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#Actionheld Jonathan Horne in der Hauptrolle

Actionheld Jonathan Horne in der Hauptrolle

Die olympische Karriere des Jonathan Horne begann vor dem Fernseher. Aber nicht etwa, wie bei so vielen, mit einer TV-Übertragung der Spiele. Mit Actionfilmen. Mit Bruce Lee, Jackie Chan und Chuck Norris. Wie so viele Kinder und Jugendliche in den achtziger und neunziger Jahren war Horne fasziniert von der Kampfkunst der großen Hollywood-Helden.

Weil er ihnen nacheifern wollte, fand er den Weg zum Karate. Und verliebte sich in die Sportart. „Die ganze Philosophie, die Selbstdisziplin, der Respekt untereinander, die Schnelligkeit verbunden mit der Eleganz“, schwärmt er, „all das hat mich von Anfang an gefesselt.“ Bis heute ist das so.

Horne verbiss sich in seinen Sport. Er wurde einer der besten Karateka der Welt. Im Kumite, der Teildisziplin, in der anders als bei der Kata (Kür) direkt gegeneinander gekämpft wird, gewann der Schwergewichtler, was es zu gewinnen gibt. Horne wurde Europameister, Weltmeister, Weltranglistenerster.

Nur Olympiasieger ist er noch nicht. Ging ja gar nicht, denn Karate gibt erst in Tokio seine olympische Premiere. Allerdings nur als eine von fünf temporären Sportarten, die sich die Gastgebernation aussuchen durfte. In Paris 2024 fehlt es schon wieder im Programm. Die Chance ist einmalig.

Mehr als nur „Bretter durchschlagen“

Olympia im Mutterland des Karate ist die ganz große Bühne für die Kampfkunst. „Ein wunderschönes Erlebnis“, wie Horne sagt, selbst ohne große Begeisterung auf den menschenleeren Rängen. Er hofft auf eine Werbewirkung für seinen Sport. „Im Moment wird Karate immer noch viel mit Bretter durchschlagen verbunden“, klagt er, nur halb im Scherz.

Doch jetzt geht es um Gold, Silber und Bronze. Für Deutschland. Plötzlich schaut die Nation anders auf den Kampfsport. Und sieht, so hofft Horne, was auch ihn so begeistert. Eine Mischung aus Kraft, Koordination und Konzentration. Eine Sportart, die Körper und Geist zu gleichen Teilen fordert.

Karate gibt in Tokio seine olympische Premiere – in Paris 2024 fehlt es dann schon wieder im Programm.


Karate gibt in Tokio seine olympische Premiere – in Paris 2024 fehlt es dann schon wieder im Programm.
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Bild: AFP

Wer Horne in seinem Dojo, seinem Trainingsraum also, in Kaiserslautern besucht, der kann zunächst kaum glauben, dass hier der mindestens eine Zeitlang wohl beste Karateka der Welt geformt wurde und wird. In einem Hinterhof mitten in einem alten Arbeiterstadtteil geht es über eine schmale, rot angepinselte Steintreppe hinauf in ein unscheinbares Häuschen.

Alles wirkt ein bisschen baufällig, mindestens aber zusammengeflickt. Schon im Eingangsbereich gilt: Schuhe aus. Das ist japanische Tradition. Karate hat auch viel mit Etikette zu tun. Wer den Sportraum betritt oder verlässt, verbeugt sich.

Spätestens drinnen wird dann aber klar, dass hier tatsächlich ein Meister seines Fachs trainiert. Die Trainingsfläche säumen Hunderte Pokale und Trophäen. Horne ging mit fünf Jahren zu seinem ersten Karate-Training. Vier Jahre später wechselte er den Verein, danach nie wieder.

Mit seinem Trainer Uwe Schwehm arbeitet er bis heute zusammen. Mehr als 25 Jahre sind es inzwischen, Silberhochzeit, könnte man sagen. „So lange zusammen“, sagte Schwehm kürzlich der Zeitung Die Rheinpfalz, „das halten nicht viele Menschen aus.“ Erst recht nicht im spannungsgeladenen Leistungssport.

Jäger statt Gejagter

Horne und Schwehm haben es ausgehalten. Und stehen nach so langer Zeit noch einmal vor einer neuen gemeinsamen Erfahrung. „Olympische Spiele sind für jeden Leistungssportler das größte Ziel“, sagt Horne vor seinem Wettkampf an diesem Samstag. Doch ist das Dabeisein für ihn nicht alles. „Wenn ich irgendwo antrete, ist Gold immer das Ziel“, kündigt er an. Also auch in Tokio am vorletzten Wettkampftag der Spiele.

Er gehört zu den Topfavoriten. Auch wenn die Konkurrenten, allen voran der Georgier Gogita Arkania und der Iraner Sajad Ganjzadeh, natürlich ähnliche Ansprüche haben. Dem Druck der Favoritenrolle begegnet Horne auf mentaler Ebene mit einem Trick. „Ich fühle mich nicht als der Gejagte, sondern ich fühle mich bei jedem Wettkampf als Jäger“, sagt der 32-Jährige.

So habe er „nicht das Gefühl, dass mir jemand etwas wegnimmt“, sondern dass er sich selbst etwas holen könne. Der Wettkampf werde schließlich zu großen Teilen im Kopf entschieden. Mentale Stabilität ist deshalb essenziell. „Jeder kann schlagen und treten“, sagt er. „Aber im richtigen Moment da zu sein und die richtige Entscheidung zu treffen, das ist die große Kunst.“

Blockbuster in Tokio

Eine Kunst, die Horne beherrscht. Das hat er schon oft bewiesen. 1,94 Meter groß, 95 Kilogramm schwer, reine Muskelmasse, trotzdem extrem beweglich. Der Sohn einer deutschen Mutter und eines amerikanischen Vaters ist ein Modellathlet, der Athletik und Ästhetik perfekt vereint. Vor jedem Kampf geht er im Kopf seine Leitsätze durch. Einer davon: „Kenne deine Stärken!“ Bei ihm sind das besonders die Kraft, die Schnelligkeit und der nötige Fokus. Damit kann er jeden Gegner packen. Auch in Tokio. Auch auf der ganz großen Bühne bei Olympia.

Und wer weiß: Vielleicht beginnt in diesem Moment in Deutschland ja wieder die ein oder andere Karate-Karriere vor dem Fernseher. Auf Hollywood sollte man sich diesbezüglich jedenfalls nicht mehr verlassen. Auch wenn die beliebte Netflix-Serie „Cobra Kai“ zuletzt noch mal eine liebevolle Hommage an den Achtziger-Jahre-Hit „Karate Kid“ lieferte: Die große Zeit des Kampfkunst-Genres scheint vorerst vorbei. Jonathan Horne hat aber ohnehin einen anderen Plan. Er wolle bei Olympia seinen eigenen „Blockbuster liefern“, sagt er. „Die Hauptrolle“, so viel sei sicher, „spiele ich da jedenfalls gerne.

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