Nachrichten

#Das Fischmesser vor dem Aussterben retten

Inhaltsverzeichnis

Das Fischmesser vor dem Aussterben retten

Zuckerurne, Sektquirl, Keulenhalter: Man muss kein Foodie der Generation Instagram sein, um angesichts mancher Objektbezeichnung in Annette Ahrens‘ Onlineshop ins Grübeln zu kommen. Hier finden sich Dinge, deren kulinarische Verwendung mitunter in Vergessenheit geraten ist. Annette Ahrens, Wienerin mit Prager und Hamburger Vorfahren, ist Expertin für europäische Tafelkultur aus drei Jahrhunderten. Sie hält Vorträge, schätzt Sammlungen, durchforstet im Auftrag von Kunden Flohmärkte in Amsterdam, Kopenhagen oder Prag nach bestimmten fehlenden Einzelstücken und gibt ratlosen Erben Auskunft über ominöse Bestecke.

Vor allem aber sammelt, verleiht und verkauft sie Objekte, die man in vergangenen Jahrzehnten und Jahrhunderten bei Tisch benutzt hat und die heute dank des enormen Interesses am Thema Essen und Trinken wieder gefragt sind. Beliebt sind derzeit etwa diverse Sardinenheber, breite Gabeln, teilweise mit einem Fischlein dekoriert – dem Dosensardinenkult sei Dank.

Annette Ahrens ist Expertin für europäische Tafelkultur aus drei Jahrhunderten.


Annette Ahrens ist Expertin für europäische Tafelkultur aus drei Jahrhunderten.
:


Bild: Ian Ehm

Den ersten Lockdown angesichts der Corona-Pandemie nützte Annette Ahrens, um ihren Onlineshop einzurichten, in dem man nun einen silbernen Eisvorleger der Façon „Augsburger Faden“ von 1900 ebenso finden kann wie bonbonfarbene, innen vergoldete Schnapsbecher aus Böhmen – ihre zweite Muttersprache Tschechisch ist Ahrens in weiten Teilen Osteuropas beim Aufspüren von Dingen behilflich). Oder etwa ein schwedisches Midcentury-Besteck, ganz minimalistisch aus rostfreiem Stahl – „Rostfritt Stal“ – und Teak. Französische Kaviarmesser aus Perlmutt. Ein Milch- und Zuckerset von WMF aus den Dreißigern. Oder eine schwarze Sodaflasche in Pinguinform – die Daten dazu: Russland, um 1980.

Zu jedem Stück eine Geschichte 

Zu den verschiedenen „Kalte Ente“-Karaffen in ihrem Shop, einem typisch deutschen Produkt aus Glas mit einem meist versilberten Klappdeckelaufsatz, weiß die „Tafelkulturistin“ wie zu vielen anderen Stücken die Hintergrundgeschichte zu erzählen: „Ein deutscher Fürst wünschte sich beim Dinner anstelle eines heißen Kaffees ein ,kaltes Ende‘. Aus dem Ende wurde irgendwie die Ente.“ In einer Kalten Ente serviert man eine Bowle auf Sekt- oder Weinbasis mit Zitronenmelisse und Zitrone, ähnlich dem Trendgetränk Hugo.

Viele Stücke erzählen auch etwas über ihre Epoche.


Viele Stücke erzählen auch etwas über ihre Epoche.
:


Bild: Ian Ehm

Eine Deckeldose für Heringe aus Keramik, ein deutsches Fabrikat aus den Dreißigern, hat Ahrens ebenso auf Lager wie eine Keramikdose für „Warme Würstchen“ in Form eines kleinen Schweinestalls, datiert auf etwa 1930. „Man wollte sich wohl die Zielgruppe offenhalten und hat weder Frankfurter noch Wiener Würstchen darauf geschrieben, sondern einfach neutral Warme Würstchen“, mutmaßt die Wienerin. Deutsch versus Österreichisch ist in ihrem Fall etwa bei Sahnelöffeln ein Thema, und als studierte Historikerin nimmt sie es genau: Stammen sie aus deutscher Fabrikation, wie jene im Art-Déco-Design von Bruckmann aus Heilbronn, nennt Ahrens sie Sahnelöffel. Handelt es sich hingegen etwa um ein Teeservice der österreichischen Firma Berndorf, muss es Oberskanne heißen. 

Wenn Ihnen der Artikel gefallen hat, vergessen Sie nicht, ihn mit Ihren Freunden zu teilen. Folgen Sie uns auch in Google News, klicken Sie auf den Stern und wählen Sie uns aus Ihren Favoriten aus.

Wenn Sie an Foren interessiert sind, können Sie Forum.BuradaBiliyorum.Com besuchen.

Wenn Sie weitere Nachrichten lesen möchten, können Sie unsere Nachrichten kategorie besuchen.

Quelle

Ähnliche Artikel

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Schaltfläche "Zurück zum Anfang"
Schließen

Please allow ads on our site

Please consider supporting us by disabling your ad blocker!