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Ablegen mit Abstand

Die MSC Grandiosa gleitet Neapel entgegen. Hinter dem Vesuv künden orangerot glühende Wolken am tiefblauen Himmel vom bevorstehenden Sonnenaufgang. An der Reling des Kreuzfahrtschiffs steht ein junges Paar. Ein lauer Wind zaust durch ihr langes Haar, er legt den Arm liebevoll um ihre Schultern. Beide haben eine hellblaue Maske vorm Gesicht. Doch angesichts des erhabenen Sonnenaufgangs, der sanften Meeresbrise, dem Kreischen der Möwen und der Vorfreude auf einen Landausflug nach Capri scheint das die beiden nicht zu stören. Wenn sie wollten, dürften sie die Masken abnehmen, so allein, wie sie dort stehen. Doch es gibt Spannenderes, als sich an der Maskenfrage aufzureiben – das ist offenbar die Maxime derer, die in diesen Zeiten auf Kreuzfahrt gehen. Der „Schnutenpulli“ gehört einfach dazu und wird nicht in Frage gestellt, wie ein erster Besuch an Bord der MSC Grandiosa und der Costa Deliziosa bestätigen.

Seit über zwei Monaten fahren Kreuzfahrtschiffe wieder. Die Infektionsschutzkonzepte bewähren sich. Bislang gab es auf keinem der großen Schiffe einen Corona-Fall. Die zunächst positiven Testergebnisse an Bord des TUI-Cruises-Schiffes Mein Schiff 6 in Griechenland entpuppten sich Ende September als Fehlalarm. Unrühmliche Ausnahme ist Hurtigruten, deren Expeditionsschiffflotte stillsteht, seit grobe Regelverstöße im Juli zu einem Covid-19-Ausbruch auf der Roald Amundsen geführt hatten.

Eine sichere „Bubble“

Die zeitweise niedrigen Infektionszahlen und die Aufgeschlossenheit der Behörden in Deutschland, Italien und Griechenland hatten den Neustart ermöglicht. Schlüssel zum Erfolg sind nun offenbar die robusten Infektionsschutzkonzepte der Reedereien, die an Bord und sogar bei Landausflügen eine Umgebung schaffen, die das Ansteckungsrisiko deutlich niedriger hält als an Land. Mit Corona-Tests für alle Passagiere sowie mehrstufigen Test- und Quarantänezyklen für die Crew entsteht eine in sich geschlossene, ziemlich sichere Welt. TUI Cruises, Hapag-Lloyd Cruises und Aida setzen auf PCR-Tests vor der Reise. MSC und Costa führen Antigen-Tests direkt vor der Einschiffung durch. Mit diesem „Bubble“-Konzept soll das Virus erst gar nicht an Bord gelangen.

Die empfohlene Laufrichtungen klebt auf dem Boden: Promenade auf der der MSC Grandiosa.


Die empfohlene Laufrichtungen klebt auf dem Boden: Promenade auf der der MSC Grandiosa.
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Bild: Franz Neumeier

Gegen das geringe Restrisiko wirkt eine Vielzahl von Maßnahmen und Regeln, sie sich überall ähneln, vor allem: Abstand und Maskenpflicht, die auch im Freien gilt, soweit ausreichende Abstände nicht möglich sind. Die Crew trägt immer und überall Maske, bei MSC sogar FFP2-Standard.

In den Restaurants gibt es keine Buffets zur Selbstbedienung. Bei den Shows im Theater gilt es ebenso, Abstand zu halten, wie bei den Sonnenliegen am Pool oder im Fitnessstudio. In Aufzügen, Lounges und Pools ist die Personenzahl strikt begrenzt. Speise- und Getränkekarten gibt es überwiegend als QR-Code-Download fürs Handy statt auf Papier.

Viel Freiraum, schneller Service

Die Kabinen werden mit Desinfektionsmittel vernebelt und während der Reise ständig gereinigt, ebenso wie Oberflächen in allen öffentlichen Bereichen. Klimaanlagen wurden auf 100 Prozent Frischluft umgestellt oder mit Filtern ausgestattet und die Crew auf konsequentes Einhalten der Regeln trainiert.

Damit sich die Bilder von unter Quarantäne stehenden Schiffen aus der panischen Anfangszeit der Pandemie nicht wiederholen, gibt es detaillierte Vereinbarungen mit Behörden und Häfen über das Procedere im Falle einer Infektion, außerdem Isolationsstationen und Testgeräte an Bord. Vor allem aber hat jedes Schiff ein System zur Kontaktnachverfolgung, so dass unkontrollierbare Ausbrüche sehr unwahrscheinlich sind und entsprechend auch kein kompletter Lockdown droht.

Vernebeln einer Kabine mit Desinfektionsmittel auf der Costa Deliziosa.


Vernebeln einer Kabine mit Desinfektionsmittel auf der Costa Deliziosa.
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Bild: Franz Neumeier / cruisetricks

Was auf den ersten Blick anstrengend klingt, schränkt das Urlaubsgefühl an Bord allerdings kaum ein. Denn die Passagierauslastung der Schiffe ist niedrig und liegt beispielsweise bei MSC und Costa derzeit bei gerade einmal 25 Prozent. Das bedeutet viel individuellen Freiraum sowie guten und schnellen Service.

Die größte Einschränkung betrifft die Landausflüge. Individuell dürfen Passagiere das Schiff nämlich derzeit nicht verlassen. Um die geschützte „Bubble“ nicht zu gefährden, sind nur gut abgeschirmte Gruppenausflüge möglich. Wer sich trotzdem selbständig macht, darf nicht mehr zurück an Bord.

Nach zwei Monaten infektionsfreiem Betrieb ist ein solider Neustart geschafft. Rund 25 Kreuzfahrtschiffe sind in Europa derzeit aktiv, beispielsweise drei von TUI Cruises, zwei von Costa, eines bei MSC, dazu Luxus- und Expeditionsschiffe beispielsweise von Hapag-Lloyd Cruises und Ponant. Aida will am 17. Oktober wieder in See stechen.

Neue Schwierigkeiten am Horizont

Profitabel ist das zumeist noch nicht, aber es schafft Vertrauen und erlaubt ein schrittweises Hochfahren der Auslastung, wie TUI Cruises bereits erfolgreich zeigt. Und nicht zuletzt gilt es, zumindest den besten Crewmitgliedern Beschäftigung zu geben, um deren wertvolles Knowhow nicht zu verlieren.

Profitabel ist das nicht: Die Costa Deliziosa in Brindisi.


Profitabel ist das nicht: Die Costa Deliziosa in Brindisi.
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Bild: Franz Neumeier

Neue Schwierigkeiten könnten dagegen die steigenden Infektionszahlen in fast ganz Europa bereiten. Für die Kanarischen Inseln, neben dem Mittelmeer eines der wenigen realistischen Fahrtgebiete für den Winter, gilt aktuell eine Reisewarnung. Die Vereinigten Arabischen Emirate tun alles, um den Tourismus anzukurbeln. Doch der relativ lange Flug dorthin dürfte viele abschrecken.

Der so wichtige amerikanische Markt für Karibik-Kreuzfahrten ab Florida steht nach wie vor still, das Kreuzfahrtverbot der amerikanischen Gesundheitsbehörde CDC gilt noch bis Ende Oktober. Aber auch für die Zeit danach müssen die Reedereien zunächst eine solide Corona-Testinfrastruktur aufbauen und sich mit der CDC auf detaillierte Hygieneprotokolle einigen. Dennoch streben sie den Neustart in den Vereinigten Staaten noch für dieses Jahr an.

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