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#Akanji und das große Missverständnis

Akanji und das große Missverständnis

Eigentlich ist Manuel Akanji Profisportler, aber aus irgendwelchen Gründen wird der Schweizer in regelmäßigen Abständen zu Angelegenheiten des Friseurhandwerks befragt. In „Akanjis Revier“, einer Kolumne, die er eine Zeitlang für ein Schweizer Onlineportal schreib, befasste er sich einmal mit Fußballerklischees, mit teuren Autos, Tattoos, Hotelnächten vor der Spielkonsole und eben Frisuren, die selbstverständlich ziemlich wichtig seien.

„Wir stehen oft im Rampenlicht, da will man schon gepflegt aussehen“, erklärt er. Während der Europameisterschaft muss er sich nun aber mit einer in der Schweiz zur „Coiffeur-Affäre“ aufgebauschten Angelegenheit herumplagen, weil die „Nati“ während der Vorrunde einen Friseur einfliegen ließ, der Akanji und einigen anderen die Haare nicht nur schnitt, sondern auch blondierte. Stünden einige der Schweizer Auswahlspieler nicht grundsätzlich unter dem Verdacht, ein wenig abgehoben zu sein, wäre das eine Lappalie. So aber sieht Akanji sich zu ein paar Erläuterungen veranlasst.

Die Kritik an den drei Vorrundenspielen seines Teams könne er „komplett verstehen“, sagt er. Aber, „die Frisur hat überhaupt keinen Einfluss auf die Leistung auf dem Platz“. Das ist sicher richtig, was aber ebenso klar ist: Die Schweizer haben ein besonderes Talent dafür, Angriffsflächen zu bieten, auch Akanji. Womöglich ist das einer der Gründe, warum die Mehrheit der Fußballinteressierten noch nicht erkannt hat, auf welch hohem Niveau der Dortmunder seit vielen Monaten spielt. Vielleicht würde es ihm helfen, wenn er sich von oben bis unten tätowieren lassen und gelegentlich einen Gegner in die Werbebande hineingrätschen würde. Doch Akanjis Ruf leidet darunter, dass er zuweilen ein wenig schnöselig wirkt.

„Ein grandioses Missverständnis““

An diesem Montagabend (21.00 Uhr im F.A.Z.-Liveticker zur Fußball-EM, im ZDF und bei MagentaTV) wird der Innenverteidiger von Borussia Dortmund es mit den legendären französischen Angreifern Kylian Mbappé, Antoine Griezmann und Karim Benzema zu tun bekommen – „offensichtlich drei sehr gute Stürmer“, wie Akanji einräumt. Doch auch jetzt, in den Tagen der EM, gelingt es ihm nur teilweise, dem Verdacht einer gewissen Selbstgefälligkeit entgegenzuwirken.

„Wir müssen auf höchstem Level spielen“, sagt er zum Achtelfinale gegen den Weltmeister, aber: „Wir alle wissen, wenn man weit kommen will bei so einem Turnier, dann muss man gegen einen Gegner wie Frankreich gewinnen.“ Und sowieso: „Wir haben auch schon gegen große Mannschaften gewonnen.“ Vor längerer Zeit haben die Autoren des Dortmunder Vereinsmagazins festgestellt, dass Akanji manchmal als „unnahbar“ wahrgenommen werde, „hart an der Grenze zur Arroganz“. Solche Einschätzungen seien jedoch „ein grandioses Missverständnis“.

Bei genauer Betrachtung von Akanjis Leistungen werden solche Fragen ohnehin schnell uninteressant. Im Umfeld des BVB wurde während der vergangenen Saison viel über Mats Hummels und Emre Can, am Ende auch über Lukasz Piszczek diskutiert, der solideste in der Abwehrkette war aber Akanji. Weil seine Leistungen konstanter waren, weil er weniger Fehler machte. Anhänger des BVB, die zu Beginn der EM sahen, wie sich Hummels gegen die französischen Angreifer quälte, bekommen nun eine Art Direktvergleich präsentiert.

Yann Sommer ist sicher, dass sein Abwehrchef am Montag einen guten Job machen wird. Akanji sei „von der Qualität her unglaublich“, sagt der Schweizer Torhüter, „er strahlt sehr viel Sicherheit aus, ist eine tolle Persönlichkeit, ein sehr intelligenter Junge“. Und ziemlich mutig ist er auch. „Gegen einen Gegner wie Frankreich darf man nicht nur verteidigen und sich verstecken“, sagt er, die Vergangenheit habe gezeigt: „Wenn man nur verteidigt, dann kriegt man irgendwann ein Tor, und dann ist es ganz schwer, den Schalter wieder umzulegen.“

Im Klartext heißt das: Kontergelegenheiten der Franzosen bereiten ihm keine große Sorge, was fast schon wieder etwas überheblich wirkt nach dieser durchwachsenen Schweizer Gruppenphase. Aber Akanji hat das Potential, aus einem Abend mit Duellen mit Weltstars wie Griezmann, Mbappé und Benzema als Sieger hervorzugehen. Wenn nur sein Team auf einem ähnlichen Niveau spielt.

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