierbeginn, in einem ziemlich ungünstigen Verhältnis zu dem Fächer an offenen Fragen.

Die Besetzung der Abwehrkette, vor allem außen? Die bestmögliche Formation im Mittelfeld? Die Rolle von Kai Havertz? Thomas Müller und/oder Mats Hummels? Löw wähnte sich schon auf dem Weg zu Antworten nach den Spielen gegen Island (3:0) und Rumänien (1:0), der vermeintlich feste Boden hat sich aber als brüchiges Eis erwiesen. Zugleich ist noch einmal deutlich geworden, wie spät der Bundestrainer dran ist, teils unverschuldet, die Corona-Situation hat ihm viel Zeit geraubt, teils aber auch durch eigene Versäumnisse.

Eigentlich war der ganze Weg seit der WM 2018 ein ständiges Tasten, Suchen und Nichtfinden, jetzt, da es allmählich ein Ergebnis bräuchte, ist Löw nicht viel weiter als vor zwei Jahren. Das müsste für jemanden, der seine Erfolge als Entwicklungstrainer errungen hat, der seine Nationalmannschaft wie eine eingespielte Vereinsmannschaft funktionieren ließ, ein beunruhigender Zustand sein, und nach den letzten Eindrücken macht es die Lage nicht besser, dass die Signale zum Beispiel vor der WM 2014 auch eher in eine andere Richtung als zum späteren Titel zeigten.

WM 2010: Löw und Assistent Flick freuen sich über Platz drei in Südafrika.


WM 2010: Löw und Assistent Flick freuen sich über Platz drei in Südafrika.
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Bild: Picture-Alliance

In der öffentlichen Debatte dreht sich nun viel um die Weltmeister, Müller und Hummels vor allem, vieles deutet darauf hin, dass sie helfen könnten, ohne die Lösung aller Probleme zu sein. Löws Umgang mit diesen Personalien aber würde nur Sinn ergeben, wenn er sich eigentlich längst entschieden hätte – und zwar dahin gehend, weiter auf sie zu verzichten. Danach allerdings sieht es auch nicht aus, und falls es nun zu einer Rückkehr kommt, werden die drei Länderspiele dieses Frühjahrs als vergeudete Zeit erscheinen – erst recht, wenn er sie sogar als Führungskräfte bräuchte.

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