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#Ab durch welche Hecke?

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Ab durch welche Hecke?

Ein niedersächsisches Landgut in der zweiten Hälfte des achtzehnten Jahrhunderts: Hier lebt Hieronymus Carl Friedrich Freiherr von Münchhausen, Soldat, Landwirt und Jäger. Der Baron serviert Wildbret und unterhält seine Gäste mit Erzählungen unwahrscheinlichster Heldentaten in Feld und Wald und akrobatischer Stunts zu Lande, zu Wasser und in der Luft. Doch mit der Kontrolle über seine Fabulierlust verliert er schließlich die Herrschaft über seine Narrative. Unter den Händen eines kriminellen, nach England geflüchteten deutschen Gelehrten werden die Abenteuer Münchhausens in der Fremde zu Geld. Durch die Rückübersetzung und Hinzuflunkereien des Sturm-und-Drang-Dichters Gottfried August Bürger sind sie bis heute unvergessen.

Die Tutorials des treffsicheren Lügenbarons – wie man sich am eigenen Schopf aus dem Sumpf zieht, auf einer Kanonenkugel fliegt oder mit dem Pferd durch die Fenster einer fahrenden Kutsche springt – vermitteln praktische Kenntnisse von unschätzbarem Angeberwert. Die ihm zugeschriebenen Jagdgeschichten sträuben jedem Hühnerhund das Nackenfell. Wie Münchhausen einige Dutzend Wildenten in Russland an sich bringt, obwohl ihm nur noch ein einziger Schuss in der Flinte geblieben ist, das muss Wilhelm Busch gekannt haben, als er Max und Moritz bei der Witwe Bolte Hühner stehlen ließ. Bei Wilhelm Busch binden Max und Moritz an verkreuzte Bindfäden Brotstückchen, die die Hühner dann fressen, wodurch sie sich anschließend final verwickeln. Bei Münchhausen ist es Speck, verbliebener Proviant im Jägerrucksack, den er kleinschneidet und an einer langen, zu einzelnen Fäden aufgedröselten Hundeleine festmacht und die Enten fressen lässt, worauf sie wie die „Perlen an der Schnur“ eingeholt werden können.

Nur einmal nicht gelogen

Der Baron von Münchhausen erfindet Bilder wie später von Salvador Dalí gemalt – etwa von dem Hirsch, dem inmitten des Geweihs ein Kirschbaum wächst, weil er ihn vor Jahren mit Kirschkernen beschossen hatte. Er lügt und lügt und lügt. Nur einmal nicht: „Ich ritt voran, um etwas aufzusuchen, und es dauerte nicht lange, so stand mein Hund vor einer Kette von einigen hundert Hühnern.“ „Ketten“ nennen die Jäger Familienverbände, in denen Perdix perdix, das Rebhuhn, bis zur Balzzeit im März/April lebt, und mit Hühnern meinen Jäger diese Rebhühner, nicht etwa Exemplare von Gallus gallus domesticus.

Einst gab es so viele wilde Hühner auf den Feldern, dass Haushühner nie geschlachtet wurden: „Rebhuhn mit Birne“, Jean Baptiste Simeon 1748.


Einst gab es so viele wilde Hühner auf den Feldern, dass Haushühner nie geschlachtet wurden: „Rebhuhn mit Birne“, Jean Baptiste Simeon 1748.
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Bild: Picture-Alliance

Dass es damals so viele wilde Hühner auf den Feldern gab, dass Haushühner nie geschlachtet wurden, sondern endlos weiter Eier legen durften, beweist auch eine andere literarische Quelle, das Märchen vom gestiefelten Kater. Der jüngste Sohn des Müllers erbt statt Mühle und Esel den Kater. Dieser verspricht, wenn der Sohn ihm Stiefel anfertigen ließe, bei der Existenzgründung behilflich zu sein. Als Erstes fängt er einen Sack voller Rebhühner und überreicht diese dem König im Namen seines Herrn, dem er nicht nur den Hühnerfang, sondern auch einen Grafentitel andichtet. Der König freut sich sehr. Bis er die Prinzessin dem vermeintlichen Adligen zur Frau gibt, muss der Kater erst noch ein Schloss an sich bringen, aber es sind die Rebhühner, mit denen der Aufstieg des kleinsten Müllersohns beginnt.

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